Scheuer: Totengedenken ist Liebesdienst und Menschenpflicht
Der Toten zu gedenken "ist ein Liebesdienst sowohl der Angehörigen wie auch der christlichen Gemeinde, letztlich eine Menschenpflicht". Das sagte der Linzer Bischof Manfred Scheuer bei einem Requiem anlässlich des Allerseelentages am Samstagabend im Mariendom. Das Gebet für die Verstorbenen macht deutlich, dass das ewige Leben Geschenk und Gnade durch Gott ist. Vom Philosophen Immanuel Kant stamme der Satz: "Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird." Der christliche Glaube reiche weit darüber hinaus, so Scheuer:
Christen erinnern sich der Toten, nicht damit sie leben, sondern weil sie leben.
Der wichtigste Beitrag des christlichen Glaubens für eine Kultur des Trauerns und des Todes sei das Wachhalten der Frage nach den Toten und ihrem Geschick. Christen hofften auf Leben und Gemeinschaft mit den Verstorbenen über den Tod hinaus, erklärte Scheuer. Zugleich gehe es um die Weigerung, "sich damit abzufinden, dass die Toten in alle Ewigkeit tot bleiben, die Besiegten besiegt und die Durchgekommenen und Erfolgreichen in alle Ewigkeit oben bleiben". In der Erinnerung von Leid, Schmerz und Trauer geht es nach den Worten des Bischofs um ein "solidarisches Antiwissen", gespeist aus der Hoffnung auf den mitleidenden Gott, "der den Besiegten, Verlorenen und Toten Friede, Heil, Versöhnung und Gerechtigkeit schenken kann".
Scheuer erinnerte an jenen neben Jesus gekreuzigten Verbrecher, der bat: "Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!" und darauf dessen Zusage erhielt: "Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein." Dieses Gespräch am Kreuz mute auch heutigen Gläubigen zu, "dass wir einander aufgetragen sind, einander Patron sind, füreinander sorgen, Verantwortung tragen, einander Hüter und Hirten sind".
Eine Form dieser Verantwortung füreinander sei das Fürbittgebet, sagte der Linzer Bischof. "Es ist Ausdruck der Solidarität, der Hoffnung, der Verbundenheit der Menschen in Heil und Unheil, im Leben und im Tod. Wer für andere betet, schaut auf sie mit anderen Augen." Nicht umsonst bitte Papst Franziskus viele seiner Gesprächspartner: "Beten Sie für mich!"
Quelle: kathpress