
Caritas: Unvorstellbare Auswirkungen der Klimakrise in Kenia
Auf die dramatischen Auswirkungen der Klimakrise in Ostafrika hat der Kärntner Caritasdirektor Ernst Sandriesser hingewiesen. "Wir in Europa haben keine Vorstellung davon, was der von uns verursachte Klimawandel in Kenia anrichtet. Zuerst vertrocknen die Brunnen, dann das Gras, dann verdursten die Ziegen, dann die Kamele und dann sterben die Kinder", sagte Sandriesser in der aktuellen Ausgabe der Kärntner Kirchenzeitung Sonntag. Hintergrund war eine Caritas-Projektreise nach Kenia.
Neben Hunger und Wassermangel sprach Sandriesser auch die Folgen der Einstellung der US-Entwicklungshilfe an: "Der Stopp der amerikanischen humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit wird zwischen zwei und vier Millionen mehr Tote am afrikanischen Kontinent nach sich ziehen." Das sei "unfassbar", so der Caritasdirektor. Europa stehe daher in einer besonderen Verantwortung. Deshalb, so der Caritasdirektor, "dürfen wir jetzt mit unserer Hilfe nicht nachlassen. Das ist auch unsere christliche und humanitäre Verantwortung."
Im Zentrum der Caritas-Hilfe stehen laut Sandriesser akute Hungerhilfe und der langfristige Aufbau wirtschaftlicher Perspektiven, besonders in ländlichen Regionen: "Wenn wir wollen, dass die Menschen in ihren Regionen bleiben und nicht in die Nachbarländer emigrieren, dann müssen wir ihnen eine Möglichkeit zum Überleben geben." Der Klimawandel treffe in Kenia - wie in vielen Ländern des Globalen Südens - vor allem jene Menschen, "die sowieso zu wenig zum Leben haben und von der eigenen Landwirtschaft abhängig sind".
Nomaden müssen Existenz umkrempeln
Die nomadisch lebende Bevölkerung sei von den veränderten Klimabedingungen besonders betroffen: "Die Trocken- und Regenzeiten sind überhaupt nicht mehr stabil. Die grundsätzlich hervorragend an das extreme Klima angepassten Nomaden müssen nun ihre gesamte Existenz umkrempeln." Die Caritas-Partnerorganisation PACIDA unterstütze diesen Wandel durch Bildungsarbeit und landwirtschaftliche Projekte.
Auch in Nairobi engagiert sich die Caritas - etwa im Slum Kariobangi, einem der größten der afrikanischen Metropole mit rund zwei Millionen Einwohner:innen. Gemeinsam mit franziskanischen Missionsschwestern betreibe man dort Schulen: "Mit Schulbildung entkommt man am ehesten dem Elend." Mit sehr wenig Geld biete man jedes Jahr Hunderten Kindern "eine echte Perspektive". Mittlerweile kämen ehemalige Schülerinnen und Schüler zurück und unterrichteten an den Schulen.
Ein weiteres Projekt ist das von der Caritas unterstützte orthopädische Rehabilitationszentrum in der Stadt Ol'Kalou, das Kindern mit schweren Knochenerkrankungen und Amputationen eine umfassende medizinische Betreuung bietet. Geführt wird es von den "Kleinen Schwestern vom Heiligen Josef", einem Missionsorden aus Verona. "Ich werde den Jungen nie vergessen, der 14 Jahre lang am Boden gesessen ist und nun gehen lernt. Es geschehen dort jeden Tag Wunder", so Sandriesser.
Sorge bereitet dem Caritasdirektor die Zukunft des Zentrums: Die Ordensschwestern würden alt, der Kontakt nach Europa schwächer. "Ich hoffe, dass wir in Kärnten Ärzt:innen und Menschen finden, die sich dieses erfolgreichen Projekts annehmen", so Sandriesser.
(Hungerhilfe-Kampagne: Kärntner Sparkasse IBAN: AT40 2070 6000 0000 5587 Kennwort Hunger; www.caritas-kaernten.at/hunger)