
Malteser und Diakonie: Beben in Türkei und Syrien nicht vergessen
Sechs Monate nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien haben die Malteser die Hilfsmaßnahmen ausgeweitet, wie das "Malteser International - Headquarters Europa" am Montag mitteilte. Dass der Bedarf an humanitärer Unterstützung noch immer hoch ist, bestätigte auch die evangelische Diakonie. Beide Hilfsorganisationen baten in ihren Aussendungen um Spenden. Nicht umsonst sprach die Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) von der schlimmsten Naturkatastrophe in Europa in 100 Jahren. "Die Lage in den Erdbeben-Gebieten ist immer noch sehr schwierig, weitere internationale Hilfe wird besonders jetzt, da die Region aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten ist, benötigt", so Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser.
Die Schreckensbilanz: Über 57.000 Menschen haben durch das Beben ihr Leben verloren, mehr als 350.000 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. Knapp 18 Millionen Menschen in der Türkei und dem benachbarten Syrien waren und sind direkt von den Auswirkungen der Katastrophe betroffen. Unmittelbar nach der Katastrophe hatte Malteser International ein Nothilfeteam entsandt, das die lokalen Behörden in der Türkei und Partnerorganisationen in Syrien bei der Bereitstellung dringend benötigter Hilfsgüter unterstützte. Jetzt, sechs Monate später, setzen sich die Malteser langfristig für die vom Erdbeben betroffenen Menschen ein. Laut UN-Angaben sind mehr als zehn Millionen Menschen in den betroffenen Regionen weiterhin auf humanitäre Hilfe angewiesen.
"Das Ausmaß der Zerstörung ist nach wie vor unfassbar", erklärte Thomas Weiss, Leiter der Nahostabteilung von Malteser International. Obwohl in vielen Teilen der Türkei die Aufräumarbeiten voranschreiten würden und teilweise mit dem Wiederaufbau begonnen worden sei, "stehen Millionen von Menschen vor dem Nichts". Die Bedürfnisse seien vielfältig: Weiss nannte medizinische Versorgung und Nachsorge, psychosoziale Betreuung zur Bewältigung von Traumata sowie die Bereitstellung von Grundversorgungsgütern in Notunterkünften und Camps.
In der Türkei stellt Malteser International in Zusammenarbeit mit dem Türkischen Roten Halbmond und anderen Partnerorganisationen Decken, Matratzen und Unterkunftspakete zur Grundversorgung bereit und betreibt ein Physiotherapiezentrum zur Rehabilitation. Auch Lebensmittelpaketen und Bargeld zur Beschaffung von Lebensmitteln auf den lokalen Märkten werden zur Verfügung gestellt.
Syrien: Zum Bürgerkrieg noch Erdbeben
In Syrien hat sich die bereits komplexe humanitäre Notlage durch das Erdbeben weiter verschärft und "stellt eine der größten humanitären Krisen der Welt dar", so die Malteser weiter. Im Nordwesten des Landes sind mehr als vier Millionen Menschen dringend auf Hilfe angewiesen. Auch hier arbeitet Malteser International eng mit Partnerorganisationen zusammen, um medizinische Versorgung vor Ort bereitzustellen und die Verteilung von Grundnahrungsmitteln in Notunterkünften, Camps und informellen Siedlungen zu übernehmen. Zudem installieren die Partnerorganisationen vor Ort Wasser- und Hygieneeinrichtungen.
Gegenwärtig unterstützt Malteser International sechs Krankenhäuser, eine Geburtsklinik mit Kinderkrankenhaus sowie acht Basisgesundheitsstationen in den Regionen Idlib und Nord-Aleppo. Zudem wurde im Juli im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts ein neues Container-Krankenhaus in Afrin eröffnet, das bis zu 150.000 Bedürftigen in der Region medizinische Versorgung ermöglicht. "Neben den physischen Auswirkungen leiden die Menschen vor allem unter unsichtbaren Wunden, den psychischen Traumata, die Zeit brauchen, um zu heilen", beschrieb Bilal Al-Kurdi von der Hilfsorganisation HIHFAD die Situation. Vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen in der Region litten unter den Folgen des Erdbebens. "Um die psychische Gesundheit der Kinder zu unterstützen, ist die Einrichtung kinderfreundlicher und sicherer Orte, an denen sie spielen und für einen Moment dem Alltag in den Camps entfliehen können, eine wichtige Maßnahme", so Thomas Weiss.
Malteser International (MI) ist ein Hilfswerk des katholischen Malteserordens und erfüllt besonders den Ordensauftrag "Hilfe den Bedürftigen". Die Organisation leistet in über 140 Projekten in 35 Ländern Hilfe für Menschen in Not, unabhängig von Religion, politischer Überzeugung, Herkunft oder Geschlecht. (Info: www.malteser-international.org; Spenden: Malteser Hilfsdienst e.V., IBAN: DE103 70601201201200012, BIC: GENODED1PA7, Spendenzweck: "Erdbeben Türkei/Syrien")
Im Sommer steigt Cholera-Gefahr wieder
Auch die Diakonie Katastrophenhilfe bittet weiterhin um Spenden für die Instandsetzung von Schulen, Krankenhäusern und Wohnungen im Krisengebiet. In den besonders betroffenen Gebieten Syriens rund um Aleppo, Latakia und Hama leben infolge des Bürgerkriegs viele Vertriebene, die evangelische Hilfsorganisation ist deswegen gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen dort schon seit vielen Jahren aktiv, wies Diakonie-Direktorin Moser am Montag hin. Das Erdbeben habe die Lage der vom Krieg geschwächten Menschen weiter verschlimmert.
Noch immer leben Tausende in Notunterkünften und anderen prekären Unterkünften. "Die Menschen brauchen weiterhin Nothilfe - Hygieneversorgung, sauberes Wasser und Nahrungsmittel. Zum anderen braucht es Mittel für die Instandsetzung", so Moser weiter. "Jetzt im Sommer, wenn es teils weit über 40 Grad hat, wird das Wasser knapp und die Gefahr von Cholera steigt dadurch auch wieder."
Ein großes Problem sei auch, dass die Menschen ihre ohnehin begrenzten Einkommensmöglichkeiten verloren, weil viele der Geschäfte etc. zerstört sind. "Deshalb brauchen sehr viele Menschen auch einfach Bargeld-Unterstützung, um sich das Notwendigste leisten zu können." Die Diakonie löse dieses Problem mit sogenannten "Cash for Work"-Projekten: "Für Räumarbeiten können wir 300 Familien ein Gehalt im Wert von ca. 120 US-Dollar über drei Monate bezahlen. Zusätzlich bekommen die Familien weiterhin die notwendige Kleidung und Lebensmittelpakete", hieß es in der Diakonie-Aussendung.
(Spenden: IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333, Kennwort: "Erdbeben-Nothilfe Syrien"; Online spenden: http://diakonie.at/erdbeben-hilfe-syrien)
Quelle: kathpress