St. Pöltner Bischof Küng: Seelsorge braucht neue Grundlage
Ähnlich wie in vielen Ortskirchen Mitteleuropas wird es auch in der Diözese St. Pölten notwendig sein, "eine neue Grundlage für die Seelsorge zu schaffen". Das antwortete der scheidende Diözesanbischof Klaus Küng in einem Interview der "NÖN" (Niederösterreichische Nachrichten; Dienstag-Ausgabe) auf die Frage, wo er die großen Herausforderungen für die kommenden Jahre sehe. Aus seiner Sicht werde es "vor allem darum gehen, die christlichen Familien zu den wichtigsten Trägern der Weitergabe des Glaubens zu machen". Auch gelte es, eine Gebetsbewegung für die jungen Generationen aufzubauen.
Zur Schaffung einer neuen Grundlage gehöre laut Küng auch die Anpassung der Pfarrstrukturen an heutige Gegebenheiten, auch dem besonderen Charisma der Klöster, der Bewegungen und der Erneuerungsgemeinschaften werde eine große Bedeutung zukommen.
Über seinen Nachfolger Alois Schwarz und dessen Arbeit in der Diözese Gurk-Klagenfurt sagte Küng:
Ich habe in der Vergangenheit manchmal von Turbulenzen gehört, war und bin aber der Meinung, dass solche aus der Entfernung schwer zu beurteilen sind.
Schwarz habe seine Qualitäten "und es wird gutgehen, wenn alle zusammenstehen". Die "mediale Hetzkampagne" gegen Schwarz bedaure er, "weil sie für ihn sicher belastend ist und in der Diözese Verunsicherung auslöst". Küng riet, sich von solchen Kampagnen nicht zu sehr beeindrucken zu lassen. Vorrangig gelte es, den Weg weiterzugehen, "den wir vor Gott und mit dem Blick auf das Wohl der Menschen für richtig halten".
Schwieriger Anfang in St. Pölten
Als einen Höhepunkt seiner 14-jährigen Tätigkeit in der anfangs - nach dem Rückzug Bischof Kurt Krenns - von Turbulenzen gekennzeichneten Diözese bezeichnete Küng, "als ich nach einigen Jahren ohne Priesterweihe im Dom von St. Pölten mit reger Teilnahme des Klerus und in sehr guter Atmosphäre fünf Diakonen die Priesterweihe spenden konnte". Dies sei für ihn ein augenfälliges Zeichen für einen "Heilungsprozess" gewesen. Seine schwierige Einstiegsphase zunächst als Visitator in der Diözese habe ihn "viel Kraft gekostet", bekannte der Bischof. Er erinnerte an die Schließung des Priesterseminars, die noch Krenn auf seinen Rat hin durchführte, und an die kirchenrechtliche Aufarbeitung des dortigen Skandals nach downgeloadeten kinderpornografischen Fotos.
Seine nächsten Pläne seien die Übersiedlung nach Wien, wo Küng mit Priestern und Laien in Gemeinschaft wohnen und u.a. in der Peterskirche weiterhin geistliche Aufgaben übernehmen werde. Im August werde er sich einige Wochen Erholung in Tirol gönnen und von dort aus auch seine Heimatdiözese Feldkirch besuchen. Aus St. Pölten gehe er sowohl mit einem lachenden Auge, "weil ich die Verantwortung abgeben kann", als auch mit einem weinenden, weil jeder Abschied schwer falle, sagte Bischof Küng: "Land und Leute sind mir ans Herz gewachsen."
Quelle: kathpress