Lackner ruft am Marienfeiertag zu wahrer Menschwerdung auf
Dass "die uns anvertraute Natur stöhnt und ächzt" oder Unzählige fürchterlich unter Hunger, Not und Krieg zu leiden haben, steht im Widerspruch zur "Menschwerdung" im Sinne Jesu Christi. Darauf hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Samstag beim Festgottesdienst zum 50-Jahr-Jubiläum der Diözese Feldkirch hingewiesen. Auch Christgläubige müssten sich selbstkritisch fragen: "Ist unser theologisches Treiben und kirchliches Tun nicht weithin unwirklich geworden, weil wir das ursprüngliche Anliegen, Mensch werden im Sinne Jesu Christi, zu sehr aus dem Auge verloren haben?", sagte Lackner in der vom ORF-Fernsehen und -Radio übertragenen Messfeier im Feldkircher Dom.
Mitfeiernde waren u.a. Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, der Feldkircher Bischof Benno Elbs und seine beiden Vorgänger Klaus Küng und Elmar Fischer, Generalvikar und Dompfarrer Rudolf Bischof und weitere, mit der Diözese Feldkirch verbundene Bischöfe und Äbte.
Am Marienfeiertag (am 8. Dezember ist Mariä Empfängnis, zugleich offizieller Gründungstag der Diözese Feldkirch) verwies Lackner auf das Vorbild der Gottesmutter: In ihr habe Gott "ein kleines Stückchen ursprünglicher Natur, wir nennen dies Paradies, bewahrt", wohin er sein Wort von der Menschwerdung sprechen konnte. Der Erzbischof sprach von der "Ursehnsucht Gottes", nicht nur "ein Gott von oben herab" habe sein wollen, sondern "ein Gott mit den Menschen". Im Zentrum der Offenbarung stehe das demütige Sich-Herablassen Gottes in einen Stall von Betlehem, so Lackner.
Gottes Ruf erfolgt fortan von unten. Die Antwort unsererseits lautet: Menschwerden.
Der "noch jungen Diözese Feldkirch" wünschte der Salzburger Erzbischof, sie möge nach dem Vorbild Mariens jung bleiben und ein Ort sein, wo Menschen heilsame Gotteserfahrungen machen. Den seliggesprochenen, von den Nazis ermordeten Märtyrer Carl Lampert, dessen letzte Worte "Nun ruft Gott mich! Lebt wohl!" lauteten, empfahl Lackner den Vorarlberger Katholiken als Fürsprecher.
Der Festgottesdienst bildete den Abschluss und Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der jüngsten territorialen Diözese Österreichs. Musikalisch mitgestaltet wurde der Gottesdienst vom Saitenmusikensemble der Musikschule Bregenzerwald, dem Ensemble Martin Lindenthal und dem Domchor. Im Anschluss begleitete die Stadtmusik Feldkirch die Feiergemeinde auf dem Weg zur Agape im Montforthaus, wo bereits zuvor die Messe auf einer Videowand für jene Mitfeiernden live übertragen wurde, die im Dom keinen Platz mehr gefunden hatten.
Während des vergangenen Jahres habe sich immer mehr das "für alle" zum Leitmotiv des Jubiläumsjahres herausgestellt, berichtete die Diözese Feldkirch. Dies habe am Samstag im Feldkircher Dom ein sichtbares Zeichen gefunden durch 50 Ministranten aus allen Regionen Vorarlbergs, die von Erzbischof Lackner und Bischof Elbs im Gottesdienst damit beauftragt wurden, das Licht in Laternen in die Welt hinaus zu tragen. Die jungen Messdiener zogen am Ende der Festmesse gemeinsam aus, um das Licht in Alten-, Wohn- und Pflegeheime, in Krankenhäuser und ins Gefängnis zu tragen.
Im Montforthaus erfolgte ein fröhlicher Austausch von Erinnerungen aus den letzten 50 Jahren, Diskutieren über die Gegenwart der Kirche "und viele Ausblicke darauf, wie es sein könnte", berichtete die Diözese. Bischof Elbs erklärte, das Jubiläumsjahr gehe am 8. Dezember nur vorläufig zu Ende. Vieles, was heuer angestoßen wurde, solle weitergehen. "Ziel des Jubiläums war es auch, Impulse zu geben, die nachhaltig inspirieren", betonte Elbs. Das Jubiläumsjahr habe "Horizonte des Glaubens aufgerissen und Perspektiven eines modernen Christseins eröffnet. Ich wünsche mir, dass möglichst viele Menschen sagen: Das Jubiläumsjahr der Diözese Feldkirch war ein Fest für die Menschen in Vorarlberg, ein Fest des Glaubens, ein Fest für alle."
"Ausschlaggebend ist die Menschlichkeit"
Dem stimmten auch Landeshauptmann Markus Wallner und Feldkirchs Bürgermeister Wilfried Berchtold zu. Berchtold unterstrich vor allem die gute Zusammenarbeit von Kirche und Bischofsstadt - nicht nur in den Jubiläumsjahren, feierte doch die Stadt Feldkirch ihr 800-jähriges und das Land Vorarlberg sein 100-jähriges Bestehen. Wallner erklärte, er sei "mit dieser Kirche aufgewachsen", und lobte die Diözese dafür, dass sie ihr Jubiläumsjahr nie nur an eine Elite gewandt habe, "sondern dass es ein Fest für alle war. Das tut uns gut." Die ausschlaggebende Frage laute zuletzt immer: "Wie menschlich haben wir gehandelt?", so Wallner.
Buntes Jubiläumsprogramm
Ihr 50-Jahr-Jubiläum hatte die zweitjüngste Diözese des Landes (die Militärdiözese gibt es seit 1986) bereits seit Jänner gefeiert, u.a. mit einem "Fest am See" am 26. Mai als einem weiteren Höhepunkt. 15.000 Gäste feierten damals im Areal rund um das Bregenzer Festspielhaus mit, darunter auch Landeshauptmann Markus Wallner und die früheren Feldkircher Bischöfe Klaus Küng und Elmar Fischer. Den Abschluss des umfangreichen spirituellen, kulturellen und auch Unterhaltungsprogramms bildete damals eine Gospelmesse mit vielen Chören aus ganz Vorarlberg.
Viele kleine Einzelaktionen führten darüber hinaus den runden Geburtstag auf verschiedensten Ebenen fort: So wurde als Vorbereitung für den Dankgottesdienst am 8. Dezember seit Jänner jeweils am 8. Tag des Monats in den verschiedenen Vorarlberger Dekanaten ein spezieller Gottesdienst veranstaltet, damit die Gemeinden das Diözesanjubiläum im Gebet mittragen konnten. Im September wurde am Kreuzjoch (2.261m) im Montafon ein Carl Lampert gewidmetes Gipfelkreuz aufgestellt, das von einem Fotowettbewerb zum Thema "Gipfelkreuz" begleitet war. Zu Gesprächen lud die Reihe "W'Ortwechsel", bei der u.a. Bischof Elbs mit Lifeball-Organisator Gery Keszler am Podium diskutierte.
Historische Impulse gab weiters das Projekt "ZeitRaffer": Eine mobile, in elf Stationen durch das "Ländle" ziehende Ausstellung über die insgesamt 1.705-jährige Geschichte des Christentums in Vorarlberg, die von der in einem Container eingerichteten Kunstinstallation "Pavillon 50" begleitet war. Soziale Schwerpunkte setzte indes die Sozialaktion "Glücksbüx", bei der Kinder und Jugendliche für Altersgenossen in Notsituationen Schachteln mit Spiel- und Schulsachen befüllten. 1.700 befüllte "Glücksbüxen" konnten von verschiedenen Hilfswerken an die jungen Adressaten übermittelt werden. An Jugendliche richtete sich zudem auch ein Charity-Tanzprojekt.
Bisher erst vier Bischöfe
Feldkirch wurde am 8. Dezember 1968 durch die Bulle "Christi caritas" durch Papst Paul VI. als eigenständige Diözese errichtet. Dem ersten Feldkircher Diözesanbischof Bruno Wechner (1968-1989) folgten Klaus Küng (1989-2004), Elmar Fischer (2005-2011) und seit 2013 Benno Elbs. Früher gehörte das Land Vorarlberg kirchenrechtlich im Süden bis 1816 zur Diözese Chur, im Norden bis 1819 zu Konstanz und im Nordosten zu Augsburg, dann zur Diözese Brixen, wobei in Feldkirch ein Generalvikar, der zugleich Weihbischof war, residierte.
Als nach dem Ersten Weltkrieg Brixen zu Italien kam, wurde 1921 die Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch geschaffen, die ab 1925 direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt war. Nach der Erhebung Innsbrucks zur eigenen Diözese 1964 - Vorarlberg war ihr die ersten Jahre unterstellt - folgte Feldkirchs Selbständigkeit im Jahr 1968.
Quelle: kathpress