
Schönborn für zweiten Lift am Stephansplatz
Kardinal Christoph Schönborn hat sich in die Debatte um die Errichtung eines zweiten Aufzugs bei der U-Bahn-Station am Wiener Stephansplatz eingeschaltet. Tatsächlich sei der bestehende Lift "recht klein", ein zweiter wäre "wirklich wünschenswert" und "besonders notwendig für Menschen mit Behinderung oder Mütter mit Kinderwagen", stellte der Wiener Erzbischof in seiner Freitags-Kolumne der Tageszeitung "Heute" fest.
Ein zweiter Aufzug war von der Stadtregierung im Frühjahr angekündigt worden. Dann erfolgte jedoch eine Absage, zumal die Wiener Linien als Betreiber nicht für die Kosten von zwei Millionen Euro aufkommen wollten. "Inakzeptabel", urteilte nach Protesten die Volksanwaltschaft über eine auch künftige mangelhafte Barrierefreiheit am Stephansplatz, aufgrund derer bestimmte Personengruppen lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssten. Die Zeit drängt, zumal noch im August die Generalsanierung des Stephansplatzes startet, mit deren Abschluss laut Medien ein zehnjähriges Aufgrabungsverbot in Kraft tritt.
Lautstark hatte die Behindertenberatung "Bizeps" für einen zweiten Lift mobilisiert. Mit 220.000 Fahrgästen täglich sei die Station am Stephansplatz die meist angefahrene U-Bahn Station, hieß es am Dienstag, als vor Ort ein "Protestpicknick" veranstaltet wurde. Ebenso wie Menschen mit Behinderungen, seien auch Eltern mit Kinderwägen, ältere Menschen und Touristen mit Koffern auf den bestehenden winzigen Aufzug angewiesen, vor dem sich täglich Schlangen bildeten. "Es ist eine Schande für die Stadt, am ersten Wahrzeichen von Wien nur einen kleinen Aufzug aus der U-Bahnstation zu haben", so Bizeps-Sprecherin Cornelia Scheuer.
Von Kirchenseite hatte Caritas-Präsident Michael Landau für den zweiten Lift votiert. Das Anliegen solle geprüft und ernst genommen werden, sei doch die aktuelle Situation "jedenfalls kein Ruhmesblatt für Wien und einer gut verwalteten und lebenswerten Stadt meiner Einschätzung nicht würdig", so Landau in einem Facebook-Eintrag. Ähnlich der Familienverband der Erzdiözese Wien, der im Rückzieher der Stadt eine "Verzögerungstaktik" und ein "Sparen am falschen Ort" ortete.
Ein Einlenken geschehe offensichtlich nur durch Druck, so der Behindertenanwalt des Sozialministeriums, Erwin Buchinger. Er rief die Wiener Linien dazu auf, es "nicht darauf ankommen" zu lassen; der Bau des zweiten Liftes sei auch "gesetzlich geboten". Auch der zuständige Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) , ÖVP-Behindertensprecher Franz-Joseph Huainigg und der Grüne Verkehrssprecher machten sich für einen zweiten Lift stark.
Quelle: kathpress