"Patriarch des Abendlandes"
Theologe Hoff sieht synodales Signal
"Patriarch des Abendlandes"
Theologe Hoff sieht synodales Signal
Die Wiederaufnahme des Titels "Patriarch des Abendlandes" durch Papst Franziskus ist nicht nur ein Signal an die Ökumene, sondern auch ein Ausdruck des synodalen Wandels der katholischen Kirche unter Franziskus: Darauf hat der Salzburger Theologe Prof. Gregor Maria Hoff hingewiesen. "Den römischen Einheitskatholizismus des 2. Kirchenjahrtausends kannte die alte Kirche nicht – und auch nicht jene Durchgriffsrechte, die das 1. Vatikanische Konzil mit dem Lehr- und Jurisdiktionsprimat des Papstes festlegte. So darf man die Wiederaufnahme eines altkirchlichen Titels als synodales Signal in die römisch-katholische Kirche wie in die Ökumene hinein betrachten", schrieb Hoff in einem Gastbeitrag auf "katholisch.at" (Donnerstag).
Dass die Wiederaufnahme dieses Titels durch Franziskus nicht nur auf Wohlwollen trifft, sondern "ein gewisses Unbehagen" etwa aus orthodoxer Sicht hervorruft, sei verständlich, habe doch Franziskus diesen Schritt ebenso wenig begründet wie zuvor Benedikt XVI. seinen Verzicht auf den Patriarchentitel erklärt hatte. Überhaupt sei es notwendig, die jetzige Kehrtwende des Papstes beim Patriarchentitel im Kontext auch des Verzichts Benedikts XVI. 2006 zu sehen. Ein genauerer Vergleich der Motive zeige nämlich, dass beide durchaus von "ökumenischer Absicht" geprägt seien, auch wenn sie einander diametral entgegenstehen. Was wie eine "Kurskorrektur" Franziskus' gegenüber seinem Vorgänger erscheint, sei jedoch eher als Signal einer "echten Traditionsdynamik" zu verstehen – also einer produktiven Weiterentwicklung bei gleichzeitiger Wahrung der ökumenischen Absicht.
Was bedeutet das konkret? Während Benedikt XVI. auf den Titel des Patriarchen des Abendlandes verzichtete, um einen "symbolischen Akt" in Richtung der Orthodoxie zu setzen und den Weg u.a. freizumachen für eine Neujustierung des Petrusamtes, nimmt Franziskus den Titel nun wieder auf aus letztlich denselben Gründen – nämlich eine Stärkung der Ökumene durch symbolischen Rückgriff auf die altkirchliche Patriarchatsstruktur.
Tatsächlich könne man diese gleichsam synodale und auf eine Reform des Verständnisses vom Petrusamt im Vergleich zu den Patriarchaten abzielende Theologie bereits in den frühen ekklesiologischen Arbeiten Joseph Ratzingers entdecken, führte Hoff aus. Er erinnerte in dem Zusammenhang etwa an Ratzingers 1964 gehaltenen Vortrag beim Zweiten Vatikanischen Konzil über "Primat und Episkopat", der in den Gesammelten Schriften 2010 unverändert wieder abgedruckt wurde. Darin halte Ratzinger u.a. fest, dass es eine Neujustierung des Verhältnisses zwischen Petrusamt als Dienst an der Einheit und Patriarchaten brauche.
Ein Rekurs auf die Überlegungen Ratzingers würde daher laut Hoff innerkatholisch "Spielräume" öffnen für eine "anders gewichtete Auffassung des gelebten Jurisdiktionsprimats, die auch für die Ökumene Optionen erschließen könnte: weniger gelebte Zentralmacht Roms - nach innen wie außen hin. Folgt man Ratzinger, lässt sich der Primat des Papstes auf diese Weise deutlich stärker in die communial-synodale Ordnung der Alten Kirche einbinden."
Quelle: kathpress