Orthodoxe Christen feiern am 6. Jänner "Große Wasserweihe"
Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) wird am Samstag, 6. Jänner, am Wiener Donaukanal bei der Schwedenbrücke die "Große Wasserweihe" zelebrieren. Dieser traditionelle Ritus gehört zu den eindrucksvollsten Feiern der Orthodoxen Kirche und wird zum Gedenken an die Taufe Jesu am Tag der Erscheinung des Herrn (Epiphanie) in der Orthodoxie weltweit begangen.
Höhepunkt des von Psalmen, Bibellesung und Gebet getragenen Wortgottesdienstes ist das dreimalige Untertauchen eines kunstvoll gestalteten Holzkreuzes durch den Metropoliten. Mit dem Kreuz werden der Donaukanal und alle Gewässer, die Anwesenden und die ganze Stadt Wien gesegnet.
In Wien wurde die Tradition der Wasserweihe 2007 vom damaligen Metropoliten Michael Staikos (1946-2011) begründet. Der orthodoxe Segensgottesdienst ist mittlerweile ein selbstverständlicher Bestandteil des religiösen Brauchtums in der Bundeshauptstadt geworden. Die Feier am Donaukanal findet um die Mittagszeit statt, nach dem orthodoxen Festgottesdienst in der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale (1., Fleischmarkt 13). Den ganzen Jänner über wird Metropolit Arsenios in den griechisch-orthodoxen Gemeinden in Österreich und Ungarn die Wasserweihe vollziehen.
An der Feier in Wien nehmen nicht nur griechisch-orthodoxe Gläubige des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel teil, sondern auch Gläubige anderer orthodoxer Kirchen - etwa der rumänisch-orthodoxen und bulgarisch-orthodoxen -, die so wie das Ökumenische Patriarchat den Weihnachts-Festkreis nach dem Gregorianischen Kalender begehen und daher wie Katholiken und Protestanten am 6. Jänner das Epiphanie-Fest feiern. Andere orthodoxe Kirchen, etwa die russisch-orthodoxe und die serbisch-orthodoxe, feiern den Weihnachts-Festkreis nach dem Julianischen Kalender. Für sie ist am 6. Jänner der Heilige Abend und am 7. Jänner der Christtag. Sie begehen deshalb auch das Fest der Epiphanie bzw. die Wasserweihe erst am 19. Jänner.
Natur und Schöpfung werden geweiht
Die Wasserweihe kam von Jerusalem über Konstantinopel (Istanbul) nach Osteuropa. Besonders feierlich wird sie seit dem 19. Jahrhundert in Konstantinopel und Moskau begangen, aber auch in den Zentren der Orthodoxie in den USA. In Konstantinopel und in Moskau wird das Kreuz im Wasser versenkt, junge Leute tauchen danach, der Finder des Kreuzes überreicht es dem Patriarchen.
Durch die Taufe Jesu durch Johannes im Jordan wurde laut orthodoxer Theologie das Wasser dieses Flusses und aller Flüsse weltweit gesegnet. Deshalb wird, wie orthodoxe Theologinnen und Theologen betonen, mit dem Ritus die ganze Natur und Schöpfung geweiht. In der Wasserweihe kommt daher auch der Einsatz der Christinnen und Christen für die "Bewahrung der Schöpfung" zum Ausdruck.
Freilich geht es auch um mehr: Das geheiligte Wasser ist "Träger der Kraft der Erlösung, der Gnade Christi", es ist "Quelle der Unsterblichkeit", "Gabe der Heiligung", dient zur "Vergebung der Sünden" und auch der "Heilung von Krankheit", wie es im Gebet des hl. Patriarchen Sophronios heißt. Das Gebet ist ein wesentlicher Bestandteil der Liturgie der Großen Wasserweihe.
Die Wasserweihe wird in fließenden Gewässern, Seen, dem Meer und auch in den Kirchen vollzogen, wo das Wasser in Behältnissen bereitgestellt wird. Die Gläubigen nehmen das Wasser im Anschluss an die Liturgie in Flaschen mit nach Hause, wo sie in den kommenden acht Tagen jeweils am Morgen einen Schluck trinken. Zudem besuchen auch die Priester die Gläubigen in ihren Wohnungen bzw. Häusern und segnen diese mit dem geweihten Wasser.
Quelle: kathpress