Bischofsvikar Mattel: Gläubige wollen keine zentralisierte Kirche
Um die Erzdiözese Salzburg zukunftsfit zu machen, soll in die Seelsorge vor Ort investiert und die Verwaltung so strukturiert werden, "dass möglichst viel Energie für die Pastoral bleibt". Mit diesen Worten hat Bischofsvikar Harald Mattel das von ihm geleitete Diözesanprojekt "Kirche in der Region" umschrieben. Sowohl in der Synode als auch im Zukunftsprozess der Erzdiözese sei deutlich geworden: "Die Gläubigen wünschen sich eine Kirche, die nahe bei ihnen vor Ort ist - und nicht die Konzentration auf einige zentrale Orte, wo Kirche erfahrbar wird", erläuterte der designierte Salzburger Generalvikar in der aktuellen Ausgabe des "Rupertusblattes" (28. April).
Wie das gut umgesetzt werden kann, versuchten sich die Verantwortlichen zu überlegen und dabei die vorhandenen personellen und finanziellen Ressourcen bestmöglich einzusetzen, erklärte Mattel. Jede Pfarrgemeinde wünsche sich natürlich, einen Pfarrer und eine Pastoralassistentin oder einen Pastoralassistenten nur für sich haben, "und vielleicht noch einen Verwalter, der den Seelsorgern diese Arbeit abnimmt." Aber: "Das wird realistisch betrachtet nicht möglich sein."
Um die seelsorgliche Versorgung der Gemeinden vor Ort gewährleisten zu können, "müssen wir überregional denken" und die Frage beantworten: "Wie setzen wir das verfügbare Personal am effizientesten ein?"
Betroffene werden "mit ins Boot" geholt
Auf die Frage, inwieweit die betroffenen Gläubigen in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, antwortete der Bischofsvikar: "Wir bauen auf das Subsidiaritätsprinzip." Pfarren, Gemeinden, Haupt- und Ehrenamtliche vor Ort sollen "mit ins Boot" geholt werden.
Strukturell gehe die Zukunft wohl in Richtung der Pfarrverbände, "weil sie mehr der Kirche vor Ort entsprechen und näher bei den Menschen sind", erklärte Mattel weiter. In einem früheren Grundsatzbeschluss sei sehr auf die Dekanatsebene gebaut worden, aber das seien "vielleicht drei Schritte zu viel" gewesen, räumte er ein.
Pfarren aufzulösen sei nicht die Strategie, "es ist aber auch kein absolutes Tabu". In 50 Jahren werde es wohl weniger Pfarren geben als heute - "aber ich kann nicht sagen, wie viele weniger und ob dieser Prozess in drei oder in dreißig Jahren beginnt". Wenn in einer Pfarre nicht mehr genug Ressourcen vorhanden seien, um sie in der jetzigen Form zu erhalten, "muss man schauen, ob es für die Zukunft vielleicht immer noch eine Kirchengemeinde oder einen Gottesdienst vor Ort gibt - ohne dass es eine eigene Pfarre ist", so Mattel.
Das Wichtigste, was eine Gemeinde braucht, sind nach den Worten des früheren Pfarrers von Salzburg-Maxglan und von Seekirchen Mitglieder, die bereit sind, ihre Gemeinde lebendig zu halten. "Dort, wo Pfarrgemeinden so schrumpfen, dass ich mich nur auf das hauptamtliche Engagement verlassen kann, wären sie sehr bald keine Gemeinde mehr."
Ziel ist Zukunftsvision für die Seelsorge
"Kirche in der Region" ist ein von Erzbischof Franz Lackner beauftragtes Projekt, in dessen Fokus "eine Vision für die Seelsorge" in den Regionen der Erzdiözese Salzburg und deren künftige Absicherung stehe, wie es im "Rupertusblatt" heißt. Drei Arbeitsgruppen sind mit der Weiterentwicklung des Projekts beauftragt, der leitenden Steuerungsgruppe gehören neben Harald Mattel auch Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner, Wirtschaftsdirektor Cornelius Inama und Kommunikations-Chef Thomas Hödl an. Bis Sommer 2024 sollen zunächst mit Vertreterinnen und Vertretern der Pfarrgemeinderäte die zu klärenden Themen gesammelt werden. In einem zweiten Schritt gehe es um Zuständigkeitsklärung: "Was ist eine Aufgabe für die Pfarre und den Pfarrgemeinderat, was für den Pfarrverband und den Pfarrverbandsrat (den es zukünftig überall geben soll), was für Dechant, Dekanat und Dekanatskonferenz?"
(Info: https://eds.at/kirche-in-der-region)
Quelle: kathpress