Botschafterin: Viel "Potenzial für Zusammenarbeit" mit Vatikan
Bei wichtigen globalen Themen gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen der vatikanischen Diplomatie und der österreichischen Außenpolitik "und Potenzial für Zusammenarbeit": Als Beispiele für mögliche Kooperationen nannte Österreichs Vatikan-Botschafterin Franziska Honsowitz-Friessnigg Bereiche wie Frieden und Dialog, Menschenrechte, Klima- und Umweltschutz sowie Abrüstung und Rüstungskontrolle, in denen sich der Vatikan engagiere. Papst Franziskus, dem die Diplomatin im Zuge ihrer Amtsübernahme im Oktober traf, stelle "immer den Menschen ins Zentrum und ist an einem Dialog und einer Zusammenarbeit dazu mit Österreich, das er sehr schätzt, interessiert", sagte Honsowitz im Interview mit dem "Kurier" (Freitag-Ausgabe).
Bei dieser ersten Begegnung, bei der sie ihr Beglaubigungsschreiben übergab, hatte Honsowitz - wie sie berichtete - "ein sehr offenes und herzliches Gespräch mit dem Papst", der über eine große Ausstrahlung verfüge. Auch dabei seien globale Themen im Mittelpunkt gestanden. In seiner Enzyklika "Laudato si" habe Franziskus vor den Folgen der Umweltzerstörung gewarnt und zu einem nachhaltigen Lebensstil aufgerufen. In diesem Sinne hätten sich Österreich und der Vatikan auch auf der Klimakonferenz in Kattowitz engagiert und dort ähnliche Positionen eingenommen, sagte Honsowitz.
Auch beim Thema Flüchtlinge und Migration gebe es Parallelen:
Der Vatikan und Österreich stimmen überein, dass man Menschen eine Perspektive in ihren Ländern geben muss. Dabei sind Friedensengagement und Wirtschaftskooperation sehr wichtig.
"Plattform für Gespräch und Austausch"
Die österreichische Vatikanbotschaft sieht Honsowitz als "Plattform für Gespräch und Austausch", für sie seien der Dialog und das Gespräch zu internationalen Fragen sehr wichtig. Sie freue sich auf Begegnungen mit Gästen aus Österreich, aber auch mit den Österreicherinnen, die im Vatikan tätig sind.
Die Frage nach einem möglichen Österreich-Besuch von Franziskus beantwortete Honsowitz-Friessnigg diplomatisch: Der Papst sei "in Österreich immer sehr willkommen, und das weiß er auch. Ein konkretes Datum für einen Besuch in Österreich gibt es derzeit nicht." Wertschätzung für Österreich habe sie auch bei einer Begegnung im privaten Rahmen mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. erlebt, bei der sie "von seiner Persönlichkeit und Zuneigung zu unserem Land berührt" gewesen sei, teilte Honsowitz mit.
Die erste Frau, die Österreich beim Vatikan vertritt, äußerte sich auch zur Rolle der Frauen in der katholischen Kirche: Im Vatikan selbst liege der Anteil an Mitarbeiterinnen bei knapp 20 Prozent. Es gebe viele Journalistinnen, Kunsthistorikerinnen, Wissenschaftlerinnen und stellvertretende Abteilungsleiterinnen. Papst Franziskus trete dafür ein, "Räume für Frauen zu öffnen". Honsowitz' Einschätzung: "Vieles ist hier im Fluss."
Quelle: kathpress