Katholischer Familienverband zu PISA: "Kein Kind zurücklassen"
Anlass zur Sorge bietet laut dem Katholischen Familienverband Österreich (KFÖ) die jüngst veröffentlichte Sonderauswertung zu den PISA-Testungen: Der Anteil jener Kinder, die trotz ungünstiger sozioökonomischer Bedingungen gute Leistungen erbringen, sei zwischen den Testungen 2006 und 2015 gesunken. "Wir dürfen kein Kind zurücklassen", mahnt KFÖ-Vizepräsidentin Astrid Ebenberger am Dienstag in einer Aussendung angesichts der Ergebnisse.
Konkret geht es dem KFÖ um den Anteil an "resilienten Schülern", der von 28 auf 23 Prozent gesunken sei. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen. Als Vorbild könne hier etwa Deutschland dienen; dort sei der Anteil der "resilienten Schüler" von 25 auf 32 Prozent gestiegen. In Deutschland profitierten Schüler vom gemeinsamen Unterricht mit besser gestellten Schülern, dem ganztägigen Unterricht sowie vom seltenen Wechsel der Pädagogen und einem motivierendem Führungsstil der Direktoren.
Kritisch sieht Ebenberger die geplante Begabtenförderung in dafür eigens errichteten Schulen: "Die individuelle Förderung ist uns ein großes Anliegen, es soll aber kein Zweiklassen-Schulsystem dabei entstehen." Zudem warnt sie vor drohenden Sanktionen für Familien, wie etwa Strafen für Schulschwänzer: Finanzielle Sanktionen führten eher zu einer Abnahme der Resilienz. "Dass man damit den Druck auf die Familien und in Folge auf die Kinder verstärkt, statt sie zu motivieren, liegt wohl auf der Hand", so die Einschätzung der Pädagogin.
Ebenberger fordert hingegen eine Chancenindexierung für Schulen mit erhöhten Anforderungen, mehr Unterstützungspersonal sowie den flächendeckenden Ausbau der ganztägigen Schulformen mit kostenfreiem Zugang inklusive Mittagessen, der nicht mehr an die Berufstätigkeit der Eltern gebunden sein dürfe. "So wird die Ganztagsschule zum Chancenpool."
Bei allen Bemühungen dürfe allerdings die Wahlfreiheit nicht auf der Strecke bleiben. "Letztendlich müssen die Eltern entscheiden, durch wen sie ihre Kinder am Nachmittag betreuen lassen, dennoch bin ich überzeugt, dass ein attraktives Angebot an Ganztagsschulen auch entsprechend nachgefragt wird", so Ebenberger.
Quelle: kathpress