Busek kritisiert Karfreitagslösung und Vereinnahmung von Religion
Seine Präferenz dafür, "dass der Karfreitag ein Feiertag ist", hat Ex-Vizekanzler Erhard Busek bei einer Buchpräsentation in Wien deklariert. Zur Lösung der Bundesregierung, für Religionsausübung an diesem Tag einen "persönlichen Urlaubstag" zuzugestehen, merkte der frühere ÖVP-Obmann: "Es ist peinlich, dass wir uns etwas in den Sack lügen." Busek kritisierte ganz allgemein, dass Religion von der Politik vereinnahmt werde. Dabei wüssten z.B. die wenigsten Kritiker des Islam darüber wirklich Bescheid. Den Islam wegen fundamentalistischer Strömungen für politische Stimmungsmache zu missbrauchen, bezeichnete Busek als Fehler, denn solche Tendenzen gebe es in der Kirche genauso.
Der Vizekanzler der Jahre 1991 bis 1995 äußerte sich bei der Präsentation des Sammelbandes "Warum ich Christ bin" am Donnerstag in der Wiener Buchhandlung Herder-Zach. Er bezeichnete die Trennung von Staat und Kirche als hohes Gut, das durch politische Religionen gefährdet werde. Busek kritisierte den Umstand, dass die Qualität des Christlichen abnehme und bestimmte kirchliche Gruppen zunehmend fundamentalistisch agierten.
Busek betonte seine kirchliche Prägung durch das Konzil und sein Elternhaus: Buseks Vater war überzeugter Protestant, seine Mutter Katholikin, gelebte Ökumene sei Triebfeder für sein kirchliches und politisches Engagement gewesen. Für Christen gelte der Auftrag, gesellschaftlich etwas im Sinne des Evangeliums zu bewirken. Richtschnur für Politik wie auch für Religion solle Mitgefühl sein, betonte Busek. Religion habe freilich einen Mehrwert: Die Fragen nach dem Woher und Wohin des Lebens würden Menschen mehr denn je bewegen. "Die Politik findet keine Antwort", so Busek.
Am Glauben habe der Ex-Politiker, der in der Katholischen Hochschulgemeinde aktiv gewesen war, nie gezweifelt, wie er berichtete - wohl aber, ob er den Glauben auch richtig vollziehe und begreife. Die Frage, was er richtig und falsch gemacht habe, bewege ihn sehr. Auch wenn er seine "Unzufriedenheit mit dem, wie der Glaube realisiert wird, immer wieder artikuliert" habe, spiele Religion im Sinn von "religare" - nämlich "Bindung" - gerade heutzutage eine wichtige Rolle.
Im Sammelband "Warum ich Christ bin" finden sich Beiträge von 26 Autoren aus Kirchen, Politik, Wissenschaft und Kultur. Beiträge verfassten neben Erhard Busek u.a. Metropolit Arsenios (Kardamakis), Caritas-Präsident Michael Landau und Physiker Herbert Pietschmann. "Mutige Bekenntnisse regen zum Nachdenken an", hielt Kardinal Schönborn im Vorwort fest. "Möge die Lektüre viele Menschen ermutigen, Spuren Gottes im eigenen Leben zu entdecken", so der Wunsch des Wiener Erzbischofs.
Der Patmos-Band "Warum ich Christ bin. 26 Antworten von Persönlichkeiten der Gegenwart", herausgegeben von Predrag Bukovec und Christoph Tröbinger, umfasst 360 Seiten und kostet 24 Euro.
Quelle: kathpress