Stift Melk: Wertvolle Handschriften online zugänglich
Das österreichische Handschriften-Onlineportal manuscripta.at ist um eine weitere Kostbarkeit aus dem Ordensbereich reicher: Ab sofort ist die Melker Annalen-Handschrift für jedermann im Internet einsehbar. Die Handschrift, die im Jahr 1123 angelegt, aber bis in die Neuzeit fortgeschrieben wurde, dokumentiert in einzigartiger Weise die enge Verknüpfung von Hausgeschichte und Selbstverständnis der Melker benediktinischen Gemeinschaft mit der Regional- und Landesgeschichte. In sehr kurzer und prägnanter Formulierung sind die mittelalterliche Geschichte Österreichs und des Stiftes Melk sowie politische europäische Ereignisse nachzulesen. Erwähnung finden auch Naturkatastrophen, Hungersnöte oder zum Beispiel auch Sonnenfinsternisse.
Der erste Schreiber beginnt 1122 die Melker Annalen zu verfassen und hält dabei aber auch die Zeit von 1089, als die Benediktiner nach Melk kamen, bis 1122 fest. Ab dem Jahre 1122 bis 1564 sind historische Ereignisse erfasst. Die Melker Analen sind aufgrund der zahlreichen datierbaren und mit Sicherheit nach Melk lokalisierbaren Schreiberhände auch eine erstrangige Quelle für paläographische Studien.
Die Geschichte des Stiftes Melk geht auf Anfang des 11. Jahrhunderts zurück: Für die Babenberger war der Stiftsberg die bevorzugte Grablege und eine Priestergemeinschaft lebte bereits dort. 1089 zogen auf Wunsch von Marktgraf Leopold II. Benediktinermönche aus Lambach in das neu erbaute Stift auf dem Berg. Wechselvoll waren die folgenden Jahrhunderte: 1297 bis auf die Grundmauern niedergebrannt, litt das Stift Melk im 14. Jahrhundert unter der Pest und Missernten.
Im 15. Jahrhundert entschieden sich die Mönche auf Geheiß des Konzils von Konstanz für einen Weg zurück zu den Ursprüngen und zu mehr Klosterdisziplin. Die sogenannte "Melker Reform" wurde in anderen Klöstern in Österreich und Süddeutschland übernommen. Intensive Studien in enger Verbindung mit der Wiener Universität machten Melk außerdem zu einem geistigen und kulturellen Zentrum mit großer Strahlkraft. Die Reformation machte die Erneuerungsbemühungen schnell zunichte, 1566 lebten nur drei Padres in Melk. Erst Mitte des 17. Jahrhunderts kam es allmählich wieder zu einem geistigen und wirtschaftlichen Aufschwung.
Das Internetportal "Manuscripta.at", auf dem Bestände zahlreicher Archive gelesen werden können, wird vom Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften betrieben. Die Verantwortlichen wollen mit dem Portal das zentrale Nachweis- und Rechercheinstrument für mittelalterliche Handschriften in Österreich schaffen. (Infos: http://manuscripta.at)
Quelle: kathpress