Immer mehr Theologen unterzeichnen Klimaaktivismus-Petition
Immer mehr Theologinnen und Theologen solidarisieren sich mit den Klimaaktivisten der "Letzten Generation" und deren Anliegen: Das hat die aus Österreich stammende Ethikerin Prof. Claudia Paganini gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress (Dienstag) betont. Paganini, die an der Hochschule für Philosophie München Medienethik lehrt, zählt zu den Initiatoren der Erklärung "Handeln statt Kriminalisieren", mit der sich inzwischen über 1.800 Wissenschaftler aus dem gesamten deutschen Sprachraum mit den Klimaaktivistinnen und -aktivisten solidarisiert haben. Über 50 Unterschriften kommen inzwischen von Theologinnen und Theologen, so Paganini. Ein Grund dürfte laut Paganini darin liegen, dass "Theologinnen und Theologen vielleicht mutiger sind, als Wissenschaftler zu ihren Überzeugungen zu stehen".
In der Erklärung, die Ende April im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert wurde, werden Politik, Medien und Gesellschaft zu einer "angemessenen Akzentsetzung" aufgerufen und eine "notwendige Versachlichung der Debatte" eingemahnt. Anlass ist die Zunahme von Hassrede, Aggression und körperliche Gewalt gegen Klimaaktivistinnen und -aktivisten, so Paganini. "Und dieser Anlass besteht weiterhin", zeigt sich die Ethikerin besorgt: "Es gibt kein Bewusstsein dafür, dass das Bashing, die Herabwürdigung und das Lächerlichmachen der Aktivisten in der Öffentlichkeit die latente Gewaltbereitschaft gegen die Aktivisten nur noch weiter steigert". Dieser gefährlichen Eskalationsdynamik gelte es zu entkommen. Auch würden "kaum je die Beweggründe thematisiert, warum sich Menschen im Klimaaktivismus engagieren und warum ziviler Ungehorsam ein wichtiger Bestandteil einer reifen Demokratie ist".
Ein Grund für das wachsende Engagement und die zunehmende Solidarisierungsbereitschaft gerade unter Theologinnen liege laut Paganini in einem hohen "Krisenbewusstsein" von Theologen. "Sie haben eher ein Gespür dafür, dass Geschichte nicht nur eine lineare Abfolge gleichwertiger Zeitintervalle ist, sondern es den besonderen Moment, den 'kairos' gibt, in dem es gilt, zu handeln". Auch seien Theologinnen und Theologen bereits geübt darin, "ihr Wissenschaftsethos und ihre weltanschaulichen Überzeugungen miteinander in Einklang zu bringen und für ihre Werte auch öffentlich einzustehen" - darin hätten sie vielleicht sogar ihren säkularen Kollegen einiges voraus.
Irritiert zeigte sich Paganini schließlich von der aktuellen Debatte etwa zum Thema "Tempo 100" (eine der Forderungen der "Letzten Generation"). Wenn Politiker diese Forderung unter Verweis auf Einschränkungen von Freiheitsrechten zurückwiesen, so zeuge das von einem "stark verkürzten, rein auf den Erhalt von Konsumgewohnheiten ausgerichteten Freiheitsbegriff", so die Ethikerin. "Der Staat sollte eigentlich eine andere Art von Freiheit schützen, nämlich jene, dass sich Menschen in ihrem Menschsein verwirklichen können, ohne einander dabei zu schaden." In der aktuellen Debatte "degradiert sich der Staat jedoch zum bloßen Wächter von Konsumgütern" - dagegen hätten Theologinnen und Theologen in der Regel einen "weitaus differenzierteren Freiheitsbegriff". (Infos bzw. Erklärung online: https://handeln-statt-kriminalisieren.com)
Quelle: kathpress