
Papst: Residential Schools in Kanada waren "Völkermord"
Papst Franziskus hat die Auswirkungen des staatlich-kirchlichen Internatssystems auf die indigene Bevölkerung in Kanada als Völkermord bezeichnet. Er habe zwar das Wort "Genozid" nicht genutzt, ihn aber beschrieben, erklärte er vor Journalisten auf dem Rückflug aus Kanada. Weiter habe er um Vergebung gebeten, für diese "Operation", die ein Völkermord ist, so Franziskus, der Samstagmorgen in Rom gelandet ist. Im Zuge der sogenannten "fliegenden Pressekonferenz" schloss Papst Franziskus weiters auch einen Rücktritt von seinem Amt nicht mehr aus: "Die Tür steht offen. Das ist eine ganz normale Option." Der Besuch in Kanada, der am Sonntag begann, war die 37. Auslandsreise von Papst Franziskus.
Ihm sei der technische Begriff des Genozids zwar nicht in den Sinn gekommen, er hätte ihn jedoch inhaltlich dargelegt: Kinder wegnehmen, die Kultur, Mentalität und Traditionen verändern. "Es ist wahr, es war Völkermord", bestätigte das Kirchenoberhaupt seine Aussagen.
Papst Franziskus hatte in den vergangenen sechs Tagen Kanada besucht, um der Forderung nach einer Vergebungsbitte der Kirche für ihre Rolle bei Indigenen-Internaten nachzukommen. In den Schulen wurden indigene Kinder ihrer Kultur beraubt, misshandelt und missbraucht. Unter den desolaten Bedingungen in den Schulen starben Schätzungen zufolge 4000 bis 6000 Kinder.
Eine kanadische Aufklärungskommission hatte 2007 das System als "kulturellen Völkermord" bezeichnet. Papst Franziskus bat in Kanada mehrfach um Entschuldigung gebeten. Auf landesweite Kritik stieß, dass er dabei das Wort "Genozid" nicht benutzte.
Papst erklärt Tür zum Rücktritt offen
Bis heute habe der Rücktritt war noch nicht an diese Tür geklopft. Ob er es tatsächlich machen werde, wisse er noch nicht, so der Papst. Zugleich bedeute dies aber nicht, dass er vielleicht übermorgen anfange, daran zu denken, erklärte er gegenüber mitreisenden Journalisten. "Man kann den Papst wechseln, das ist kein Problem", so Franziskus weiter. Gott werde das sagen.
Aufgrund seiner gesundheitlichen Einschränkungen, hauptsächlich einer Verletzung am Knie, kamen zuletzt immer wieder Gerüchte über einen möglichen Rücktritt des 85-Jährigen auf.
Papst plant künftig kürzere Reisen
Franziskus hat ferner angekündigt, bei Reisen künftig kürzer treten zu wollen. Er könne nicht in demselben Reiserhythmus weitermachen wie zuvor, sagte er bei der fliegenden Pressekonferenz. Um der Kirche weiter dienen zu können, müsse er sich etwas mehr schonen. Die sechstägige Reise nach Kanada sei ein kleiner Test gewesen, mit der Erkenntnis, dass man Reisen in so einem Zustand nicht machen könne.
Seit Anfang des Jahres hat Franziskus akute Knieprobleme. Aus einer Bänderentzündung war nach Aussagen des Papstes ein Knochenbruch geworden. Seit Mai sitzt Franziskus bei öffentlichen Auftritten häufig im Rollstuhl. Auch während der aktuellen Reise war das Kirchenoberhaupt auf das Hilfsmittel angewiesen. Das Flugzeug hatte er mit einem Lift betreten und verlassen.
Eine Knie-Operation ginge in seinem Fall nicht. Die Anästhesie bei seiner Darmoperation im vergangenen Jahr habe Spuren hinterlassen, die bis heute anhielten. Mit einer Anästhesie spiele man nicht, so der Papst. Er werde aber trotzdem versuchen, weiter Reisen zu machen. Er hoffe auch noch immer, Kiew in der Ukraine besuchen zu können. "Man muss vielleicht die Art etwas ändern und die Reisen etwas kürzer machen", erklärte der 85-Jährige.
Der Vatikan hatte aufgrund der anhaltenden Knieprobleme des Papstes eine geplante Afrikareise Anfang Juli abgesagt. Auf dem Reiseplan steht weiterhin ein Besuch in Kasachstan im September, sowie Kurztrips innerhalb Italiens: nach L'Aquila, Assisi und Matera.
Kommunikationsfehler bei Erklärung zum Synodalen Weg
Papst Franziskus hat den Absender einer kürzlich veröffentlichten Vatikan-Erklärung zum Synodalen Weg der Kirche in Deutschland benannt. Der Text sei vom vatikanischen Staatssekretariat verfasst worden, sagte das Kirchenoberhaupt vor mitreisenden Journalisten am Samstag auf dem Rückflug von Kanada. Es sei ein Fehler gewesen, dies nicht zu kommunizieren. Es handle sich um ein Versehen, nicht um böse Absicht.
Auf die Frage, ob solch ein Schreiben für den von ihm immer wieder geforderten Dialog zuträglich sei, antwortete Franziskus nicht. Er habe zum "sogenannten Synodalen Weg" in seinem Brief aus dem Jahr 2019 alles, was er habe sagen wollen, mitgeteilt. Diesen Brief habe er allein geschrieben, sich zuvor aber einen Monat lang mit Menschen darüber beraten, gebetet und reflektiert. Er habe diesen Brief als Hirte einer Kirche geschrieben, die versuche, ihren Weg nach vorn zu finden. Als Bruder, als Vater, als Gläubiger, erklärte Franziskus. Dieser Brief sei seine Botschaft und dabei bliebe es.
In der vergangenen Woche hatte der Vatikan eine Erklärung zum Synodalen Weg veröffentlicht. Das Schreiben ohne Absender und Datum mahnt mit Blick auf das katholische Reformprojekt in Deutschland, es sei "nicht befugt", Bischöfe und Gläubige "zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten". Jedenfalls nicht "vor einer auf Ebene der Universalkirche abgestimmten Übereinkunft". Als Grund für die Mahnung wurden eine mögliche "Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und Bedrohung der Einheit der Kirche" genannt.
Quelle: kathpress