Diözese Innsbruck wirbt für Schauspiel "Etty"
Der Diözese Innsbruck bringt gemeinsam mit dem Wattener Kulturverein "Grammophon" und ihrem früheren Pressereferenten Franz Stocker das Schauspiel "Etty" als szenische Lesung für drei Vorstellungen nach Tirol. Es basiert auf Erlebnissen der in Auschwitz ermordeten niederländischen Jüdin und Lehrerin Etty Hillesum (1914-1943); ihre posthum veröffentlichten Tagebücher wurden in 14 Sprachen übersetzt (auf Deutsch: "Das denkende Herz") und machten sie weltberühmt. Die Diözese Innsbruck würdigte in ihrer Ankündigung am Montag die mit dem Stück gelungene Kombination von "Erotik, Spiritualität, intellektueller Leidenschaft und jüdischem Humor". Es werde gezeigt, dass man "auch unter schwierigsten Bedingungen Lebenssinn bewahren" könne.
Der Regisseur und Psychotherapeut Johannes Neuhauser hat aus 700 Tagebuchseiten eine verdichtete Fassung entworfen, die ein Schauspielteam des Linzer Landestheaters ab 2015 als "szenische Lesung" präsentierte. In Linz waren die Aufführungen eineinhalb Jahre lang gänzlich ausverkauft und bekamen hervorragende Kritiken. Der Linzer (und vormalige Innsbrucker) Bischof Manfred Scheuer sagte nach seinem Besuch des Theaterstückes im Jänner 2017 im Rahmen des Internationalen Holocaust-Gedenktages: "Etty Hillesum glaubte an das 'Trotzdem' Gottes und der Liebe inmitten der Hölle von Krieg, nationalsozialistischer Besatzung und Deportation." Die Auseinandersetzung mit den tiefen Gedankengängen in ihren Tagebüchern sei "erschütternd und Hoffnung gebend zugleich".
In Tirol wird die Schauspielerin Bettina Buchholz die Etty spielen, an ihrer Seite der Schauspieler Sven Kaschte und der Musiker Günther Gessert. Auch Regisseur Neuhauser wird anwesend sein und wie das Schauspiel-Duo nach den Aufführungen für Gespräche zur Verfügung stehen.
"Junge Frau, die leidenschaftlich liebt und lebt"
In Ettys Tagebuch stehe die Shoah, der nationalsozialistische Völkermord an den europäischen Juden, nicht im Mittelpunkt, teilte die Diözese Innsbruck mit. Es gehe vielmehr um eine "junge Frau, die leidenschaftlich liebt und lebt, und so zu einer tiefen Menschlichkeit und Spiritualität vorstößt - jenseits aller gesellschaftlichen Konventionen und religiösen Wertvorstellungen". Auch nehme das Theaterprojekt Bezug auf die Rolle österreichischer NS-Schergen, die zu den größten Kriegsverbrechern in den Niederlanden zählten; etwa SS-Gruppenführer und Generalleutnant Wilhelm Harster, der nach dem "Anschluss Österreichs" die Gestapo Tirol aufbaute und ab Sommer 1940 Befehlshaber der Sicherheitspolizei in den Niederlanden war.
Das Gastspiel der Linzer Schauspieler in Tirol ermöglichen viele Institutionen und Unternehmen mit ideellen, organisatorischen und finanziellen Beiträgen - darunter Gruppen und Einrichtungen der katholischen und der evangelischen Kirche in Tirol und die Israelitische Kultusgemeinde Tirol/Vorarlberg.
Die drei Spieltermine in Tirol sind am 22. November in der Kolpingbühne in Lienz, am 23. November in der Werkstätte Wattens und am 24. November im Haus der Begegnung in Innsbruck. (Info und Tickets: www.dibk.at und www.kv-grammophon.at)
Quelle: kathpress