Lackner: Standard an Humanität ist ohne Glauben nicht zu halten
Ohne Glauben und Frömmigkeit wird unsere Zeit, auch wenn heute viel Gutes geschieht, den hohen Standard an Humanität und Mitmenschlichkeit nicht zu halten vermögen: Diese Überzeugung hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bei einem Festgottesdienst zu Ehren der vor 1.300 Jahren verstorbenen Landesheiligen Rupert und Ehrentrudis geäußert. Keine noch so gut ausbalancierte Gesetzgebung könne den Einzelnen in seiner einmaligen Würde ganz gerecht werden, Institutionen im Besonderen würden immer auch schuldig, so Lackner. Dem Bismarck'schen Wort "Mit der Bergpredigt kann man nicht regieren" sei zwar durchaus etwas abzugewinnen, "aber ganz ohne Bergpredigt wird es auch nicht gehen", gab der Erzbischof zu bedenken.
Zur Festmesse am Schlusstag des viertägigen "Zukunftsfestes" der Erzdiözese Salzburg begrüßte Lackner hochrangige Mitfeiernde aus Politik und Kirchen: den Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer, die Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf, den Salzburger Bürgermeister Harald Preuner, seinen Vorgänger Alterzbischof Alois Kothgasser und die aus den drei Partnerdiözesen Daegu (Südkorea), San Ignacio de Velasco (Bolivien) und Bokungu-Ikela (Demokratische Republik Kongo) angereisten Bischöfe Johannes Bosco Chang Shin-Ho, Robert Herman Flock und Emery Kibal Nkufi Mansong'loo, weiters Vertreter der Ordensgemeinschaften wie Erzabt Korbinian Birnbacher von St. Peter und Äbtissin Veronika Kronlachner vom Nonnberg als Nachfolgerin der Hl. Ehrentrudis.
Vor all diesen Ehrengästen wies Erzbischof Lackner darauf hin, dass über den Salzburger Landespatron Rupert wenig Biographisches bekannt sei; einer Lebensbeschreibung vom Ende des 8. Jahrhunderts zufolge stammte er aus einem vornehmen, königlichen Geschlecht, "war aber noch vornehmer durch Glauben und Frömmigkeit". Diese "wunderbare Beschreibung" erinnere daran, dass letztlich der Glaube als "göttlich-menschliche Gabe" jedem eine letzte Würde zu geben vermag. Diese Art der "Vornehmheit" komme auch allen Enttäuschten und Gescheiterten zu, dem Ungeborenen, das leben möchte, dem Flüchtling, der keine Aufnahme findet, erklärte Lackner. Sich diesen Menschen zu widmen lege auch Papst Franziskus den Gläubigen immer wieder ans Herz: "Unsere Aufgabe ist es, den Schwachen, Armen, Einsamen und Enttäuschten, den Trauernden und Verfolgten so zu begegnen, ihnen zur Seite zu stehen, dass sie sich ihrer vornehmen Herkunft innewerden", appellierte der Salzburger Erzbischof in seiner Predigt.
Freude des Evangeliums weitergeben
Auch im Blick auf den vor zwei Jahren gestarteten Zukunftsprozess in der Erzdiözese gelte es von den Salzburger Gründungsheiligen zu lernen. Lackner rief den Wahlspruch des heiligen Martin, "non recuso laborem" ("Ich scheue die Mühe nicht") in Erinnerung, der auch für Rupert zur Richtschnur geworden sei. "Glauben bedeutet auch Mühe, auch in unserer Zeit." Alle Institutionen und damit auch die Kirchen litten heute an Vertrauensschwund, einer der Gründe dafür liegt laut Lackner darin, "dass die Schule des Vertrauens, und das ist der Glaube, fast keine Schüler mehr hat".
Der Salzburger Zukunftsprozess sei trotz mancher Fehler getragen von einem missionarischen Geist. "Dass Missionen nicht immer gleich gut gehen müssen", habe auch der heilige Rupert am Anfang seines Wirkens erfahren müssen. Auch in Salzburg sei vieles am Anfang. "Wir wollen weitergehen in die Zukunft und laden alle herzlich ein, mitzugehen, mitzutun und mitzubeten", sagte Lackner. Der Erzbischof betonte dabei die "Verantwortung vor Gott und den Menschen": Die Freude des Evangeliums dürfe der Welt von heute und dem Land Salzburg nicht vorenthalten werden, ohne schwere Schuld auf sich zu laden. "Unsere Gründungsheiligen würden in diesem Fall am Ende der Zeiten zum Zeugnis gegen uns aufstehen", warnte Lackner.
Dem Festgottesdienst am Montag ging eine morgendliche Prozession mit den Reliquien der heiligen Erentrudis vom Nonnberg nach St. Peter und weiter in den Dom voraus. Am Nachmittag werden 42 kirchliche Zukunftsprojekte mit künstlerischen Interventionen in der Kollegienkirche vorgestellt, die im Rahmen eines Aufrufs an Salzburger Pfarren entstanden.
Erzbischof von Kinshasa feierte in Golling
Bereits am Sonntag kam das Zukunftsfest der Erzdiözese in den Pfarren an, wie es auf der Diözesan-Website heißt. Unter dem Motto "Zukunft goes Pfarre" feierte Erzbischof Lackner in Golling mit zwei Bischöfen aus dem Kongo den Erntedankgottesdienst; weitere Schauplätze von Feiern mit Bischöfen aus Salzburgs Partnerdiözesen sowie mit Weihbischof Hansjörg Hofer und Bischofsvikar Martin Walchhofer waren Strobl und Wörgl.
In Golling berichtete der Erzbischof von Kinshasa, Fridolin Ambongo Besungu, bis vor kurzem Bischof in Salzburgs Partnerdiözese Bokungu-Ikela, über die prekäre Situation im Kongo. Vom Rohstoffreichtum des Landes profitierten nur Einzelne, "das Volk aber leidet unter Armut", aber auch unter Frustration und Krieg. Vielen Kongolesen bleibe nur die Flucht in den Westen. "Mauern zu bauen kann dafür nicht die Antwort sein", regte der Erzbischof dazu an, "dass alle von der Güte Gottes profitieren". Die Kirche im Kongo habe es sich zur Aufgabe gemacht, sich für eine gerechtere Verteilung im Land einzusetzen, so Ambongo.
Quelle: kathpress