Krautwaschl: Können von Koreas Christen viel lernen
Österreichs Katholiken kann von ihren Glaubensgeschwistern in Südkorea viel lernen: Darauf hat der Bischof Wilhelm Krautwaschl am Sonntag in Grazer Dom beim Festgottesdienst zum 45-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Graz-Seckau und Masan hingewiesen. Der Altbischof der südkoreanischen Diözese, Francis Xavier Ahn Myong-ok, war mit einer Abordnung aus seiner Heimat zum Festgottesdienst gekommen. Erst in der Vorwoche hatte der Grazer Bischof mit einer steirischen Delegation in Südkorea an der Weihe des neuen Bischof von Masan, Constantine Bae Ki-Hyen, teilgenommen.
Angesichts von vielen Kirchenaustritten, fehlendem Priesternachwuchs, starkem Katholiken-Rückgang und des Aufkommens nichchristlicher Lebensentwürfe fragten sich im "alten und vielfach müden Europa" viele Menschen, "ob wir mit dem Glauben an Jesus Christus auf das falsche Pferd gesetzt haben", gab Krautwaschl zu bedenken. In der noch jungen Kirche Südkoreas herrsche hingegen ein "alternativer Lebensstil, der uns Christen auszeichnet": Man könne in der ständig wachsenden Grazer Partnerdiözese erkennen, dass ein ganz auf Gott ausgerichtetes Leben "erfüllend und ansteckend" ist, so der Bischof über seine Reiseeindrücke.
Heutige Christen sollten genauso wie im Urchristentum Maß nehmen an der Lebensart Gottes, der dem Menschen "nicht berechnend" begegne, forderte Krautwaschl. Wichtig sei zudem das Vertrauen darauf, dass Gottes Wort wachsen und sich ausbreiten könne - "indem wir uns anstacheln lassen vom Glaubensbekenntnis und von der Hoffnung", die von den Gläubigen in Masan vermittelt werde, so der Bischof. Die Diözese Graz-Seckau könne ihrer Partnerdiözese weiterhin "Erfahrungen aus gelebter christlicher Tradition aus acht Jahrhunderten mit auf den Weg geben"; immer wieder werde sie aber auch den Austausch darüber suchen, wie man die "Herausforderungen einer zunehmend von Konsum geprägten Welt" meistern könne.
Christianisierung forderte Blutzoll
Krautwaschl verwies auf die bewegte Geschichte des Christentums in Korea: Lange Zeit durften Priester die Halbinsel nicht betreten, weshalb die katholische Kirche durch Laien gegründet und "durch das Martyrium vieler im ersten Jahrhundert der Christianisierung mit zusätzlichem Lebensantrieb versorgt worden" sei. Mittlerweile seien die Katholiken unter den Christen die größte Konfession und stellten in der im südöstlichen Teil Südkoreas gelegenen Diözese Masan mit einer Gläubigenzahl von 180.000 etwa sieben Prozent der Bevölkerung. Die erst 1966 errichtete Diözese verzeichne ein rasches Wachstum mit jährlich rund 5.000 Taufen, darunter zahlreiche Erwachsenentaufen.
Am Anfang der Partnerschaft zwischen Masan und Graz stand die Katholische Frauenbewegung, die die damals vom Koreakrieg schwer gezeichnete Diözese bereits Ende der 1950er-Jahre mit der Spenden aus der "Aktion Familienfasttag" unterstützt hatte. Maßgeblich zum Wachsen der Partnerschaft trug auch der steirische Priester Josef Platzer (1932-2004) bei, der von 1970 bis 1996 in Korea wirkte. 1971 besiegelten die damaligen Diözesanbischöfe Josef Chang und Johann Weber offiziell die Diözesanpartnerschaft, wechselseitige Besuche und Kulturaustausch folgten. Auch zwischen steirischen und koreanischen Pfarren wurden Kontakte geknüpft, zudem wurden mit Spenden aus Graz Sozialprojekte und christliche Bildungsinitiativen in Masan unterstützt.
Wesentlich geprägt wurde die Partnerschaft auch durch die Ausbildung von koreanischen Seminaristen im Grazer Priesterseminar. Rund 20 junge Männer aus Südkorea haben bisher an dem Austauschprogramm teilgenommen und an der katholisch-theologischen Fakultät in Graz studiert, darunter auch der nunmehrige neue Bischof von Masan, Bae. Seit einigen Jahren wirken auch koreanische Kapläne für einige Jahre in der Diözese Graz-Seckau. Aktuell sind zwei von ihnen in zwei steirischen Pfarrverbänden im Einsatz.
Quelle: kathpress