Stephansdom: Instandsetzung der Riesenorgel braucht Schutzpatrone
"Werde zum Schutzpatron der Riesenorgel im Stephansdom": Mit diesem Appell sollen potenzielle Spenderinnen und Spender motiviert werden, einen Beitrag zur Wiederinstandsetzung des seit 1991 stillgelegten größten Musikinstruments Österreichs zu leisten. Am 12. April 2020, dem Ostersonntag, soll die neue Riesenorgel auf der Westempore des Doms wieder eingeweiht werden - auf den Tag genau 75 Jahre, nachdem ihre Vorgängerin, die Alte Riesenorgel, beim großen Dombrand am Ende des Zweiten Weltkriegs völlig zerstört worden ist.
Details zu der jetzt angelaufenen Fundraising-Kampagne des Vereins "Unser Stephansdom" gaben dessen Obmann Günter Geyer, Kardinal Christoph Schönborn, Dompfarrer Toni Faber, Domkapellmeister Markus Landerer, Orgelbauer Wendelin Eberle und Werbeagentur-Chef Mariusz Demner am Donnerstag bei einem Pressegespräch in der Bartholomäuskapelle des Stephansdoms bekannt. Ziel ist es laut Geyer, ein Drittel der von Bund und Ländern mit je einer Million Euro mitgetragenen Gesamtkosten durch Spenden aufzubringen.
Erzbischof Schönborn, er ist auch Schirmherr des Vereins "Unser Stephansdom", erinnerte an die dramatischen Umstände, als am Ende des Zweiten Weltkriegs, in der Nacht auf den 12. April 1945, beim großen Dombrand u.a. die Riesenorgel auf der Westempore völlig zerstört wurde. Das Zerschellen der in den Kirchenraum herabgestürzten Pummerin und das laut Zeitzeugen erschütternde "Wehklagen" der verbrennenden Orgelpfeifen seien zwei eindrückliche Symbole sinnloser Zerstörung im Krieg gewesen. Schönborn wies zugleich auf den von seinem Vorgänger als Wiener Erzbischof, Kardinal Theodor Innitzer, sofort in Angriff genommenen Wiederaufbau hin, den die gesamte Bevölkerung mit großer Hilfsbereitschaft mitgetragen habe. Auch jetzt, 75 Jahre später, hoffe er auf Großzügigkeit bei der Wiederinstandsetzung der unbrauchbar gewordenen, seit 1991 nicht mehr bespielbaren Riesenorgel.
Klangfülle wie noch nie im Dom
Domkapellmeister Landerer erwartet sich, wie er sagte, in zweieinhalb Jahren faszinierende Klangerlebnisse nach der Wiederinbetriebnahme der gerade abgebauten und in Vorarlberg durch die Orgelbaufirma Rieger restaurierten Riesenorgel. Dabei sei der komplexe Innenraum des Doms akustisch problematisch, die Beschallung durch nur eine Orgel sei von Anfang an nie intendiert gewesen. Moderne Elektronik mache es aber möglich, dass hinkünftig die restaurierte Riesenorgel zusammen mit der Kauffmann-Orgel im Chorraum "den gesamten Dom zum Klingen bringen" werden - in einer Weise, wie es vorher noch nie zu hören war. Landerer rechnet für die Zeit nach Ostern 2020 mit "faszinierenden Orgelkonzerten", die durch die erstmals erreichte Klangfülle auch ein "körperliches Erlebnis" sein würden.
Orgelbauer Eberle von der beauftragten Vorarlberger Firma kündigte Österreichs größte Orgelanlage an, die von zwei mobilen Spieltischen aus - auf der Empore und im Kirchenraum - bespielbar sein wird.
Einen Rückblick auf die bis ins 14. Jahrhundert zurückreichende "Orgellandschaft" im Stephansdom machte Dompfarrer Faber: Die erste urkundliche Erwähnung einer Orgel in St. Stephan lasse sich mit dem Jahr 1334 datieren - 25 Jahre bevor Herzog Rudolfs IV., "der Stifter", den Grundstein für den Südturm legte.
Online-"Spendenbarometer"
Für die zum Nulltarif arbeitende Werbeagentur "Demner, Merlicek & Bergmann" erläuterte Mariusz Demner Details der geplanten multimedialen Kampagne: Herzstück ist die Website www.riesenorgel.at. Dort erfährt man nicht nur Wissenswertes über die Geschichte der Orgel, sondern hat auch die Möglichkeit, mittels "Spendenbarometer" direkt seinen Beitrag zu leisten. Als Dankeschön erhält jeder "Schutzpatron" nach dem Hochladen eines Porträtfotos ein persönliches Ikonenbild und wird in einem Goldenen Buch angeführt, das bis 2020 virtuell auf der Webseite einzusehen ist. Großspender erhalten Anstecknadeln und sogar Orgelpfeifen als Dankeschön.
Laut Demner haben sich auch viele Partner im Medienbereich bereit erklärt, gratis für die Riesenorgel im Stephansdom zu werben - die Kampagne wird in Printmedien, Online, auf Citylights, in Social Media und Hörfunk präsent sein.
"Die Riesenorgel ist, ebenso wie der Stephansdom selbst, ein Ausdruck unserer österreichischen Identität", betonte Vereinsobmann Günter Geyer. "Sie ist ein bedeutendes Kulturgut unseres Landes, das wir wieder zum Erklingen bringen wollen." Es gelte die "letzte große Wunde zu schließen", die der Dombrand vor 75 Jahren gerissen hatte. (in Kürze online: www.riesenorgel.at)
Quelle: kathpress