Mender: Familienpolitik muss Anliegen der gesamten Gesellschaft sein
"Österreich muss ein Land sein, in dem sich Familien gut aufgehoben fühlen und ohne Sorgen und Ängste in die Zukunft blicken können. Und es muss ein Land sein, in dem junge Menschen mit Zuversicht eine Familie gründen können." - Das hat Peter Mender, Präsident des Katholischen Familienverbands Österreichs (KFÖ) im Kathpress-Interview betont. Die Familie sei die Basis der Gesellschaft, zeigte er sich überzeugt. Und dem KFÖ gehe es darum, diese Basis zu stärken. Unter dem Titel "Familie zukunftsfit 2024" habe der Familienverband einen breiten Beteiligungsprozess gestartet, mit dem Ziel, mit Blick auf die nächste Nationalratswahl ein neues Forderungsprogramm mit familienpolitischen Ideen zu erstellen.
Auf www.familie.at/zukunftsfit2024 können sowohl die bisherigen Forderungen des Familienverbands eingesehen als auch neue Ideen und Vorschläge zu verschiedenen Bereichen abgegeben werden.
Der KFÖ hat u.a. Arbeitskreise und sogenannte "virtuelle Stammtische" eingerichtet, um möglichst vielen Interessierten die Möglichkeit zur Mitarbeit zu bieten. Ein erster Stammtisch zur Bildung und Schule fand bereits statt, ein weiterer Stammtisch über "Finanzielles und Familienpolitik" findet am Montag, 18. März, um 18 Uhr statt. Um die Themen "Gesundheit und Familien" geht es beim Stammtisch am 20. März. Der Stammtisch am 25. März (mit Präsident Mender) ist der "ideellen Stärkung von Familien" gewidmet. Am 27. März geht es dann zum Abschluss um "Vereinbarkeit und Familienleben". Die Ergebnisse dieser "Stammtisch"-Diskussionen würden dann auch in das Forderungsprogramm des KFÖ eingearbeitet.
"Als größte überparteiliche Familienorganisation richten wir in jeder Legislaturperiode einen Forderungskatalog an die neue Bundesregierung", erläuterte Mender, wobei er im Kathpress-Interview festhielt, dass man nicht nur immer jammern dürfe. Es sei zuletzt in der Familienpolitik auch einiges gelungen bzw. umgesetzt worden, was der KFÖ schon länger gefordert hatte; so etwa die Valorisierung der Familienbeihilfe oder mit dem Familienbonus+ die steuerliche Berücksichtigung der Kinder.
Mehr finanzielle Unterstützung brauche es aber jedenfalls für viele Mehrkindfamilien, zeigte sich Mender schon jetzt überzeugt: "Wir sehen, dass durch die Teuerung und Inflation, gerade auf Familien mit mehreren Kindern große Belastungen zukommen. Was braucht es also noch an zusätzlichen Maßnahmen zu jenen, die schon gesetzt wurden, damit Familien gut leben können? Darüber wollen wir beraten." - Alle seien eingeladen, gemeinsam mit dem KFÖ darüber nachzudenken.
Warnung vor Altersarmut
Handlungsbedarf sah Mender auch bei den Frauenpensionen. Meist seien es die Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit reduzieren, um ihre Kinder zu betreuen. Um diese Frauen vor Altersarmut zu schützen, sei eine bessere Bewertung der Elternteilzeit für die Pension notwendig. Das gelte natürlich auch für Väter, die aus gleichen Gründen ihre Erwerbstätigkeit reduzieren.
Ein heißes und auch ideologisch aufgeladenes Thema ist die Kinderbetreuung. Wobei die Position des Familienverbands abseits aller Ideologien klar sei, wie Mender betonte: "Die Eltern wissen am besten, was für ihre Kinder gut ist. Jedes Kind ist unterschiedlich, jede Familie ist unterschiedlich." Daher sei Wahlfreiheit für den Familienverband das oberste Gebot. Nachsatz: "Und wir müssen auch als Gesellschaft hier die Rahmenbedingungen schaffen, dass diese Wahlfreiheit auch gegeben ist."
Familienfreundliche Betriebe
Der KFÖ-Präsident plädierte zugleich dafür, dass die Rede von "familienfreundlichen Betrieben" mehr sein müsse als nur Worthülsen. Der Familienverband sei hier mit gutem Beispiel vorangegangen. Nach der derzeitigen gesetzlichen Regelung besteht für Eltern ein Rechtsanspruch auf die volle Zeit von 24 Monaten Karenz nur dann, wenn der zweite Elternteil auch zumindest zwei Monate davon übernimmt. Im Familienverband habe man sich aber freiwillig dazu entschlossen, dass auch nur ein Elternteil die volle Zeit von 24 Monaten in Anspruch nehmen kann. Das sei grundsätzlich überall möglich, "wenn es das Einvernehmen mit dem Arbeitgeber gibt", erläuterte der KFÖ-Präsident.
Viele Unternehmen schmückten sich mit dem Schlagwort "Familienfreundlichkeit". "Und das wäre ein Punkt, um das noch mal zu unterstreichen, dass man hier freiwillig auf die 24 Monate geht." Mender fügte freilich auch hinzu, dass Österreich mit seiner Karenzregelung im internationalen Vergleich sehr gut liege. Doch Luft nach oben gebe es freilich immer.
Letzteres gelte auch für den Ausbau der Kinderbetreuung, wo auch bereits eine Reihe von Umsetzungsmaßnahmen laufen würden. Allerdings: In neue Infrastruktur zu investieren, sei dabei nicht die größte Herausforderung. Viel schwieriger werde es wohl sein, eine qualitative Betreuung sicherzustellen, gab der KFÖ-Präsident zu bedenken, "damit die Familien sicher sein können, dass ihre Kinder gut betreut werden." Das werde angesichts des zunehmenden Arbeitskräftemangels der entscheidende Punkt sein. Es müssten die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass sich Menschen wieder gerne für einen Beruf im Bereich der Kinderbetreuung entscheiden. Das bedeute auch eine finanzielle Aufwertung, so Mender.
Für Schlagzeilen sorgte der Familienverband vor Kurzem, als er sich für ein Handyverbot in Volksschulen aussprach - aus pädagogischen Gründen. Mender unterstrich im Kathpress-Interview dieses Ansinnen. Der Familienverband habe darauf auch von verschiedenen Seiten sehr positive Reaktionen bekommen, fördere es doch die Konzentration und das soziale Miteinander. In der Steiermark gebe es auch schon den politischen Willen, Maßnahmen in dieser Richtung zu setzen, berichtete Mender.
Kochen mit dem Präsidenten
Ein wichtiges Anliegen sei dem Familienverband auch das Thema "Gesunde Ernährung". - In den Schulen, aber darüber hinaus ganz generell in den Familien. Mit "Online-Kochshows" möchte der Familienverband auf dieses Thema hinweisen und auch gleich praktische Tipps bieten. Drei Kochshows (16. März, 15. Juni, 28. September) werden angeboten, zu denen man sich über die Website des Familienverbands anmelden kann. Dann steht einem live Mitkochen mit Profikoch Peter Koblhirt nichts mehr im Weg. Auch Peter Mender wird sich unter die Online-Teilnehmenden mischen und sich ein paar Tipps holen. Ein Koch-Profi sei er nicht, "aber ich koche gerne. Vielleicht mehr mit Leidenschaft als Professionalität, aber es wird schon auch gerne gegessen, was ich so koche."
Peter Mender wurde im September 2023 zum neuen Präsidenten des Katholischen Familienverbands Österreichs (KFÖ) gewählt. Der zweifache Vater wohnt in Vorarlberg und ist als Unternehmensberater tätig. Mender wird von drei Vizepräsidentinnen unterstützt: Barbara Fruhwürth, Judith Tscheppe und Britta Brehm-Cernelic.
(Infos: www.familie.at bzw. www.familie.at/zukunftsfit2024)
Quelle: kathpress