Caritas fordert Reform der Deutschförderklassen
Die Caritas macht anlässlich des Internationalen Tages für Mehrsprachigkeit am Mittwoch auf den Schatz von Mehrsprachigkeit für die Gesellschaft aufmerksam und fordert eine Reform der Deutschförderklassen. "Die Vielfalt in Österreich steigt. Und das ist gut so", betonte Nora Tödtling-Musenbichler, Präsidentin der Caritas Österreich, in einer Aussendung am Dienstag und verwies auf die steigende Anzahl von Schülerinnen und Schülern, die aufgrund familiärer Migrationserfahrung mehrsprachig sind.
"Als Gesellschaft profitieren wir auf vielen Ebenen von Diversität", zeigte sich Tödtling-Musenbichler überzeugt. Ohne Frage sei der Erwerb von Deutsch als Bildungssprache zentral für eine gelingende Integration, aber, "es ist nicht weniger wichtig, dass Menschen, die zu uns kommen, auch ihre Erstsprache weiterentwickeln können", so die Caritas-Präsidentin. Schülerinnen und Schüler, die systematisch in zwei Sprachen beschult werden, entwickelten etwa höhere Sprachkenntnisse. "Nur wer in der Erstsprache gut verankert ist, kann gut Deutsch lernen."
Jedes dritte Schulkind in Österreich bringt familiäre Migrationserfahrung mit, geht aus einer aktuellen Studie mit dem Titel "Migration und Mehrsprachigkeit an Österreichs Schulen" hervor. An deren Erstellung waren neben der Caritas auch die Arbeiterkammer Wien, der Österreichische Gewerkschaftsbund, die Wirtschaftskammer, die Industriellenvereinigung, sowie Rotes Kreuz und Samariterbund beteiligt. Demnach haben bereits 29 Prozent der Schülerinnen und Schüler österreichweit eine andere Erstsprache als Deutsch.
Diese Zahlen zeigten, dass der Ausbau der Möglichkeiten zum Deutscherwerb, für erwachsene Menschen, die in Österreich leben, aber auch für Kinder und Jugendliche besonders dringlich sei, insbesondere eine Reform der Deutschförderklassen sei notwendig, so Tödtling-Musenbichler. "Ergebnis einer solchen Reform muss integrative Deutschförderung im Rahmen der Regelklasse mit einer zweiten Lehrkraft sein. Zusätzlich braucht es Deutschförderung in Kleingruppen", forderte sie.
Damit einhergehen müsse gezielte und mehrsprachige Informationen für die betroffenen Eltern, außerdem sollte Deutsch als Zweit- bzw. Fremdsprache qualitätsgesichert und entsprechend ein verpflichtendes Element in der Ausbildung für angehende Pädagoginnen und Pädagogen sein, forderte sie. Voraussetzung dafür sei eine angemessene Finanzierung, so Tödtling-Musenbichler.
Image der Mehrsprachigkeit fördern
Auch außerschulische Bildungsangebote müssten besser gefördert und finanziert werden, betonte die Caritas-Chefin mit Verweis auf die mittlerweile 68 Lerncafes, die die Hilfsorganisation mittlerweile österreichweit betreibt. "Derzeit ist das Angebot noch immer von Förderungen und Freiwilligen abhängig. Das ist zu wenig", kritisierte sie. In den Einrichtungen sehe man, wie wichtig das außerschulische Lernen für das Vorankommen der Schülerinnen und Schüler sei. "Die meisten unserer Lerncafé-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer schaffen den Schulabschluss und damit eine Grundlage für ihr eigenes Erwachsenenleben." Die Wartelisten für einen Platz im Lerncafés seien allerdings nach wie vor lang, weshalb ein Ausbau und die bessere Finanzierung dieser Angebote dringend angezeigt sei.
Als besonders wichtig erachte Tödtling-Musenbichler die Notwendigkeit, das Image von Mehrsprachigkeit zu fördern. "Während bilinguale Kinderbetreuungseinrichtungen und Volksschulen ein sehr positives Image genießen, gilt das nicht für die Mehrsprachigkeit generell. Manche Sprachen werden klar als wertvoller betrachtet als andere." Es gelte, den Wert der Mehrsprachigkeit generell hervorzuheben, "unabhängig von der jeweiligen Sprache", so die Caritas-Präsidentin. "Sprache ist eine Schlüsselfunktion für gelingende Integration. Daher gilt es alles dafür zu tun, den Deutscherwerb von Menschen mit Migrationshintergrund zu fördern. Dazu gehört auch die Förderung und Würdigung der jeweiligen Muttersprache."
Quelle: kathpress