Papst warnt Christen im Irak vor "Virus der Mutlosigkeit"
Der Papst hat irakische Priester und Bischöfe dazu aufgerufen, sich trotz aller Schwierigkeiten nicht vom "Virus der Mutlosigkeit" anstecken zu lassen. Die katholische Gemeinschaft des Irak könne "wie ein Senfkorn" den Lauf des Krisenlandes bereichern, sagte Franziskus am Freitag in der syrisch-katholischen Kathedrale in Bagdad. Bei einem islamistischen Terroranschlag auf das Gotteshaus waren im Jahr 2010 insgesamt 48 Christen ums Leben gekommen. Für die Getöteten wurde ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet.
Sie hätten den "äußersten Preis für ihre Treue zum Herrn" gezahlt, sagte der Papst in seiner ins Arabische gedolmetschten Rede vor Klerikern, Ordensleuten und Katecheten. Das Gedenken an die Opfer ermutige dazu, das Vertrauen auf die Kraft des Kreuzes zu stärken. Zwar seien die pastoralen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie noch größer geworden. "Doch niemals darf unser apostolischer Eifer gelähmt oder vermindert werden", betonte Franziskus. Beharrliches Gebet und Treue zum Auftrag der Kirche seien der richtige "Impfstoff", um stets mit Energie voranzuschreiten.
Schwierigkeiten gehörten zur alltäglichen Erfahrung der irakischen Gläubigen. Sie hätten sich in den vergangenen Jahren Krieg und Verfolgung stellen müssen. "Ich danke euch, liebe Brüder im Bischofs- und Priesteramt, dass ihr eurem Volk nahe geblieben seid und es unterstützt habt", sagte der Papst. Aus den uralten Wurzeln und der ununterbrochenen Präsenz der Kirche in Nahost könne man neue Kraft ziehen.
Ein lebendiger Glaube an Jesus Christus sei "ansteckend" und könne die Welt verändern. Darum lohne es sich, den seelsorgerischen Einsatz unvermindert fortzusetzen, so Franziskus. Dabei müsse "jede Art von Egozentrik und Konkurrenz" vermieden werden. Die Liebe Christi dränge vielmehr zu einer "universalen Zusammengehörigkeit". Die verschiedenen Kirchen im Irak seien "wie viele einzelne bunte Fäden, die miteinander verflochten einen einzigen wunderschönen Teppich ergeben". Dieses Zeugnis geschwisterlicher Einheit gelte es zu bewahren.
Beim Besuch in der Kathedrale traf der Papst auch die Patriarchen der syrisch-katholischen Kirche von Antiochien, Ignatius Youssef III. Younan, sowie den chaldäisch-katholischen Patriarchen Kardinal Louis Raphael I. Sako. Beide hießen den Franziskus mit kurzen Grußworten willkommen und hoben die große Bedeutung des Besuchs für die Christen der Region hervor.
Christen im Irak
Unter den rund 39 Millionen Einwohnern des Irak leben schätzungsweise heute noch zwischen 200.000 und 400.000 Christen, meist in Bagdad sowie im Norden. Nach dem Krieg von 2003 nahm islamischer Fundamentalismus im Irak massiv zu; dazu kam der blutige Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten. Christen wurden teils gezielt Opfer von Terroristen, teils gerieten sie zwischen die Fronten der beiden muslimischen Strömungen. Hunderttausende verließen das Land. Viele fanden in den Kurdengebieten Zuflucht. Ihren Höhepunkt erreichte die Christenverfolgung ab 2014 mit dem Aufkommen der Terrormiliz "Islamischer Staat". Seit dessen Niederlage ist nur ein kleiner Teil der geflohenen Christen in die Heimat zurückgekehrt, vor allem in die nordirakische Ninive-Ebene.
Die bedeutendste Kirche im Land ist die chaldäisch-katholische (67 Prozent). Weitere sind die Kirche des Ostens (20 Prozent), die syrisch-orthodoxe und syrisch-katholische Kirche (zusammen 10 Prozent) sowie die armenisch-apostolische und armenisch-katholische Kirche. Dazu kommen noch wenige Gläubige anderer Kirchen, etwa der römisch-katholischen sowie der reformierten Kirchen.
Quelle: kathpress