Kardinal Schönborn warnt vor Idee des Einheitsstaats
Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, hat vor der Idee eines durch "gewaltsame Vereinheitlichung" erreichten Einheitsstaats gewarnt. Dieses Konzept sei einer der "großen Leidensverursacher" in der neueren Geschichte, sagte Schönborn am Samstag in seiner Dankesrede zur Verleihung des Europäischen Karlspreises in Augsburg. Mit der Auszeichnung würdigte die Sudetendeutsche Landesmannschaft das Eintreten des Kardinals für die europäische Einigung, für Völkerverständigung und die christliche Erneuerung der europäischen Kultur.
Dieses Prinzip bekomme in "unseren Tagen" wieder "tragische Aktualität", sagte Schönborn mit Verweisen auf Indien, Myanmar oder "Islamische Staaten". Wie immer in der Geschichte der letzten Jahrhunderte führe die Ideologie der "Vereinheitlichung des Staates" auch heute zu einer "massiven Vertreibung von Minderheiten", die für den Kardinal einen "schweren Verstoß gegen elementare Menschenrechte" darstellt. Schließlich führe eine solche Tendenz auch immer zum "Verlust der Freiheit", denn Freiheit gebe es nicht ohne ein wirkliches Ja zur Vielfalt.
Insofern sei eine Sensibilität gegen alle Tendenzen, die das Miteinander zerstören, und ein Wiedererwachen des Nationalismus nötig. "Heimatliebe ist gut und notwendig, aber Heimat darf nie zur Ausschließung werden. Sie ist immer vielgestaltig und nie nur meine Heimat", betonte der Kardinal.
Schönborn wurde in Böhmen geboren und stammt aus einer Familie, die selbst vertrieben wurde. Das Erlebte habe ihm gezeigt:
Viele unserer Heimatvertriebenen haben aus dem Halt, den sie im Glauben hatten, ihr Schicksal bewältigt und die Kraft gefunden, ein neues Leben aufzubauen und eine neue irdische Heimat zu schaffen.
Positiv ausgewirkt habe sich "ihr Glaubensmut, ihre Glaubenshoffnung und ihr Glaubenszeugnis" auch auf die Kirche in Deutschland und Österreich.
Mit Papst Franziskus richtete der Kardinal einen Appell an alle Betroffenen:
Lasst niemals zu, dass die Vergangenheit euer Leben bestimmt. Blickt immer nach vorne.
Ausdrücklich gewürdigt hat Schönborn auch das Engagement so vieler für die alte Heimat.
Nicht Nostalgie, erst recht nicht Ressentiments, sondern einfach gelebte Solidarität mit den Menschen, die jetzt dort leben, wo wir einmal zu Hause waren.
Quelle: kathpress