
Krautwaschl: Weihnachtsfreude auch in Zeiten der Krise berechtigt
Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl hat angesichts internationaler Krisen, des Ukraine-Kriegs und gesellschaftlicher Spannungen zu Weihnachten zu Hoffnung statt Resignation aufgerufen. "War Weihnachtsfreude angebracht, als dieser Jesus geboren wurde?", fragte Krautwaschl im Interview mit der "Kleinen Zeitung" (25. Dezember) und verwies auf Krieg, Fremdherrschaft und Flucht zur Zeit der Geburt Jesu. "Und trotzdem ist Gott Mensch geworden. Das gibt auch heute, in Zeiten der Krise, Anlass zu Freude", sagte der Bischof. Weihnachtsfreude sei auch in schwierigen Zeiten angebracht, so Krautwaschl. Zugleich forderte er zu einem respektvolleren gesellschaftlichen Umgang und zu einer "Abrüstung der Worte" als Beitrag zum Frieden auf.
Optimismus sei für ihn dabei nicht der passende Begriff. "Optimismus ist mir ein zu innerweltlicher Begriff. Ich ziehe ihm die Hoffnung vor, weil Hoffnung heißt, dass man über die Welt hinaus glauben kann", betonte Krautwaschl. Hoffnung ermögliche, auch in Krisenzeiten nicht zu resignieren.
Zum Krieg in der Ukraine erklärte der Bischof, Christen müssten für den Frieden eintreten, Selbstverteidigung im Fall eines Angriffs sei jedoch legitim. Er verwies auf die jüngste Friedensbotschaft des Papstes, der kritisiert habe, "dass 2,5 Prozent des weltweiten BIP in den Kauf von Waffen gehen". Daraus ergebe sich die Frage, "ob Sicherheit nur über Aufrüstung herzustellen ist oder nicht auch durch ein gutes Miteinander". Zugleich warnte Krautwaschl vor einer zunehmenden Abstumpfung durch soziale Medien: "Wir erleben, dass wir vor lauter Hinschauen-Müssen nicht mehr hinschauen können." Und weiter: "Aber auch wie wir selbst miteinander umgehen, wird uns zunehmend egal. Statt das Gemeinsame zu stärken, kränken wir uns mit Worten und Taten. Und um unsere kleine Welt zu schützen, umgürten wir sie mit Zäunen."
Kritik übte der steirische Diözesanbischof an US-Vizepräsident JD Vance und dessen Verständnis vom Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. "Er hat nicht begriffen, dass wir als Christen nicht aus und für uns selber in die Welt hineingeboren sind, sondern dass wir uns immer wieder von Neuem fragen müssen, wer - ins Elend geraten - zu unserem Nächsten geworden ist." Christliche Haltung bedeute, "dass wir uns selbst zum Nächsten machen: so wie der Samariter, der einem völlig Fremden in äußerster Not hilft" - "Das ist unsere Pflicht."
"Das Große und Ganze in Erinnerung rufen"
Gefragt zur Sparpolitik der österreichischen Regierung meinte der Bischof: "Wenn die Regierung und das Parlament das so entschieden haben, weil sie es für richtig und wichtig halten, dann akzeptiere ich das. Das ist Demokratie. Unsere Aufgabe als Kirche ist es allerdings, das Große und Ganze in Erinnerung zu rufen." Als Beispiel nannte Krautwaschl die Kürzung der Entwicklungszusammenarbeit. Er sei "heilfroh, dass wir mit unseren kirchlichen Hilfswerken im Kleinen doch einiges weiterbringen".
Zur Rolle der Kirche hielt der Bischof fest: "Die Kirche muss sich in der Welt von heute verständlich machen können." In der Debatte um das Kreuz in Klassenzimmern verwies Krautwaschl auf die klare gesetzliche Regelung und betonte, das Kreuz sei "weit mehr als nur ein christliches Symbol". "Mit seiner Eliminierung würden wir uns von unserer eigenen Geschichte abschneiden. Wohl deshalb wurde die Debatte bereits nach ein paar Stunden von Frau Schillings Parteichefin beendet."
Zum von ÖVP, SPÖ, Neos und FPÖ beschlossenen Kopftuchverbot bis 14 Jahre an Schulen verwies Krautwaschl auf die Position der Bischöfe. Beim Tragen eines Kopftuchs dürfe es "nie um Zwang im Sinne einer Verpflichtung oder eines Verbots gehen". Zugleich bezweifle man "auch mit Blick auf die Religionsfreiheit, ob das ständige Dreinfahren mit Gesetzen hier motivierend wirkt". Toleranz dürfe jedoch nicht bedeuten, "dass man alles nivelliert". Und weiter: "Letztlich geht es um unser aller Gemeinwohl und die Frage, ob wir uns wirklich aufeinander einlassen wollen. Ist das der Fall, dann ist es völlig egal, woher jemand stammt."
Quelle: kathpress