Josefstag seit 400 Jahren kirchliches Hochfest - wegen Habsburg
Der 19. März ist seit genau 400 Jahren kirchliches Hochfest, und zwar auf Betreiben eines Habsburgers: Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) war derjenige, der bei Papst Gregor XV. erreichte, dass der Gedenktag des heiligen Josef 1621 zum verbindlichen Feiertag wurde. Ein Sieg im Dreißigjährigen Krieg der kaiserlichen und bayerischen Truppen über die protestantischen Soldaten der böhmischen Stände bei die Schlacht am Weißen Berg bei Prag im Jahr davor sei hier das Schlüsselereignis gewesen, hat die Grazer Kirchenhistorikerin Michaela Sohn-Kronthaler am Freitag im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress dargelegt. Trotz dieses Hintergrunds sei Josef jedoch "kein Stolperstein für die Ökumene".
"Ausschlaggebend war ein Bildnis der heiligen Familie (Josef, Maria und das Jesuskind, Anm.), das der Karmelit Dominicus a Jesu Maria im katholischen Heerlager zeigte. Es soll so imponiert haben, dass die Soldaten dadurch den entscheidenden Motivationsschub erhielten", berichtete die Leiterin des Instituts für Kirchengeschichte und Kirchliche Zeitgeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Graz. Der in Graz von Jesuiten erzogene Kaiser Ferdinand II. habe sich durch den darauffolgenden Sieg in seiner schon zuvor bestehenden persönlichen Bindung an den heiligen Josef gestärkt gefühlt. Das von ihm initiierte weltkirchliche Josefsfest war in Österreich bis zum Konkordat 1933 auch ein staatlicher Feiertag.
Dabei spielte der hl. Josef lange Zeit eine Nebenrolle in der Heiligenverehrung des Westens, wo sich - im Unterschied zum christlichen Osten - erst ab dem 9. Jahrhundert ein entsprechender Kult entwickelte. "Erst im Spätmittelalter ab 1400 ist Josef allmählich aus dem Schatten Mariens hervorgetreten", erklärte Sohn-Kronthaler. Französische Theologen wie Kardinal Petrus d'Ailly (1350-1420) und sein Schüler Johannes Gerson (1363-1429) trugen dazu bei, indem sie Josefs Rolle als "Nährvater und Diener Christi" und seine Bedeutung als Mitglied der Heiligen Familie hervorhoben.
Orden wie die Franziskaner, Karmeliten und Serviten übernahmen diese Verehrung und betonten Josefs Rolle im Heilsgeschehen, darunter besonders Bernhardin von Siena (1380-1444) oder die Mystikerin und Kirchenlehrerin Therese von Avila (1515-1582), die zwölf Klöster dem Heiligen aus Nazareth weihte. Der Karmeliterorden war auch maßgeblich an der Verbreitung der Tradition in der Habsburgermonarchie beteiligt, mit Gründungen eines Männer- (1622) und Frauenklosters (1629) in Wien und Graz (1643), deren Stifter Ferdinand II. und seine Gattin Eleonora waren. Ähnlich forcierte der Kaiser im Zuge der Gegenreformation auch die Errichtung von Josefbruderschaften.
Josef und die "Pietas Austriaca"
Ferdinand III. vertraute das Königreich Böhmen und die österreichischen Länder dem Patrozinium des hl. Josefs an, unter dem Titel "Bewahrer des Friedens" (Conservator pacis). Sein Nachfolger Leopold I. (1640-1705) sollte jedoch zum zweiten großen Josefsverehrer der Habsburger werden: In der Sorge um männlichen Nachwuchs gelobte er, seinem Sohn, der ihm auf dem Kaiserthron von 1705 bis 1711 nachfolgte, den Namen Josef zu geben, sowie später auch die Errichtung des Josefsbrunnens am Hohen Markt in Wien im Falle von dessen siegreicher Heimkehr aus dem Spanischen Erbfolgekrieg. Leopold I. machte den hl. Josef dann auch zum Schutzpatron aller österreichischen Erbländer (1675), des Heiligen Römischen Reichs (1676) und zum Hausheiligen der Habsburger (1677).
"Josef hatte somit Eingang in die Habsburger-Genealogie und unangefochtenen Ehrenplatz in der 'Pietas austriaca', der Frömmigkeit der habsburgischen Kaiser, gefunden", betonte Sohn-Kronthaler. Im Vielvölkerstaat habe der Bräutigam Mariens und Vater Jesu Christi auch die politische Funktion des "dynastiestärkenden, einheitsstiftenden und integrationsfördernden Heiligen" des habsburgischen Kaiserreiches erhalten.
Landesfeiertage Folge einer Reduktion
Dass Josef bis heute Landespatron in vier österreichischen Bundesländern - nämlich Kärnten, Steiermark, Tirol und Vorarlberg - ist, geht auf Kaiserin Maria Theresia zurück: "Ihr Anliegen war es, die Vielfalt der Feiertage zu reduzieren. Obwohl auch sie eine starke Josefs-Verehrerin war, kam dieser Schritt jedoch nicht von oben verordnet, sondern konnte auf eine starke Verwurzelung im Volk zählen", erklärte die Kirchenhistorikerin.
Wie populär Josef im Barock tatsächlich war, beweisen die zahlreichen ihm geweihten Kirchen, Kapellen, Statuen, Bildnisse und Ortsnamen sowie auch die enorme Verbreitung des Taufnamens beim sogenannten "einfachen Volk", auch in seinen Koseformen und Varianten wie Sepp, Seppl, Pepi und Pepperl. Als Patron von Ehepaaren und Familien, Erziehern und Kindern, Handwerkern und Ingenieuren, Reisenden und Verbannten, sowie in Notlagen wie Pest, Hunger, Krieg, Wohnungsnot und verzweifelten Situationen sei Josef gerne angerufen worden, so die Grazer Expertin.
Freilich galt dies nicht nur im Habsburgerreich: Besonders verbreitet ist die Verehrung Josefs auch in den Ländern romanischer Sprache wie Italien, Spanien, Frankreich und Belgien, er ist jedoch auch Schutzpatron von Mexiko, den Philippinen, Peru und Kanada.
Förderung durch Frauenorden
Neue Impulse für die Josefs-Frömmigkeit brachten im 19. Jahrhundert die Industrialisierung, in der die Kirche den Heiligen als Arbeiter in den Vordergrund rückte, sowie die Entstehung neuer Ordenskongregationen mit vor allem sozial-karitativer, missionarischer, katechetischer oder erzieherischer Zielsetzung, die Josef zum Patron wählten. "Über 170 religiöse Gemeinschaften zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert tragen seinen Namen. Zwei Drittel davon sind weiblich, jede achte auf dem amerikanischen Kontinent", berichtete Sohn-Kronthaler.
Auch die Aufmerksamkeit der Päpste für Josef nahm zu: Papst Pius IX. erhob ihn mit dem Dekret "Quemadmodum Deus" am 8. Dezember 1870 zum Schutzpatron der Weltkirche. Pius XII. ordnete 1955 an, am 1. Mai eines jeden Jahres das Fest "Josefs des Arbeiters" zu begehen, bis schließlich Papst Franziskus, der dem Heiligen bereits 2013 einem Fixplatz im Eucharistischen Hochgebet gab, im Dezember 2020 mit dem Apostolischen Schreiben "Patris corde" das derzeit laufende "Jahr des heiligen Josefs" ausrief.
Pandemie und persönliches Papst-Anliegen
Dass Franziskus diesen Schritt tat, kommt für die Grazer Kirchengeschichtlerin durchaus überraschend: "Ich habe nicht damit gerechnet." Durch den Verweis auf 150 Jahre Kirchenpatron allein sei die Ausrufung des Jahres nicht zu erwarten gewesen, viel eher dürfte hier auch die persönliche Frömmigkeit des Papstes mitspielen, der im Dezember bekannte, allmorgendlich ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes Gebet zum heiligen Josef zu beten und sich bei ernsten und schwierigen Anliegen vertrauensvoll an ihn zu wenden.
Durchaus schlüssig hält Sohn-Kronthaler den Verweis des Papstes auf Josef in Zeiten der Covid-Pandemie: "Franziskus hebt mit Josef die Personen und Berufe hervor, die verlässlich und unauffällig im Hintergrund wirken und für die Erledigung der Alltags-Arbeit wenig Aufmerksamkeit bekommen. Vorbild soll auch die Haltung Josefs Maria gegenüber sein in einer Zeit, in der Frauen psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt sind, sowie angesichts von Kurzarbeit, prekärer Arbeit und hoher Arbeitslosigkeit. Josef stärkt die davon betroffenen Menschen in ihrer Würde und ist ein Mutmacher", so die Kirchenhistorikerin.
Quelle: kathpress