
Oberösterreich: Auftakt zu Jägerstätter-Gedenken in St. Radegund
Anlässlich des 80. Todestages des NS-Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter fand am Dienstag und Mittwoch in seinem oberösterreichischen Heimatort St. Radegund die jährliche internationale Gedenkfeier statt. Den Auftakt bildete die Präsentation der neuen digitalen Jägerstätter-Edition, die die Schriften des Ehepaars Franz und Franziska Jägerstätter online zugänglich macht. Weiters standen u.a. eine Fußwallfahrt, ein Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer am Mittwochabend in der Pfarrkirche St. Radegund sowie eine anschließende Lichterprozession zur Jägerstätter-Grabstätte auf dem Programm.
"Das Interesse an der Lebensgeschichte des Innviertler Bauern und Familienvaters sowie dessen Gattin Franziska ist ungebrochen", so Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts (FFJI) an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, auf der offiziellen Website www.jaegerstaetter.at. Anlässlich des 80. Todestages nehmen nationale wie internationale Gedenkgruppen - etwa aus Italien und den USA - an den Feierlichkeiten teil.
Digitale Edition der Schriften
Die neue digitale Jägerstätter-Edition, herausgegeben von der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz und dem dort beheimatete "Franz und Franziska Jägerstätter Institut" (FFJI) hat den bisher umfassendsten Bestand an Schriften und Korrespondenzen des seliggesprochenen Kriegsdienstverweigerers und Märtyrers veröffentlicht. Die Schriften sind über die eigens eingerichtete Webseite https://edition.jaegerstaetter.at frei zugänglich.
Die neue digitale Ausgabe solle die pädagogische und pastorale Arbeit von Interessierten erleichtern und setze einen neuen Impuls für die Jägerstätter-Forschung und für den Unterricht in Fächern wie Ethik, Religion, Geschichte und politische Bildung, hieß es. So sind etwa Bibelstellen aufgelistet, die Jägerstätter wichtig waren. Die Jägerstätter-Edition wurde Anfang Juni in Linz erstmals präsentiert.
Weiters sprach der Asylexperte Herbert Langthaler über das Thema "Verfolgungsgrund Kriegsdienstverweigerung". Im Rahmen der diesjährigen Gedenkfeierlichkeiten wurde auch die neu in Deutsch und Englisch erschienene Broschüre "Franz Jägerstätter. Leben und Erinnerung" vorgestellt. Die Broschüre bietet einen Überblick zum Leben von Franz und Franziska Jägerstätter und enthält neues Bildmaterial. In eigenen kurzen Kapiteln werden die Kontroversen und Würdigungsformen in Gesellschaft, Kirche und Kunst sowie am Gedächtnisort St. Radegund thematisiert.
Der Innviertler Landwirt, Mesner und Familienvater Franz Jägerstätter (1907-1943) hatte sich aus Glaubensgründen geweigert, mit der Waffe für das Nazi-Regime in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und vor 80 Jahren, am 9. August 1943, in Brandenburg an der Havel durch Enthauptung hingerichtet. Die Seligsprechung erfolgte am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom, der liturgische Gedenktag Franz Jägerstätters ist sein Tauftag, der 21. Mai. (Info: www.jaegerstaetter.at)
Quelle: kathpress