
Caritasdirektorin: Zahl der Klienten im Burgenland verdoppelt
Die Zahl der Klienten hat sich bei der Caritas Burgenland seit dem Beginn der Teuerungen verdoppelt. Das sagt die Caritas-Direktorin in der Diözese Eisenstadt, Melanie Balaskovics, in der Burgenland-Ausgabe der "Krone" am Montag. Aktuell sehe die Hilfsorganisation einen starken Anstieg bei Delogierungen, viele könnten sich die Heizrechnung nicht mehr leisten. "Aufgrund der hohen Lebenserhaltungskosten suchen auch immer mehr Menschen aus der Mittelschicht Hilfe bei der Caritas", berichtet sie.
Besonders von der Krise betroffen seien Pensionisten, aber auch alleinerziehende Mütter und Väter ohne Netzwerk. "Viele waren glücklich verheiratet, lebten in tollen Häusern. Dann gab es einen Schicksalsschlag, eine Krankheit, einen Jobverlust, Streit, die Scheidung, Schulden, und plötzlich ist alles anders." Diese Gruppe wachse stark, weshalb die Caritas ihre Sozialberatungsstellen im gesamten Burgenland ausbaue. "Betroffene brauchen Begleitung. Nur dann können sie jene Kraft spüren, die es braucht, um wieder eigenen Antrieb zu entwickeln", ist sie überzeugt.
Seit zwei Jahren ist Balaskovics Caritas-Direktorin im Burgenland, vorher war sie fast 25 Jahre Journalistin beim ORF. Unter ihrer Leitung habe sich die Caritas weiterentwickelt, ist die 47-Jährige überzeugt, sie "wurde umstrukturiert, fitter und jünger gemacht". Von der Politik fordert sie "eine Sozialreform, die greift, damit die Armutsschere nicht weiter aufgeht". Auch ein grundsätzlicher Austausch über sozialpolitische Themen wäre wünschenswert. Dieser finde aktuell nur statt, "wenn es Brände zu löschen gilt". Deshalb habe sie drei-, viermal im Jahr das Bedürfnis, sich mit dem Soziallandesrat unter vier Augen zu unterhalten, "ohne eine Entourage von Mitarbeitern daneben. Da kann man seine Meinung freier äußern".
Zukunft Europas liegt in Afrika
Überzeugt ist Balaskovics davon, dass sich die Zukunft Europas in den Ländern des Globalen Südens und besonders in Afrika entscheide. "Wenn wir jetzt nichts unternehmen, werden sich in den nächsten zehn Jahren Millionen Afrikaner auf den Weg nach Europa machen", sagte Balaskovics. Die Menschen dort bräuchten Perspektiven, so die Direktorin, "nur wenn wir es schaffen, die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern, sind sie nicht gezwungen, ihre Heimat zu verlassen".
Nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine habe gezeigt, wie sehr die Welt heutzutage miteinander verbunden sei. "Seit Kriegsbeginn gehen weniger Getreidelieferungen nach Afrika, das ohnehin von Dürre und allen möglichen Katastrophen geplagt ist", so die Caritas-Chefin. Die Hilfsorganisation engagiere sich deshalb verstärkt auf dem afrikanischen Kontinent, etwa im Südsudan, einem der ärmsten Länder der Welt. "Weniger als 30 Prozent der Menschen dort sind alphabetisiert. Mädchen schon gar nicht! Sie verdienen aber die gleichen Chancen wie Burschen", so Balaskovics, die davon überzeugt ist, dass Bildung ein Schlüssel sei, um aus der Armut herauszukommen.
Quelle: kathpress