Lebenskunst
27.7. | 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 27. Juli 2025, 7.05-8.00, Ö1
online:
Reise zu kultischen Orten
Wenn Reich und Arm um das tägliche Brot bitten – Aspekte der Bibel
(Lukas 11, 1-13)
Auf die Bitte eines seiner Schüler „Lehre uns beten“ entwirft Jesus aus Nazareth das Bild eines Gottes, der als Vater zu verstehen ist – und damit als Freund und als einer für das Wohlergehen aller, die zur Hausgemeinschaft gehören, Verantwortlicher. „Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen“, diese Bitte solle und dürfe unter anderem an ihn gerichtet werden. So zu lesen im Lukasevangelium – und am 27. Juli in katholischen Gottesdiensten zu hören. Der katholische Theologe und Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit Martin Jäggle fragt für LEBENSKUNST nach den Konsequenzen eines solchen gemeinsamen Betens. Was also bedeutet es, wenn Wohlhabende und Reiche gemeinsam mit besitzlosen, armen und ärmsten Menschen ihre Bitte um das tägliche Brot an diesen Gott richten?
Ein alter Ort, der bis heute Menschen anzieht – Das Jakobuskirchlein im oberösterreichischen Weigersdorf
Ob betend oder nicht: Pilgern hat ungebrochen Saison und ist auch bei nicht katholisch sozialisierten Wanderinnen und Wanderern beliebt. Wird es doch nicht nur als Reise zu einem bedeutsamen Ziel, sondern auch zu sich selbst verstanden. Besonders populär ist der „Jakobsweg“ mit seinen vielen Einrichtungen und Herbergen unterwegs. Dieser Jakobsweg, der eigentlich aus vielen Wegen besteht, könnte Ende 2025 zum vierten Mal in Folge den eigenen Pilgerrekord brechen, heißt es. Erstmals könnten mehr als eine halbe Million Pilgerinnen und Pilger im spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela ihre Urkunde erhalten. Santiago, das ist der spanische Name von Jakobus oder Jakob, einem der Schüler des Jesus von Nazareth. Einer Legende zufolge wurde nach seiner Enthauptung sein Leichnam einem Schiff ohne Besatzung übergeben, das später im Nordwesten Spaniens gelandet ist. Helfer sollen ihn weiter im Landesinneren beigesetzt haben. Dann ist das Grab in Vergessenheit geraten. Nach seiner „Wiederentdeckung“ im 9. Jahrhundert wurde darüber eine Kapelle, später eine Kirche und schließlich die Kathedrale errichtet, um die herum sich der Pilgerort Santiago de Compostela entwickelt hat, zu dem die Jakobswege führen. Ein junger Adeliger wiederum, so eine weitere Legende, soll einst dem Schiff entgegen geritten sein, mit dem der Leichnam des Jakobus nach Spanien gebracht wurde. Als er dabei versank, soll ihn Jakobus auf wundersame Weise gerettet und zum Ufer gebracht haben. Der Körper des Ritters freilich soll über und über von Muscheln bedeckt gewesen sein, seitdem wird die Muschel als Schutzzeichen getragen. Und das Muschelsymbol findet sich auch unter anderem in der kleinen gotischen Kirche von Weigersdorf in Oberösterreich, einem idyllisch gelegenen und kunsthistorisch wertvollen Sakralort. Das Kirchlein ist dem Heiligen Jakobus geweiht, dessen Gedenktag am 25. Juli ist. Stefanie Jeller hat sich die Jakobuskirche angesehen und mit verschiedenen Menschen rund um die Wallfahrtskirche gesprochen.
Von der Jausenstation zum Meditationsraum – Buddhismus am Bauernhof
Auch im Buddhismus gibt es Reliquien von verehrungswürdigen Meistern, zudem von Buddha selbst, wie es heißt. Und es gibt Altäre und Meditationsräume. So etwa auf einem typisch oberösterreichischen Vierkanthof in Altenberg bei Linz: Dort, wo der alte Heuboden war, hat Familie Kerschbaumer einen buddhistischen Meditationsraum mit Panorama-Blick über die Anhöhen um Linz eingerichtet; der Altar ist eigenhändig aus altem Dachstuhlholz gezimmert. Die einstige Jausenstation am Hof hat geschlossen, sie wurde zu einem Ort der Stille und Einkehr umgebaut. Die ehemalige Jausenstation-Betreiberin Eva Kerschbaumer hat spät zur Richtung des „Sozialen Buddhismus“ gefunden, ihr mittlerweile verstorbener Mann und ihr Sohn Oliver waren ihr diesbezüglich voraus. Heute führen Eva und Oliver Kerschbaumer den sogenannten „Dharma-Raum“: Dharma meint die Lehren des Buddha, in dem sich die „Sangha“, die buddhistische Gemeinschaft, für Praxis, Retreats und Yoga-Seminare versammeln kann. Lisa Ganglbaur hat die malerisch gelegene buddhistische Stätte in Altenberg besucht.
Im Tal der Morgendämmerung – „Geistheilung“ in Brasilien
„Tal der Morgendämmerung“ nennt sich eine kleine spirituelle Gemeinschaft in der Nähe der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Jeden ersten Samstag im Monat versammeln sich ihre Mitglieder am sogenannten „Sonnenplatz der Medien“, um mit Naturgeistern und Wesenheiten Kontakt aufzunehmen, erzählen sie. Das gelänge jedoch nur, wenn sie sich in einen Trancezustand begeben. Dabei verbinden sie sich mit besonders gefährlichen, leidenden Geistern, wie sie es nennen, um deren negative Energien in positive umzuwandeln. Nach dem Glauben der Gemeinschaft hat diese „Energietransformation“ Auswirkung auf den gesamten Kosmos. Elemente aus den Traditionen der Indigenen Nord- und Südamerikas sowie Facetten afrikanischer, orientalischer und europäischer Traditionen vereinen sich in den Ritualen, denen Gundi Lamprecht auf ihrer Reise durch Brasilien beiwohnen konnte.
Redaktion & Moderation: Doris Appel
