Admont: Tagung betont Bedeutung benediktinischer Klöster für Europa
Der Beitrag der benediktinischen Klöster zur Entstehung Europas stand im Fokus einer internationalen, interdisziplinären Tagung, die am Wochenende im steirischen Benediktinerstift Admont zu Ende gegangen ist. Unter dem Titel "Kultur und Memoria. Die steirische Abtei Admont und das europäische Benediktinertum" hatten Expertinnen und Experten aus unterschiedlichsten Fachgebieten und Ländern (u.a. aus Deutschland, Frankreich, Irland, Österreich, der Schweiz, Ungarn, den USA und dem Vatikan) Elemente der benediktinischen Geschichte und des benediktinischen Erbes heute beleuchtet.
Als Festredner hatte Altbundeskanzler Wolfgang Schüssel bei der Eröffnung am 18. Mai die "große Gestaltungskraft der benediktinischen Klöster beim Werden Europas" unterstrichen und die Regel des Hl. Benedikt als "gelungene Anleitung zu einem ganzheitlichen Lebensstil" gewürdigt. Auf "bleibende Spuren der Klöster" hatte in dem Kontext auch der emeritierte steirische Bischof Egon Kapellari bei der Eröffnung hingewiesen: "Unzählige Klöster sind in Europa seit dem Mittelalter gegründet worden. Viele haben in Krisen nicht überlebt, aber sie haben bleibende Spuren hinterlassen, nicht nur in Bibliotheken und Archiven, sondern auch sichtbar und begreifbar, zumal in Ländern wie Österreich."
Der die Tagung initiierende und ausrichtende Historiker Andreas Sohn von der Universität Sorbonne Paris Nord hob in seinem Einleitungsvortrag die Bedeutung von benediktinischen Klosteranlagen in Europa an Beispielen wie der Westminster Abbey in London, der gotischen Abteikirche Saint-Denis bei Paris mit der Grablege der französischen Könige, der Klosterinsel Mont-Saint-Michel vor der Küste der Normandie und der Kathedrale von Monreale bei Palermo in Sizilien hervor. Er charakterisierte die weit ausstrahlende Abtei Admont mit der weltweit größten Klosterbibliothek als "europäischen Erinnerungsort" und "Wissensspeicher par excellence". Mit der 1074 erfolgten Gründung Admonts durch den Erzbischof Gebhard von Salzburg sei es zu einer erfolgreichen und kulturell nachhaltigen Einwurzelung des Reformmönchtums, hervorgegangen aus der Abtei Cluny in Burgund und vermittelt über das Schwarzwaldkloster Hirsau, in der Steiermark und in Österreich gekommen.
Weitere Referentinnen und Referenten zeigten in historischen Skizzen und Überblicken sowie in exemplarischen Text-Auszügen und -Deutungen auf, wie das benediktinische Erbe in Form von Bibliotheken oder auch im kulturellen und künstlerischen Bereich sowie in der Theologie durch die Kirchengeschichte hindurch Fuß fasste. Die Grazer Kirchenhistorikerin Michaela Sohn-Kronthaler etwa zeichnete Lebensweg und Wirken des Gelehrten Albert von Muchar (1786-1849) nach, der Philologe und Historiker war und Karriere als Professor und Rektor der Universität der steirischen Landeshauptstadt machte. Sie regte für den "Altmeister der steirischen Geschichtsschreibung" eine Gedenktafel und die Bezeichnung einer Straße nach ihm in Admont an.
Der Jesuit Andreas Batlogg, ehemaliger Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift "Stimmen der Zeit", sah die Wertigkeit und den Erfolg benediktinischer Klöster letztlich darin begründet, dass sie "Gegenwelten" vermittelten. Er unterstrich, wie wichtig die digitale Vermittlung von Glaube und Kultur in einer immer mehr auf Medien ausgerichteten Gesellschaft sei, und meinte abschließend: "Ohne OSB geht es nicht." Insgesamt gewährte die Tagung "vertiefende Einblicke in die steirische, österreichische und europäische Geschichte des Benediktinertums und bot aufschlussreiche Bilanzen von dessen kulturellen Leistungen in Mittelalter und Neuzeit", so Initiator, Prof. Sohn, in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress.
Die Tagung war bereits hingeordnet auf das Jubiläumsjahr 2024, in welchem die Abtei Admont ihr 950-jähriges Bestehen feiern wird. Admont ging 1074 aus dem von den Abteien Cluny (Burgund) und Hirsau (Schwarzwald) nach Österreich vermittelten Reformmönchtum hervor und knüpfte in Folge selbst ein weitverzweigtes Beziehungs- und Informationsnetz. Heute beherbergt Admont die weltweit größte Klosterbibliothek.
Quelle: kathpress