Bischöfe zu Weihnachten: Kind von Bethlehem vereint Völker
Die friedenstiftende Kraft des Glaubens und die soziale und solidarische Dimension des Weihnachtsfestes, die in der Liebe Gottes zu den Menschen fußt, haben Österreichs Bischöfe in den Weihnachtsgottesdiensten am Christtag betont. Die Kirche sei "mit Jesus in ihrer Mitte eine solidarische Weg-Gemeinschaft, die in innerer Verbundenheit alle einschließt", erklärte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler in seiner Weihnachtspredigt. Kardinal Christoph Schönborn rief die Christen dazu auf "Freudenboten" in der Welt zu sein. Sie sollten Zeugnis geben vom Licht Gottes, "das stärker ist als alle Finsternis", sagte Schönborn: "Das muss allen Nationen bekannt werden."
Jesus sei das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet. "In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen", zitierte der Wiener Erzbischof in seiner Predigt bei der Festmesse am Hochfest der Geburt des Herrn im Stephansdom aus dem Prolog des Johannesevangeliums ("Am Anfang war das Wort..."). Gottes Wort, Gottes Leben, sein Geist und seine Kraft wirkten in allen Wesen, betonte Schönborn. Im Anfang der Welt, am Ursprung der Schöpfung, stehe eine alles tragende Vernunft. "Alles ist von Sinn, Ordnung, Gottes Wort und seiner Spur gekennzeichnet."
"Teilen wir mit allen die Freude der Weihnacht", rief der Innsbrucker Bischof Glettler in seiner Weihnachtspredigt auf. Gott sei für alle Mensch geworden, "nicht nur für eine bestimmte Gruppe von Gläubigen oder nur 'für uns Christen', wie es oft in einer frömmelnden Bescheidenheit heißt", sagte Glettler. Das Ereignis von Bethlehem gehöre der ganzen Menschheit:
Mit ihm und durch ihn sind wir überall auf dieser Welt - unabhängig von ethnischer und kultureller Zugehörigkeit - Schwestern und Brüder.
Die Kirche sei "mit Jesus in ihrer Mitte eine solidarische Weg-Gemeinschaft, die in innerer Verbundenheit alle einschließt", erklärte der Innsbrucker Bischof:
Das ist die soziale und solidarische Dimension des Weihnachtsfestes - es hat eine innere Weite, die in der 'väterliche Liebe' Gottes ihren Ursprung hat.
In seiner Predigt nahm der Bischof Bezug auf das Weihnachtslied "Stille Nacht", dass erstmals am Heiligen Abend vor 200 Jahren erklungen war. In dem in politisch und sozial unruhiger Zeit entstandenen Glaubenslied gehe es weniger um einen historischen Bericht der biblischen Ereignisse, "sondern um ein Neugeborenwerden hier und heute", sagte Glettler.
In allen, die sich Gott nicht verschließen, kommt Jesus heute zur Welt. Er will geboren werden inmitten einer vom Wohlstand ermüdeten und innerlich alt gewordenen Gesellschaft. Allen, die ihm Raum geben, werden zu Geburtshelfer für eine neue Welt - es sind Menschen, die Lebensfreude vermehren, weil sie nicht mehr ängstlich um sich selbst besorgt sind.
"Glaube ist Tat"
"Glaube ist Tat" und "nicht der Zuckerguss, der sich über das Dasein des eigenen Lebens legt, um es schmackhafter zu machen", betonte auch der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl am Christtag im Grazer Dom. Er rief dazu auf, Weihnachten nicht bloß als "Ausdruck eines gewissen Kulturkreises" zu begehen. Gefeiert werde "Gottes Kommen mitten in diese Welt", erinnerte der Grazer Bischof. Die weihnachtliche Botschaft fordere dazu auf, "nicht müde zu werden, Gott den ihm gebührenden Platz im Leben einzuräumen - damit es Licht wird mitten in einer Welt, die mitunter den Eindruck vermittelt, zu einem einzigen Krisenherd geworden zu sein".
"Jene, die sich in der Nachfolge Jesu Christi wissen, stehen dort, wo Menschen Hilfe nötig haben", betonte Krautwaschl:
Stimmen, die sagen, dieser Einsatz gehöre nicht zum Wesen christlichen Glaubens, irren.
Möglichkeit, dem auf diese Weise Mensch gewordenen Gott zu begegnen, gebe es gerade dort, "wo ungerechte Strukturen sich breit machen, wo Krieg tobt", "wo Gräben zwischen Menschen errichtet werden, wo Sprache verroht und andere schlecht gemacht werden" und dort, wo Menschen das Lebensrecht "abgesprochen oder gar verunmöglicht wird", sagte der Bischof.
Gerade in Europa und auch in Österreich liefe man Gefahr, "das Leben in den vielen Facetten zu verneinen oder es nur Auserwählten zuzusprechen", warnte Krautwaschl. Dass es "auch unter jenen, die sich Christen nennen", vermehrt solche Ausgrenzungen gebe, stimme ihn "nachdenklich", hielt der Bischof fest. "Erst recht unannehmbar" sei es, wenn Amtsträger der Kirche "Leben missbrauchen", zog Krautwaschl auch eine Verbindung zu Missbrauchsfällen in der Kirche.
Weihnachtlich leben
Mit Weihnachten breche nicht einfach die heile Welt aus, sagte Bischof Manfred Scheuer bei der Christmette im Linzer Mariendom. Jesus aber habe "den Zynismus des Krieges und die tödliche Resignation unterbrochen und aufgebrochen. Durch ihn entstehen Freiräume des Lebens, das stärker ist als der Tod, Freiräume einer unzerstörbaren Hoffnung", sagte Scheuer. "Wir dürfen Weihnachten feiern, weil uns Jesus geschenkt ist, ein Kind dieser Welt, das in Gott seine Wurzeln hat", sagte der Bischof und rief dazu auf, "weihnachtlich zu leben", als Menschen, "die zur Liebe und zum Frieden fähig sind, die durch ihr Handeln Neues schaffen."
Die Christenheit feiere zu Weihnachten ein "großartiges, aber eigentlich unbegreifliches Wunder", führte Scheuer weiter aus: "Gott wird in einem Säugling, dem Inbegriff an Hilfsbedürftigkeit und Verletzlichkeit, Mensch." In der Geburt eines jeden Menschen werde somit eine entscheidende Dimension von Weihnachten greifbar. "Menschen müssen zwar sterben, aber die Sterblichkeit ist nicht ihr Bestimmungsmerkmal. Jeder geborene Mensch steht für einen Neuanfang, mit jeder Geburt eines Menschen kommt etwas Neues in die Welt", verwies der Linzer Bischof in diesem Zusammenhang auf Gedanken der jüdischen Philosophin Hannah Arendt (1906-1975).
Die Begegnung mit Bethlehem möge Hoffnung und Lebensfreude der Menschen wachsen lassen, sagte Bischof Scheuer bereits während der Mette in der Christnacht. "Die Krippen mögen ein Anstoß sein, gegenwärtigen Herbergssuchern Gastfreundschaft zu gewähren", hob er hervor: "Gott wird Mensch, damit wir wahrhaft Menschen werden, damit wir einander wahrhaft menschlich begegnen, damit wir Gottes fähig werden."
"Nichts zu begreifen, aber zu bekennen"
"Immer dann, wenn es um das Innerste des Glaubens geht, gibt es einfach nichts zu begreifen, sondern nur zu bekennen und zu bezeugen", sagte Erzbischof Franz Lackner am Hochfest der Geburt des Herrn im Salzburger Dom mit Blick auf Weihnachten und auch die österliche Botschaft von der Auferstehung Jesu. Für ihn persönlich sei der Satz "Gib Gott in deinem Leben eine Chance" zu einem der unverzichtbaren und weigweisenden Worte für sein Glaubensleben geworden, schilderte Lackner.
Der Erzbischof rief dazu auf, bei allem Feiern in "Überfülle", den Grund für das Weihnachtsfest nicht zu vergessen. Der Satz "Gott ist Mensch geworden" allein sei "Grund genug, fröhlich, heiter und liebevoll zu sein - wenn wir dieses Wort Gottes in uns nur eindringen lassen", sagte Lackner. Nach dem Beispiel Marias gelte es, sich von der "Frohen Botschaft" betreffen zu lassen, sie im Herzen zu bewahren, darüber nachzudenken "und erst hernach wie die Hirten hinausgehen, staunend bekennen, was wir gesehen und gehört haben", so der Salzburger Erzbischof:
Vielleicht dürfen wir dann auch einen Abglanz von dem erleben, was in der Nacht zu Betlehem geschehen ist.
Quelle: kathpress