Wie das Christentum den Jahresablauf prägt
Christliche Feste prägen die Kultur Österreichs seit Jahrhunderten. Viele Feste sind so tief in der Tradition Österreichs verankert, dass manche Menschen sie feiern, ohne sich an die religiösen Zusammenhänge zu erinnern. Viele christliche Feiertage sind in Österreich auch staatliche Feiertage, an denen alle Menschen schul- und arbeitsfrei haben.
Im Winter feiern die Christen mit Weihnachten am 25. Dezember die Geburt von Jesus Christus: Gott ist aus Liebe zu uns Mensch geworden. Die Bibel berichtet, dass Maria ihn in Bethlehem auf die Welt gebracht hat und in eine Krippe gelegt hat, weil keine Herberge frei war. Die Christen bereiten sich vier Wochen lang auf dieses Fest vor. Diese Zeit nennt man Advent. In Österreich feiert man die Geburt Jesu bereits am Abend des 24. Dezembers, am Heiligen Abend. Da werden neben dem Christbaum (einem geschmückten Nadelbaum) Krippen mit den Figuren des neugeborenen Jesus, Maria und Josef und den staunenden Hirten von Bethlehem aufgestellt.
Auch viele Menschen, die keine Christen sind, feiern in Österreich Weihnachten, schenken einander etwas, stellen Christbäume auf und wünschen einander „Frohe Weihnachten!“. Weihnachten ist der Anlass für Feiern in vielen Betrieben und Vereinen, an denen auch Nichtchristen teilnehmen. Als Inbegriff der Weihnachtsstimmung gilt das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“, das vor 200 Jahren in Österreich entstanden ist und weltweit gesungen wird.
Die Heilige Schrift berichtet, dass Sterndeuter aus dem Osten das Kind besuchen und ihm Geschenke bringen. Daher ziehen heute nach Neujahr verkleidete Kinder von Haus zu Haus und bitten als „Sternsinger“ um Spenden für notleidende Menschen in der ganzen Welt.
Im Frühjahr feiern die Christen Ostern – das wichtigste christliche Fest. Es ist die Feier der Auferstehung Jesu. Die sechseinhalb Wochen davor heißen Fastenzeit, in der viele Christen fasten, um sich für Gott frei zu machen. Dies wird von den Christen sehr individuell gehandhabt – im öffentlichen Leben spielt ihr Fasten keine Rolle.
Vierzig Tage nach Ostern feiern die Gläubigen, dass Jesus in den Himmel aufgefahren ist. Er lässt aber seine Jünger nicht alleine, sondern sendet ihnen den Heiligen Geist als ständigen Begleiter. Diese Sendung des Heiligen Geistes wird zehn Tage später zu Pfingsten gefeiert.
Weitere zehn Tage nach dem Pfingstfest feiern die Katholiken Fronleichnam. Dabei feiern sie, dass Jesus Christus in dem in der Heiligen Messe gewandelten Brot wirklich gegenwärtig ist. Dieses Brot wird in Prozessionen durch die Straßen getragen, um zu zeigen: Gott ist mit seinem Segen auch heute bei uns.
Drei Marienfeste sind in Österreich staatliche Feiertage: das Hochfest der Gottesmutter am 1. Jänner, Maria Himmelfahrt (die Aufnahme Mariens in den Himmel als wunderbare Vollendung ihres irdischen Lebens) am 15. August und Maria Empfängnis am 8. Dezember (gefeiert wird, dass Maria schon am Beginn ihres Lebens auserwählt worden ist, Mutter Jesu zu werden).
Am 1. November gedenkt die katholische Kirche aller Heiligen, also aller Menschen, die ihr Leben in Freundschaft mit Gott vollendet haben. Am Tag danach ist Gedenktag für alle Verstorbenen. An diesen beiden Tagen (der 1. November ist staatlicher Feiertag) besuchen viele Menschen die Gräber ihrer Angehörigen.
In Österreich sind besonders der heilige Nikolaus von Myra und der heilige Martin von Tour beliebt. Am 6. Dezember erhalten Kinder Süßigkeiten in Erinnerung an die Freigiebigkeit des heiligen Nikolaus. Ein Volksbrauch ist, dass das den Nikolaus ein Krampus begleitet, der als Schreckgestalt den Gegensatz des Bösen zum Guten darstellt.
Ein volkstümliches Fest mit Prozessionen und besonderem Schmuck für die Kirche ist Erntedank. Die Kirchen feiern dieses Fest an einem Sonntag im Herbst, meist Ende September/Anfang Oktober. Man dankt Gott für die glücklich eingebrachte Ernte bzw. in der Stadt für die Früchte der Arbeit.
Die Grenzen zwischen Religion und Brauchtum sind oft nicht mehr klar zu ziehen. So gibt es Bräuche wie das Eierverstecken, das Osterfeuer oder der Christbaum, die traditionell zu den christlichen Festen gehören, deren christliche Wurzeln aber kaum noch bewusst sind. Die österreichische Kultur kennt viele Einflüsse, das Christentum ist nicht der einzige. Und die österreichische Kultur nimmt auch weiterhin unterschiedlichste neue Einflüsse auf und entwickelt sich weiter. Die meisten Österreicher schätzen aber die Lebensart, die Sitten, die Feste und Feiern, die sich unter dem Einfluss des Christentums in den vielen Jahrhunderten herausgebildet haben. Sie sind in der Regel offen für Neues, aber sie erwarten auch von den Menschen, die neu in dieses Land kommen, Achtung vor der christlich geprägten Kultur Österreichs, die ihnen Heimat bedeutet – und die für Menschen aus aller Welt Heimat sein kann.
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