Lebenskunst
14.9. | 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 14. September 2025, 7.05-8.00, Ö1
online:
Mittendrin
Ein zärtlich wachsamer Blick auf Verlorengegangene – Aspekte der Bibel
(Lukas 15, 1-10)
Wenn am Sonntag, 14. September, in katholischen Gottesdiensten das Gleichnis vom verlorenen Schaf und von der verlorenen Münze gelesen wird, es findet sich im Lukasevangelium, dann wird damit eine besondere Zuwendung beschrieben: „Es ist ein zärtlich-wachsamer Blick, der es vermag, sich in die Lage eines oder einer anderen hineinzuversetzen – und seien sie noch so unbedeutend und auch klein. Es ist ein aufmerksamer Blick, der mitten im Gewirr die Verlorengegangenen und auf der Strecke Gebliebenen nicht übersieht.“ So versteht der katholische Theologe Stefan Schlager den Bibelabschnitt. Er ist Seelsorger der Caritas Oberösterreich und Lyriker.
Veronika Kerres mittendrin – Die Obfrau von VinziRast und die Begleitung geflüchteter Menschen
Die Bilder von überfüllten Bahnhöfen und Kolonnen von Menschen an den Grenzübergängen im Sommer und Herbst vor zehn Jahren haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. 2015 wurden in Österreich knapp 90.000 Asylanträge gestellt, die meisten von Flüchtlingen aus Afghanistan und Syrien. Die Zahl der Asylanträge ist inzwischen wieder zurückgegangen, doch Themen wie Integration, Familiennachzug oder Rückführung in die Heimatländer prägen nach wie vor die innenpolitischen Debatten. Das betrifft etwa auch die sogenannte VinziRast. Die Einrichtung geht so wie andere Vinzenzgemeinschaften letztendlich auf den französischen Priester und Armenfürsorger Vinzenz von Paul (1581-1660) zurück. In der „VinziRast Chance“ bekommen geflüchtete Menschen während der schwierigen Zeit des Wartens auf den positiven Asylbescheid Deutschunterricht und Beschäftigung im Näh-, Kreativ- oder Holzwerkraum sowie ein warmes Mittagessen. Dieses Mittagessen wird im Lokal „VinziRast mittendrin“ gekocht, einem Lokal im Universitätsviertel in Wien, das vorwiegend vegetarische und vegane Gerichte anbietet. Auch dort finden geflüchtete Menschen Arbeit – und einige Unterkunft. Denn „VinziRast mittendrin“ ist zudem ein innovatives soziales Wohnprojekt, in dem ehemals obdachlose Menschen und Studierende gemeinsam leben. Seit es die VinziRast auf Initiative von Cecily Corti im Jahr 2002 gibt, sind zahlreiche und ganz unterschiedliche Projekte entstanden, die mittlerweile von der studierten Wirtschaftswissenschafterin Veronika Kerres ehrenamtlich geleitet werden. Sie selbst hat ihr Engagement vor vielen Jahren als freiwillige Nachtdienstmitarbeiterin in der Notschlafstelle der VinziRast begonnen. Maria Harmer hat die Obfrau des Vereins „VinziRast“ im Lokal „VinziRast mittendrin“ in Wien getroffen.
Pfarrer, Drehorgelspieler, Bühnendarsteller – Porträt des neuen Landessuperintendenten der evangelisch-reformierten Kirche
Es ist eine vergleichsweise kleine Kirche in Österreich, mit nur rund 11.000 Mitgliedern, aber jahrhundertealter Geschichte: Die evangelisch-reformierte Kirche – oder evangelische Kirche Helvetischen Bekenntnisses (H.B.) – geht auf Schweizer Reformatoren wie Ulrich Zwingli (1484-1531) und Johannes Calvin (1509-1559) zurück. Seit dem Toleranzedikt Josephs II. im Jahr 1781 gibt es die evangelisch-reformierte Kirche auch in Österreich offiziell. Und seit 1. September 2025 steht der Bregenzer Pfarrer Ralf Stoffers an ihrer Spitze. Seine feierliche Amtseinführung wird am Sonntag, 12. Oktober, um 10 Uhr in der Reformierten Stadtkirche in Wien 1 erfolgen. Der 56-jährige, der ursprünglich aus Norddeutschland stammt, wird das Amt des Landessuperintendenten – wie in der Kirche vorgesehen – zusätzlich zu seiner Arbeit als Pfarrer in Bregenz ausüben. Ralf Stoffers war im März als Nachfolger von Thomas Hennefeld in diese Funktion gewählt worden, der sich fortan wieder ganz seiner Pfarrgemeinde rund um die Zwingli-Kirche in Wien 15 widmen wird, wie es heißt. Darüber hinaus wird Thomas Hennefeld Delegierter der Synode seiner Kirche sein sowie auch der Generalsynode der evangelischen Kirchen A.B. und H.B. Welche Anliegen und Ziele nun Ralf Stoffers, der neue Mann an der Spitze der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, hat – und was dem Vater dreier erwachsener Kinder sonst noch wichtig ist, das hat Andreas Mittendorfer erkundet.
Reisezeit September – Besuch des „Drachendorfs“ in Westjava
Der September gilt als gute Zeit für eine Reise nach Indonesien, wovon sich Gundi Lamprecht überzeugen konnte. Unter anderem hat sie Kampung Naga, „das Drachendorf“ im Herzen von Westjava, besucht. Dabei hat das Drachendorf nicht wirklich mit Drachen zu tun. Kampung bedeutet Dorf und Naga Schlangenwesen oder Drachen – freilich nicht in der alten sundanesischen Sprache, die die Bewohnerinnen und Bewohner sprechen. Naga geht hier auf „nagawir“ zurück, was „auf dem Hang“ oder „in der Schlucht“ bedeutet. Und in diese Schlucht ist Gundi Lamprecht hinuntergestiegen, um mit den Dorfbewohnerinnen und -bewohnern zu sprechen. Sie trotzen der modernen Zivilisation und leben bewusst nach dem Vorbild ihrer Ahnen; führen ein Leben im Einklang mit der Natur, betreiben Ackerbau und Viehzucht und erziehen auch die Kinder in diesem Sinn. Einmal mehr zeigt sich hier, wie sehr das vom Islam geprägte Land Indonesien von vorislamischen, traditionellen Ritualen und Überlieferungen durchdrungen ist.
Redaktion & Moderation: Doris Appel
