"Aktion Leben" kritisiert Entwicklung bei Pränataltests
Die "Aktion Leben" fordert eine breite Debatte über sogenannte Pränataltestes und mehr Informationen darüber bei der Beratung im Vorfeld der Untersuchungen. Im Vorfeld des Welt-Down-Syndrom-Tags (21. März) rief der überkonfessionelle Verein dazu auf, "sich kritisch mit vorgeburtlichen Untersuchungen des Kindes zu befassen, die vor allem auf Down-Syndrom und ganz wenige andere chromosomale bzw. genetische Besonderheiten abzielen", sagte Aktion-Leben-Generalsekretärin Martina Kronthaler in einer Aussendung am Montag.
Ein Blut-Test könne schwangere Frauen und werdende Eltern in schwerste Krisen stürzen, so Kronthaler, deswegen sei eine Beratung bereits vor der Entscheidung für oder gegen einen Test sinnvoll. "Das Testangebot ist sehr komplex geworden. Es ist sinnvoll, sich vor Inanspruchnahme des Tests unabhängig vom Anbieter zu informieren, was der Test überhaupt kann, was er nicht kann und was ein positives Ergebnis bedeuten würde."
Schwangerenberatung sei die erste Anlaufstelle bei einem auffälligen pränataldiagostischen Befund, zeigte sich Kronthaler überzeugt. In diesem Sinne wolle sie auf die kostenlosen Angebote der Schwangerenberatung der "Aktion Leben" hinweisen, die werdende Eltern im Fall eines positiven pränatalen Testergebnisses begleite. "Unsere Beraterinnen sind auf die Beratung vor-, während und nach Pränataldiagnostik spezialisiert. Es ist eine schmerzhafte, intensive Phase der Auseinandersetzung mit den eigenen Ressourcen und Gefühlen", betonte Kronthaler. Beratung entlaste, informiere, schaffe Zeit und helfe den Betroffenen, "eine Entscheidung zu treffen, zu der sie auch langfristig stehen können".
Mensch ist mehr als seine Gene
Die Beratungseinrichtung wolle dazu anregen, sich grundsätzlich über das Testangebot mehr zu informieren und nachzudenken. Das Testangebot sei marktgetrieben und richte sich nach dem, was technisch möglich sei. Die psychosoziale Versorgung schwangerer Frauen hingegen sei nach wie vor mangelhaft. "Ebenso ist ein Mensch mehr als seine Gene", ist Kronthaler überzeugt. "Hinterfragen wir daher mehr, warum diese Tests so attraktiv sind und was diese neuen Verfahren für die betroffenen Menschen und ihre Angehörigen bedeuten." Reproduktive Autonomie sei nur dann gegeben, wenn auch die Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom als selbstverständliche und attraktive Option erscheint.
Der Verein appelliere an die Politik, dem Suchen nach genetischen Besonderheiten Möglichkeiten entgegenzusetzen, mit ihnen gut zu leben. "Viele Eltern sprechen heute selbstbewusst über ihr Leben mit ihrem Kind mit Down-Syndrom", sagte Kronthaler. Dieser positiven Entwicklung stünden unverständliche Sparmaßnahmen etwa in der integrativen Bildungspolitik gegenüber. Kronthaler forderte, Geldmittel in die Information über Beratung und bedarfsgerechte Unterstützungen für Eltern sowie in Bildungsmaßnahmen und Förderungen zu investieren, "damit Kinder mit Down-Syndrom ihre Potenziale ebenso entwickeln können wie andere Kinder". (Info: www.aktionleben.at)
Quelle: kathpress