Generalvikar Kolasa: Rücksichtslose Tötung von Zivilisten im Ukrainekrieg
"Wir versagen als Christen, wenn wir uns an das Leiden und Töten von Menschen gewöhnen oder müde werden": Der ukrainisch-katholische Geistliche und Wiener Ostkirchen-Generalvikar Yurij Kolasa mahnt zum zweiten Jahrestag der Invasion Russlands in der Ukraine "als Christen, alles zu tun, was wir können, um das Leben der Menschen zu retten und das Leid zu lindern". Die größte Tragödie des Krieges ist für ihn "die gnadenlose und rücksichtslose Tötung von Tausenden von Zivilisten, insbesondere von unschuldigen Kindern, durch ständige russische Raketen- und Drohnenangriffe auf die Wohngebiete in der Ukraine". Zusätzlich werde das Leben durch die Zerstörung ziviler Infrastruktur immer schwieriger, erklärte Kolasa gegenüber Kathpress und der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Donnerstag).
Krieg sei immer auch ein Ernstfall für den persönlichen Glauben, so Kolasa. Die Kirchen und die Gläubigen stünden daher in der Pflicht, sich als Friedensstifter zu bewähren. "Dazu zählt auch das beharrliche gemeinsame Gebet", sagte der Geistliche mit Blick auf die zahlreichen Friedensgebete am Jahrestag des Ukrainekriegs. Unter anderem im Wiener Stephansdom sowie in den Domkirchen in Salzburg und Innsbruck finden am Samstag ökumenische Friedensgebete statt.
Aktuell seien in der Ukraine noch immer Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe wie Lebensmittel, Medikamente oder Kleidung angewiesen, informierte Kolasa. Grundlegende Dienstleistungen wie Energie, Wasserversorgung und Heizung seien zerstört und ganze Städte lägen in Trümmern. Über sieben Millionen Menschen in der Ukraine sind nach Angaben der UNO stark von einer Nahrungsmittelnotlage betroffen.
"Die Ukraine ist das Opfer eines mittlerweile zweijährigen, unbegründeten und brutalen Angriffskrieges gegen die Zivilbevölkerung", so der selbst aus Lemberg stammende 49-jährige, der Generalvikar für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich ist. Es sei daher für die Kriegs-Betroffenen - besonders für Menschen in den von Russland besetzen Gebieten - notwendig zu wissen, dass sie nicht vergessen sind. "Das gibt diesen Menschen Kraft und Hoffnung, um überleben zu können", meinte Kolasa und mahnte, dass sich Österreich nicht an die Kriegsverbrechen in der Ukraine gewöhnen dürfe: "Wir müssen diesen Menschen eine Stimme geben und laut und klar die Wahrheit über diesen ungerechten, völkerrechtswidrigen Krieg sagen."
Die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine versuche aktuell "durch ihr Ausharren bei den Menschen in dieser menschlich aussichtslosen Situation ein Zeichen für Gottes Nähe und den Frieden zu sein". Konkret bedeute dies die seelsorgerische, humanitäre und psychologische Betreuung von traumatisierten Menschen, insbesondere Kindern. Um diese Arbeit fortsetzen zu können, bat Kolasa um Spenden, da es auch künftig eine der Hauptaufgaben der Kirche in der Ukraine sein werde, "Millionen von Menschenherzen zu verwandeln", um die Voraussetzung für die zukünftige Versöhnung zu schaffen. (Spenden: Ukraine Hilfe des Ordinariats für die Gläubigen der kath. Ostkirchen, IBAN: AT78 1919 0001 3602 6950, Zahlungsreferenz: 3722401205 Ukraine Hilfe)
Friedensgebete und Lichtermeer
Im Wiener Stephansdom sowie im Dom in Salzburg und Innsbruck finden am Samstag, dem zweiten Jahrestag der Invasion Russlands in der Ukraine, ökumenische Friedensgebete statt. Kardinal Christoph Schönborn feiert den Gottesdienst im Stephansdom am 24. Februar um 17 Uhr, bei dem Vertreterinnen und Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen Gebete sprechen und Kerzen entzünden werden. Das Friedensgebet im Salzburger Dom, das einen vom Ukrainischen Zentrum Salzburg organisierten Aktionstag abschließt, beginnt am Samstag um 18 Uhr.
Auch der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler ruft gemeinsam mit der ukrainischen Gemeinde zu einem ökumenischen Gebet am Samstag um 18 Uhr im Innsbrucker Dom auf. Zu dem Gebet werden auch der evangelische Superintendent Olivier Dantine sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik erwartet. "Im Gebet wächst trotz allem eine Widerstandskraft, ganz bestimmt jedoch eine Zuversicht", betonte Bischof Glettler im Vorfeld die Kraft des gemeinsamen Betenss. Auch die Katholische Jugend der Diözese Innsbruck regt Pfarren dazu an, für den Frieden zu beten und der Opfer zu gedenken; als verbindendes Element wird dafür ein eigenes Gebet zur Verfügung gestellt (https://jugend.dibk.at/News/Frieden-er-beten).
Bereits am Donnerstagabend (17 Uhr) lädt die Caritas in Wien zu einem Lichtermeer für die Millionen von Kindern, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind, ein. Mehr als 5.000 Kerzen sollen laut der Hilfsorganisation auf dem Stephansplatz entzündet werden, verbunden mit dem Appell, die Unterstützung für die Menschen in der Ukraine aufrechtzuerhalten.
Quelle: kathpress