Aktuelle Krisensituation fordert christliches Zeugnis
Wenn die Welt - einem oft gehörten Topos folgend - "aus den Fugen" ist, so braucht es umso mehr Menschen, die sich nicht in Aggression oder Depression flüchten, sondern die "tätige Hoffnung" üben und "weltweite Solidarität" zeigen: Das hat der emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari bei einer Predigt am Sonntagmorgen im Salzburger Dom betont. Damit die gegenwärtige Krise mit ihren vielfältigen Bedrohungsszenarien vielleicht gar die "Chance zu einer Erneuerung" wahre, brauche es nicht zuletzt das Glaubenszeugnis von Christen, die auf Gott setzen, "denn das profundeste Wissen über die aktuelle Stärke und Schwäche der Kirche und der Christenheit überhaupt inmitten der Menschheit erschließt sich nur einem ebenso nüchternen wie liebenden Blick mit den Augen des Glaubens", so Kapellari.
Als Beispiel für ein solcherart zeichenhaftes christliches Zeugnis verwies Kapellari auf den jüngst in Frankreich während eines Gottesdienstes ermordeten Priesters Jacques Hamel. "Er war, er ist ein Mann der Kirche, die zwar viele Runzeln, viele Fehler hat, die sich aber einem vertieften Blick immer wieder und so auch heute als schön weil gut gezeigt hat und zeigt".
Tatsächlich sei Gott in Europa noch "millionenfach präsent im Herzen und im Leben unzähliger Christen und ihrer Gemeinschaften", unterstrich Kapellari. Dies gelte es positiv gegen die gegenwärtige Krisenstimmung zu betonen - ebenso wie den Wert des Schönen - auch dieses müsse gerade in einer Welt, die sich als unansehnlich und hässlich präsentiert, immer wieder in Erinnerung gerufen werden: "Das wirklich Schöne hat ein bleibendes Heimatrecht in der Kirche", das nicht durch die diakonische Dimension tätiger Liebe allein ersetzt werden könne.
Bischof Kapellari konzelebrierte im Salzburger Dom beim Abschlussgottesdienst zu den heurigen "Salzburger Hochschulwochen", die im Anschluss mit einem Festakt und einem Festvortrag von Kardinal Reinhard Marx endeten. Die Hochschulwochen standen heuer unter dem Generalthema "Leidenschaften". Rund 800 Studierende und Interessierte hatten an den Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen und Workshops sowie am umfangreichen kulturellen Rahmenprogramm teilgenommen, das diese älteste Sommerakademie im deutschen Sprachraum vom 1. bis 7. August zu bieten hatte.
Quelle: kathpress