Katholische Erwachsenbildung: Jubiläum mit Blick in Zukunft
Das "Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich" (Forum KEB) hat sein 25-jähriges Bestehen mit einem Blick in die Zukunft gefeiert: "Bildung (in) einer künftigen Welt" lautete das Thema eines Symposiums, das am Donnerstag und Freitag im Wiener Kardinal-König-Haus mit prominenten Gratulanten und zwei Professoren für Religionspädagogik stattfand: Österreichs "Schul-Bischof" Wilhelm Krautwaschl (Graz) und Bildungsminister Martin Polaschek wandten sich in Video-Grußbotschaften an die Tagungsteilnehmenden, für inhaltliche Impulse im Richtung einer ganzheitlichen und krisenlösungsorientierten Bildung sorgten Anton Bucher (Salzburg) und Bert Roebben (Bonn).
Der in der Bischofskonferenz für Bildung und Schule zuständige Bischof Krautwaschl bezeichnete Bildung in seiner Video-Botschaft als Menschenrecht. In Zeiten von weltweit zunehmenden Ungleichheiten, Klimakrise und Krieg sei sie umso wichtiger - "um Menschen Orientierung zu geben, um fundierte Informationen und Fakten zu erhalten, und um den Menschen Antworten auf ihre Fragen zu geben, ohne dass sie sich in Meinungsblasen verirren", so Krautwaschl. Bildung statt Unwissen, Vielfalt statt Einfalt, geistige Weite statt Einengung seien Rezepte für eine gelingende Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Damit werde in der katholischen Erwachsenenbildung erfolgreich gearbeitet.
Auch Minister Polaschek - beim Festsymposium vertreten durch Generalsekretär Martin Netzer - lobte das Forum KEB als einen "wichtigen Partner bei der Weiterentwicklung der Erwachsenenbildung in Österreich". Es ermögliche "durch sein breit gefächertes, flächendeckendes und niederschwelliges Bildungsangebot Bildungszugänge für sozial und regional benachteiligte Menschen". Alleine die Anzahl von rund 2700 örtlichen Einrichtungen spreche für sich, und auch der Umstieg auf digitale Formate sei sehr gut gelungen, betonte Polaschek.
Laut dem Forum-KEB-Vorstandsvorsitzenden Christian Kopf ist es wichtig, auch zu reflektieren, "was an Bildung fehlte oder was zu wenig im Blick war", sodass sich Kirche und Gesellschaft in eine derzeit so herausfordernde Lage hineinmanövriert habe. Generalsekretär Netzer nahm hier speziell die Erwachsenenbildung in die Pflicht, neue Antworten zu finden.
Plädoyer für "Aufklärung als Ziel von Bildung"
Ein Plädoyer für "Aufklärung als Ziel von Bildung" hielt der Salzburger Religionspädagoge Anton Bucher. Bildung solle ganzheitlich sein - nicht nur kognitiv ausgerichtet, sondern auch emotional, sozial, ästhetisch und ökologisch. Als Vorbild hob der katholische Theologe Martin Luther und die Reformation hervor: Der Protestantismus sei "zurecht als eine Bildungsmacht bezeichnet worden". Luther sei es ein Anliegen gewesen, dass jeder Mensch lesen und lernen könne, um in der Bibel Christus zu begegnen: "Wir hätten keine Bildung für alle, wenn wir die Reformation nicht hätten", unterstrich Bucher. Im Zuge der Gegenreformation habe die katholische Kirche nachgezogen, Ordensgemeinschaften wie die Dominikaner und Jesuiten hätten sich um Bildung in breiteren Bevölkerungskreisen verdient gemacht.
Vor allem durch die Corona-Pandemie sei klarer geworden, dass Vulnerabilität, die Verletzlichkeit von Menschen, eine tiefgreifende existenzielle, aber auch eine spirituelle Erfahrung, sagte Buchers Bonner Kollege Bert Roebben. Zerbrechlich ist für ihn "jemand, der in der Gesellschaft erfährt, dass er nicht mitmachen kann, dass er oder sie den Standards nicht gerecht wird". Oft werde dann gesagt: "Dann musst du resilient werden." Roebben hielt dem entgegen, dass es ein grundsätzlich zu akzeptierender Teil des Lebens ist, ein verletzlicher Mensch zu sein. Das solle auch religiöse Erwachsenenbildung vermitteln, ebenso das Bewusstsein, dass Zweifel und Unsicherheit und Suchen Teil des Glaubensweges sind.
Das Forum KEB wurde am 15. April 1997 aus vier katholischen Dachorganisationen gegründet. Der Zusammenschluss von 71 kirchlichen Bildungseinrichtungen in ganz Österreich hat heute etwa 700 hauptamtliche und 11.000 ehrenamtliche Mitarbeitende. Im Jubiläumsjahr waren sich fünf kostenlos zugängliche Online-Gespräche aktuellen Fragen der Erwachsenenbildung gewidmet. (Info: www.forumkeb.at)
Quelle: kathpress