
Grünwidl: Stephanitag erinnert an weltweite Christenverfolgung
Der Stephanitag, der Festtag des durch Lynchjustiz umgebrachten ersten Märtyrers der Kirche, erinnert an die Christenverfolgungen der Gegenwart. Das hat der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl beim Festgottesdienst am Freitag im Wiener Stephansdom betont. "Rund 380 Millionen Christen leiden unter Feindseligkeiten und Einschränkungen der Religionsfreiheit, werden in den Untergrund gedrängt, damit die sichtbare Kirche verschwindet, bis hin zu Verfolgung, Gefängnis, Folter und Mord", so Grünwidl bei der kirchenmusikalisch festlich gestalteten Messe in der Domkirche, die dem heiligen Stephanus geweiht ist.
"Nordkorea, Jemen, Pakistan, Iran, Indien - die Liste der Länder, in denen Christen bedroht und benachteiligt, verfolgt und auch getötet werden, ist lang", führte der ernannte Erzbischof aus und sagte: "Die vielen Christenverfolgungen unserer Zeit müssen eine Wunde sein, die uns schmerzt. Vergessen wir nicht auf unsere verfolgten Schwestern und Brüder!" Er rief dazu auf, durch Spenden, Öffentlichkeitsarbeit, Petitionen und durch solidarisches Gebet die Verfolgten zu unterstützen.
"Religionsfreiheit und die staatliche Anerkennung von Kirchen und Religionsgemeinschaften sind keine Selbstverständlichkeit. Danken wir Gott, dass wir nicht um unseres Glaubens willen verfolgt werden, wie Diakon Stephanus und unzählige Märtyrer bis heute", hielt Grünwidl fest, um gleichzeitig einzumahnen: "Das unblutige Martyrium - Zeugnis für Christus ablegen und Zeugen des Glaubens sein - das jedoch bleibt uns nicht erspart."
Glauben im Alltag bezeugen
Trotz gesellschaftlichen Gegenwinds Zeugnis zu geben, sei daher ein Grundauftrag für Christen, führte Grünwidl weiter aus und erinnert dabei an ein bekanntes Wort von Papst Paul VI. im Zusammenhang mit seiner Enzyklika über die Evangelisierung: "Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte - und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil es Zeugen sind."
Den Glauben bezeugen habe nichts zu tun mit überreden, manipulieren oder unter Druck setzen. Grünwidl wörtlich: "Ein Glaubenszeuge bin ich, wenn man an meiner Art zu denken, zu reden und zu handeln erkennt, dass ich Christ bin. Das können wir von Stephanus lernen, der sich mutig und unerschrocken zu Christus bekannt hat. Auch wir haben keinen Grund, unseren Glauben zu verstecken oder feig zu sein, denn für das Evangelium und für Jesus Christus brauchen wir uns nicht zu schämen."
Beim Gottesdienst mit zahlreichen ständigen Diakonen und ihren Familien verwies der künftige Erzbischof auf den zweifachen Dienst des Diakons, der eine caritativ-soziale und eine liturgische Komponente habe. "Liturgie und Caritas, Gottesdienst und Menschendienst, die betende und die dienende, helfende Kirche sind im Diakonenamt vereint und beide Bereiche haben auch mit allen Getauften zu tun: den Glauben in der Kirche feiern und den Glauben im Alltag leben, indem wir helfen und den Glauben bezeugen - das ist unser aller Auftrag und Berufung." Auch das habe der Diakon Stephanus vorgelebt.
Der Stephanitag, der zweite Weihnachtstag, ist in Österreich ein Feiertag, der zusätzlich völkerrechtlich über das Konkordat abgesichert ist. In vielen Ländern begeht die Kirche diesen Feiertag in Solidarität mit verfolgten Christinnen und Christen.
Quelle: kathpress