
30 Jahre Laien als Pfarrassistenz: Diözese Linz würdigt Berufsgruppe
Seit 30 Jahren gibt es in der Diözese Linz Pfarrassistentinnen und Pfarrassistenten, die Mitverantwortung in der Leitung von Pfarren übernehmen. 111 Frauen und Männer haben diese Funktion in 115 der 487 Pfarren der Diözese seit Inkrafttreten des Statuts von Bischof Maximilian Aichern 1994 ausgeübt und zusammen mit einem Priester, dem sogenannten "Pfarrmoderator", als hauptamtliche Seelsorgende gewirkt. Vergangene Woche wurde ihr Engagement im Bildungshaus Schloss Puchberg gewürdigt, wie die Diözese Linz am Dienstag mitteilte. Sie hätten zu einer "Verwirklichung von Kirche, die nah bei den Menschen ist und Gemeinschaft aufbauen will", beigetragen, sagte Diözesanbischof Manfred Scheuer bei diesem Anlass.
Scheuer betonte, er sehe die Seelsorgerinnen und Seelsorger als Missionarinnen und Missionare. Ihre Mission habe einerseits Breitenwirkung - wenn es darum gehe, dass die Stimme des christlichen Glaubens Wirkung entfalte für das Wohl und die Würde der konkreten Menschen, besonders wenn es um Schwächere und Opfer bestimmter gesellschaftlicher Entwicklungen gehe. Zugleich gehe es aber auch darum, den eigenen Glauben an andere weiterzuvermitteln. "Auskunft im Glauben zu geben heißt, die Menschen mit Gott in Berührung zu bringen", so Scheuer.
1994 sie es ein "absolutes Novum" gewesen, dass Frauen und Männer ohne Weihe ein pfarrliches Leitungsamt übernahmen, erinnerte Matthias List, Mitglied im Vorstandsteam der Berufsgemeinschaft der Pfarrassistentinnen und -assistenten. Durch die guten Rahmenbedingungen in der Diözese Linz habe sich dies mit der Zeit normalisiert, sodass man nun in der neuen Pfarrstruktur gut daran anknüpfen könne.
Festrednerin Brigitte Gruber-Aichberger, insgesamt 22 Jahre lang Dienstvorgesetzte von über 300 pastoralen Mitarbeitenden, würdigte den persönlichen Einsatz und den Gestaltungswillen der Pfarrassistentinnen und -assistenten, die als "tragende Säulen der Seelsorge und des diözesanen Geschehens" gewirkt haben. Die Hineinnahme von qualifizierten Frauen und Männern in die Leitung von Pfarren habe "das äußere Erscheinungsbild von Kirche verändert", so die Theologin. Zudem gelte auch: "Ob Menschen sich in der Kirche zuhause fühlen und dazugehören wollen, hängt wesentlich vom Bild ab, das von Kirche vermittelt wird."
Wenn voraussichtlich 2028 alle 39 Dekanate der Diözese Linz durch die neue Pfarrstruktur neu geordnet und als Pfarren gegründet sind, wird es den Beruf der Pfarrassistentin bzw. des Pfarrassistenten nicht mehr geben. Künftig sollen die Pfarren von einem Pfarrer gemeinsam mit einer Pastoralvorständin und einem Verwaltungsvorstand geleitet werden. In den Pfarrteilgemeinden übernehmen Seelsorgeteams die Leitungsverantwortung. Die bisherigen Pfarrassistenten würden dadurch jedoch nicht arbeitslos, teilte die Diözese mit. Einige von ihnen sind bereits als Pastoralvorständinnen in den neuen Pfarren tätig, andere übernehmen weitere pastorale Aufgaben, beispielsweise als Seelsorgeverantwortliche.
Die Berufsgemeinschaft der Pfarrassistentinnen und -assistenten präsentierte beim Festakt in Puchberg das Buch "Gott sei Dank, Pfarrassistentinnen und Pfarrassistenten! - Gemeindeleitung in der Diözese Linz". Darin wird dieser besonderen Berufsgruppe von vielen Seiten Wertschätzung entgegengebracht, darunter von Bischof Scheuer oder Irmgard Lehner vom Bereich Pfarre & Gemeinschaft, selbst 16 Jahre lang als Pfarrassistentin in Wels-St. Franziskus tätig. Im Buch wird das Berufsbild aus verschiedenen Perspektiven in den Blick genommen und Pfarrassistentinnen und -assistenten berichten über ihren Arbeitsalltag. Das Werk kostet 21,60 Euro und ist im Behelfsdienst der Diözese Linz erhältlich.
Quelle: kathpress