
Expertin: Bei Klima- und Artenschutz auch Menschenrechte beachten
Angesichts der globalen Krisen steigt der Druck auf Staaten, Erfolge im Klima- und Artenschutz zu erzielen. Dabei werde auch die Vertreibung der lokalen Bevölkerung in Kauf genommen, besonders gefährdet seien indigene Gruppen, warnte die Leiterin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), Anja Appel, am Freitag. Als Anlassfall nannte sie kurz vor dem Internationalen Tag der Biodiversität am 22. Mai die Vertreibung von Angehörigen der Massai in Tansania.
Die tansanische Regierung argumentiere, dass diese Völker eine Bedrohung für die Umwelt darstellten und dass der einzige Weg, die Natur zu schützen, darin bestehe, die Menschen in andere Regionen des Landes umzusiedeln, erläuterte die KOO-Leiterin in einer Aussendung. Die Argumentation werde aber auf einem falschen Verständnis von Naturschutz aufgebaut, da Natur rein als Anreiz für den Elitetourismus und die kommerzielle Jagd bewertet werde.
Aufgrund der Erderhitzung und des dramatischen Rückgangs der Biodiversität sei die Lebensgrundlage für ein Drittel der Weltbevölkerung gefährdet, schätzte die KOO. Folglich erhöhe sich der Druck auf alle Staaten, wirksame Maßnahmen zum Klima- und Artenschutz zu setzen. Jedoch sei in vielen Weltregionen offensichtlich, dass sich die Auseinandersetzung um Zugang zu Wasser, Land und anderen Ressourcen dadurch noch verschärfe, so die KOO.
Der Kritik haben sich laut KOO auch internationale Partnerorganisationen der lokalen Völker in Österreich angeschlossen, u.a. das Welthaus Graz und die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar. Als Sorge formulierte etwa Sigrun Zwanzger von Welthaus Graz, dass die Regierung die katholische Kirche, die vor Ort wesentliche Gesundheitsinfrastruktur bereitstelle, unter Druck setzt, Einrichtungen - wie Mutter-Kind-Häuser - zu schließen. "Diese Maßnahmen der Regierung zielen bewusst darauf ab, die Menschen zur Abwanderung zwingen, da das Leben ohne grundlegende Dienstleistungen wie die Gesundheitsversorgung unerträglich wird."
Von Österreich verlangte die KOO politische Konsequenz angesichts des wachsenden Konfliktpotenzials, wie der Ratifizierung der ILO-Konvention 169 - dem Übereinkommen über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Im Falle Tansanias unterstützen die österreichischen Organisationen die lokalen Partnerorganisationen vor Ort dabei, Öffentlichkeit für ihr Anliegen zu generieren. Weiters sei Ende Mai der Besuch einer hochrangigen Delegation von Massai-Vertretern in Europa geplant, um internationale Unterstützung für die Beendigung der anhaltenden Zwangsvertreibungen und Menschenrechtsverletzungen zu gewinnen.
Die Koordinierungsstelle (KOO) ist Fachstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission und zugleich die Interessenvertretung der katholischen entwicklungspolitischen Einrichtungen Österreichs. Sie berät die Diözesen, Bischöfe und die Bischofskonferenz zur internationalen Zusammenarbeit und Weltkirche.
Quelle: kathpress