Opferschutz: Waltraud Klasnic jetzt auch Anlaufstelle für ÖSV
Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen holt sich der Österreichische Skiverband (ÖSV) Hilfe bei Waltraut Klasnic. Die frühere steirische Landeshauptfrau, die seit 2010 als Opferschutzanwältin für Fälle von Missbrauch und Gewalt in der katholischen Kirche wirkt, fungiert ab sofort zusätzlich als "Offene Ansprechstelle" für den ÖSV. Das hat ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel am Montagabend im "ZiB2"-Interview bekanntgegeben. Anlass dafür sind Vorwürfe gegen den Skiverband, die von der ehemaligen alpinen Skirennläuferin Nicola Werdenigg in verschiedenen Medien erhoben wurden.
Klasnic werde diese Aufgabe "vorerst als Person wahrnehmen" und sie "unabhängig und vertraulich ausüben", erklärte der Sprecher der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft, Prof. Herwig Hösele am Dienstag im Interview mit Kathpress. Klasnic wolle damit "zur Aufarbeitung der in den letzten Tagen bekanntgewordenen Schattenseiten der Erfolgsstory des österreichischen Skisports beitragen". Die primäre Aufgabe gelte Opfern, die sich direkt bei Klasnic per E-Mail (waltraud.klasnic@opfer-schutz.at) sowie über die eigens dafür Telefon-Hotline unter 0664/3835260 wenden können. "Die Gespräche und Informationen werden selbstverständlich vertraulich behandelt", betonte Hösele.
Die ehemalige Skirennläuferin Werdenigg, geb. Spieß, hatte gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" (20. November) von Übergriffen durch Trainer, Betreuer und auch Kollegen im ÖSV-Team der 1970er-Jahre berichtet und damit eine Debatte ausgelöst. Sie selbst sei als 16-Jährige vergewaltigt worden, auch anderen Athletinnen sei es ähnlich ergangen, hieß es in dem Aufsehen erregenden Interview der ehemaligen Abfahrtsläuferin. Kurz darauf bestätigte eine zweite ehemalige österreichische Skirennläuferin im "Standard", die anonym bleiben wollte, die damaligen sexuellen Übergriffen. "Wir waren ja Freiwild", sagte die Sportlerin, "damals ist jeder irgendetwas passiert."
Quelle: kathpress