Zsifkovics Protektor von neuem Weltverband der Burgenlandkroaten
Das bislang größte Projekt für die länderübergreifende Pflege, Förderung und Weiterentwicklung des Burgenlandkroatischen in Europa ist am Wochenende in Eisenstadt gestartet worden. Die "Internationale Vereinigung der Burgenlandkroaten/Hrvat S.A.M." hatte am Samstag ihre konstituierende Sitzung mit anschließendem Festkonzert. Bei der Gründung im Schloss Esterhazy, an der politische und kirchliche Spitzenvertreter aus Österreich, Kroatien, Ungarn und der Slowakei teilnahmen, wurde die ORF-Moderatorin Barbara Karlich zur ersten Präsidentin gewählt. Bischof Ägidius Zsifkovics, der die Vereinigung initiiert hatte, fungiert fortan als Protektor.
Zu den vielen prominenten Gästen der Eisenstädter Gründungsfeier zählten aus Österreich u.a. Außenministerin Karin Kneissl, Altbischof Paul Iby und Landesrat Hans Peter Doskozil, aus Kroatien u.a. Kulturministerin Nina Obuljen Korzinek in Vertretung von Premierminister Andrej Plenkovic, Staatssekretär Zvonko Milas, EU-Parlamentarierin Marijana Petir und die Botschafterin in Wien, Vesna Cvjetkovic. Anwesende Kirchenvertreter waren u.a. die Bischöfe Janos Szekely (Szombathely/Ungarn), Petar Palic (Hvar/Kroatien), Erzbischof Jan Orosch (Trnava/Slowakei), Altbischof Paul Iby und Franziskanerprovinzial P. Jozo Marincic (Sarajewo).
Barbara Karlich, bereits mehrfach zur beliebtesten Talk- und Showmasterin Österreichs gewählte ORF-Moderatorin, lobte nach ihrer einstimmigen Wahl zur Präsidentin den Grundgedanken der Vereinigung, "unter dem gemeinsamen europäischen Dach die burgenlandkroatische Identität länderübergreifend weiterzuentwickeln und einen aktiven Beitrag leisten zu können zu einem Europa, in dem nicht Zäune, Mauern und identitäre Nischen dominieren, sondern die Überzeugungskraft starker kultureller Identität". Ihr Anliegen sei, starke "karitative Akzente zu setzen", erklärte sie. Karlich ist in Trausdorf aufgewachsen und gehört selbst der Volksgruppe der Burgenlandkroaten an.
Nationalismen überwinden
"Durch unser Tun wird den Grenzen in Europa der Stachel des Trennenden gezogen", wird Bischof Zsifkovics, der selbst Burgenlandkroate und in der Bischofskonferenz für Europa zuständig ist, im Bericht der Diözese Eisenstadt über die Gründungsfeier zitiert. Den "alten, oftmals willkürlich gezogenen Grenzen in Europa" könne durch gemeinsames und grenzüberschreitendes Handeln "ihr mitunter faktischer Unrechtscharakter genommen werden". Europa brauche "keinen europäischen Einheitsmenschen, sondern starke Identitäten", so der Bischof.
Minderheiten seien aufgrund ihrer Herkunft, Geschichte und Identität unverzichtbar für Europas Vielfalt und den kulturellen Reichtum, hob der Eisenstädter Bischof hervor. Die Burgenlandkroaten seien ein "lebender Beweis" dafür. In Zeiten neu erstarkender Nationalismen gelte es dem Kontinent Europa zu helfen, "seine eigene Identitätskrise, die eine Folge des Vergessens der christlich-humanistischen Wurzeln ist, zu überwinden". Vehement sprach sich der Bischof gegen die Einteilung Europas in homogene und geschlossene Nationalstaaten aus: Dies sei "praktisch unmöglich und mit dem Wesen Europas unvereinbar".
Europa als Heimat
Die "Internationale Vereinigung der Burgenlandkroaten/Hrvat S.A.M." - die abgekürzten Buchstaben stehen für Slowakei-Österreich-Ungarn (Slovacka-Austrija-Madjarska) - will das Burgenlandkroatische fördern in einer "lebendigen Beziehung zur alten Heimat Kroatien sowie zur größeren, noch älteren Heimat Europa mit ihren christlich-humanistischen Wurzeln", heißt es in der Präambel. Verwiesen wird darin besonders auf die "christlichen und die karitativen Dimensionen der burgenlandkroatischen Identität". Dazu will Hrvat S.A.M grenzüberschreitende Treffen, Wallfahrten, Konzerte, kulturelle Begegnungsräume, aber auch karitative, sportliche und wissenschaftliche Veranstaltungen organisieren.
Wie es im Bericht der Diözese Eisenstadt über die Gründungsfeier hieß, steht die neue Vereinigung nicht in Konkurrenz zu bestehenden burgenlandkroatischen Vereinen bzw. Kulturvereinen in einzelnen Ländern, da man aufgrund der europäischen, länderübergreifenden Dimensionierung und Konzeption völlig anders ausgerichtet sei. Die Ehrenmitgliedschaft tragen u.a. die Diözesen Szombathely und Györ sowie die Erzdiözese Bratislava in ihrer pastoralen Sorge für die Volksgruppe.
Das abschließende Konzert wurde mit der Hymne der burgenländischen Kroaten musikalisch eingeläutet. Ein Ensemble des Haydn-Konservatoriums blies die Festfanfare, ehe Bischof Zsifkovics das bekannte Lied "Neka cijeli ovaj svijet" ("Möge diese ganze Welt") aus dem kroatischen Musical "Jalta, Jalta" zum Besten gab. Höhepunkt bot schließlich die Darbietung des 150-stimmigen Chores "Pax et bonum" unter Chorleiter Ivo Separovic, an dem sich burgenlandkroatische Sänger aus Österreich, Ungarn und der Slowakei beteiligten.
Quelle: kathpress