
Schönborn: Welt braucht auch künftig einen Brückenbauer als Papst
Der emeritierte Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, hat sich angesichts des bevorstehenden Konklaves für einen Nachfolger von Papst Franziskus ausgesprochen, der wie dieser als Brückenbauer in einer polarisierten Welt wirken soll. In seiner Kolumne "Antworten" in der Zeitung "Heute" (Freitag; 25. April) schreibt Schönborn, dass viele Menschen heute einen Papst erwarten, "der Brücken baut über die vielen Gräben, die uns trennen".
Die zentrale Aufgabe eines Papstes und Bischofs von Rom sei bereits in dessen Titel erkennbar, so Schönborn: Das lateinische Wort "Pontifex" bedeute "Brückenbauer". Dies betreffe nicht nur das Verhältnis der Menschen untereinander - zwischen Religionen, Kulturen und Regionen - sondern "vor allem zwischen uns und Gott", der Kardinal. Papst Franziskus sei ein solcher Brückenbauer gewesen: "Franziskus war das", erklärte Schönborn und weiter: "Morgen werden ihm viele dafür danken."
Schönborn würdigte in der Kolumne insbesondere die Nähe von Franziskus zu den Menschen, seine Sorge um die Armen und seinen einfachen Lebensstil. Die Beerdigung des Papstes am Samstag in Rom erfolge schlicht, wie es dem Wunsch von Franziskus entspreche: "Nicht im prunkvollen Petersdom, sondern in seiner Lieblingskirche, Santa Maria Maggiore, in einem einfachen Holzsarg, unter dem Boden", erklärt Schönborn. Auf der Grabplatte werde lediglich der Name "Franciscus" stehen.
Dies entspreche dem Leben und dem Selbstverständnis des Papstes, der "einfach und nahe bei den Menschen, besonders den Armen" gelebt habe. Trotz der Schlichtheit seien die Trauerfeiern in Rom aber auch ein Großereignis "mit vielen prominenten Gästen", so Schönborn. "Unzählige Menschen aus aller Welt reisen an, um dem Papst die letzte Ehre zu erweisen."
Konklave Anfang Mai
Voraussichtlich ab Anfang Mai findet das Konklave statt, bei dem ein Nachfolger von Papst Franziskus gewählt wird. Laut Statuten ist ein Beginn ab dem 15. Tag nach dem Tod des Papstes möglich, das wäre der 6. Mai. Möglich ist ein früherer Beginn sobald alle wahlberechtigten Kardinäle in Rom versammelt sind.
Nach aktuellem Stand werden 134 Kardinäle an der Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle teilnehmen. Von den 135 Wahlberechtigten hat der spanische Kardinal Antonio Canizares Llovera (79) laut Medienberichten aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Der frühere Erzbischof von Sarajevo, Kardinal Vinko Puljic (79), der wegen seiner angeschlagenen Gesundheit zunächst ebenfalls nicht nach Rom kommen wollte, hat nun doch eine ärztliche Freigabe für die Reise erhalten. Beim Konklave sind alle Kardinäle unter 80 Jahren zur Wahl des neuen Papstes berechtigt.
Das Medieninteresse an den Trauerfeiern für Papst Franziskus und am folgenden Konklave ist gewaltig. Rund 4.000 Journalisten aus allen Kontinenten haben sich seit dem Tod des Papstes neu beim Vatikan akkreditiert. Zusätzlich sind nach Angaben des vatikanischen Presseamtes rund 500 Medienschaffende permanent akkreditiert.
Quelle: kathpress