Guggenberger gegen Verbannung des Religiösen aus Öffentlichkeit
Die Verbannung des Religiösen aus der Öffentlichkeit ist für ein zukunftsfähiges Europa weder "zielführend noch zweckdienlich". Das betonte Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger bei einem Gottesdienst im Rahmen der Sommertagung des Katholischen Akademikerverbandes zum Thema "Nachdenken über ein Europa der Zukunft" im Bildungshaus Sodalitas im Kärntner Tainach/Tinje. Im Sinne des sozialen und internationalen Friedens sei es vielmehr dienlicher, "den Religionen ein Daseins- und Entfaltungsrecht zuzugestehen". Gleichzeitig müssten die Religionsgemeinschaften zu einem respektvollen Umgang sowohl untereinander als auch zur Bejahung der Werte einer demokratischen Gesellschaftsordnung verpflichtet werden, erklärte Guggenberger.
Angesichts der Globalisierung und deren Herausforderungen sowie verschiedener "Krisenphänomene" in der Europäischen Union sei es notwendig, "nicht in Lethargie und Jammern zu verharren, sondern nach dem Ausschau zu halten, was Hoffnung gibt". Der Diözesanadministrator verwies dazu auf das Plädoyer von Papst Franziskus für "ein Europa als Friedensprojekt, als Hort der Solidarität sowie der Menschen- und Bürgerrechte", das nicht nur für katholische Christen eine "Zukunftsvision der Hoffnung" sei. Besonders im Bereich der Bürger- und Menschenrechte habe Europa "der Welt etwas zu geben, weil es aus dem Schatz einer reichen Erfahrung schöpfen kann".
Es braucht die "Kraft der Solidarität"
Auch die Friedensarbeit und das dafür notwendige Instrumentarium sei in Europa "angesichts der bitteren Erfahrungen großer Kriege schon sehr früh als etwas Dringliches angesehen und in weiterer Folge auf entsprechend hohem Niveau entwickelt worden", ergänzte Guggenberger. Beim von Franziskus genannten "hohen Potenzial an Solidarität in Europa" gebe es - auch seitens der Europäischen Union - noch Handlungsbedarf. Die EU dürfe sich nicht bloß als gemeinsamer Wirtschaftsraum verstehen. Guggenberger warnte davor, "Wirtschaft und Profit zu den alles bestimmenden Faktoren des Gemeinwesens werden zu lassen" und kritisierte "entsolidarisierende Tendenzen". Diese würden laut dem Diözesanadministrator die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens und den Bestand der Gesellschaft an sich gefährden. Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit, Altersarmut oder Migration seien nur mit der "Kraft der Solidarität" bewältigbar.
Die Sommertagung des Akademikerverbandes über ein "Europa der Zukunft" dauert noch bis 24. August. Zu den prominenten Vortragenden zählen u.a. der katholische Erzbischof von Belgrad, Stanislav Hocevar, der slowenische Abgeordnete zum Europäischen Parlament, Milan Zver, und der ehemalige österreichische Spitzendiplomat Wolfang Petritsch. Ein Programmpunkt ist auch ein Jugendforum mit Vertretern aus der Ukraine, Slowenien, Bosnien-Herzegowina und Österreich. Neben Impulsreferaten und Diskussionen gibt es auch kulturelle Programmpunkte und eine Exkursion zur Gedenkstätte Loibl, einem ehemaligen Außenlager des KZ Mauthausen.
Quelle: kathpress