
Caritas-Experte im Südsudan: Situation in Grenzregion sehr kritisch
Die Situation für die Menschen an der sudanesisch-südsudanesischen Grenze ist nach dem Aufflammen der Auseinandersetzungen im Sudan Mitte April extrem kritisch. 45.000 Menschen sind in den vergangenen Wochen aus der Konfliktregion in den Südsudan geflohen, berichtete Werner Fritz, Leiter des Büros der Caritas Österreich im Südsudan, am Mittwoch im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. "Die Flüchtlinge sind sehr geschwächt und die Registrierung der Menschen durch die Regierung verläuft schleppend", beschreibt der Experte die Situation an der Grenzregion, in der er sich in den vergangenen zwei Wochen aufgehalten hatte, um die Hilfe der Caritas zu koordinieren.
Die Menschen, die es bis in den Südsudan geschafft hätten, kämen nach der Registrierung in ein Transitzentrum, ein zweites Lager mit Wartenden habe sich direkt gegenüber gebildet, so Fritz. Die Zustände seien katastrophal, "es hat durchschnittlich 43 Grad und es gibt keinen Schatten zum Schutz vor der Hitze und kaum Nahrungsmittel". Sorge hätten die Menschen vor allem vor der bevorstehenden Regenzeit. Diese würde Straßen und Lager binnen kürzester Zeit "verschlammen" und zudem die Ausbreitung von Krankheiten begünstigen.
Die Menschen seien keine Flüchtlinge im eigentlichen Sinn, sondern zu 90 Prozent Rückkehrer, die vor Jahren den Südsudan infolge des Bürgerkriegs in Richtung Sudan verlassen hatten, erklärte Fritz. Das erleichtere die Situation etwas, da sich viele erhofften, bei Verwandten unterzukommen. Es sei auch die erklärte Strategie von Regierungsseite, die Menschen in Privathaushalten unterzubringen. Für die Zehntausenden Flüchtlinge dauerhafte Unterkünfte zu schaffen, würde das selbst auf Hilfe von Außen angewiesene Land überfordern, sagte der Experte.
Die Herausforderung sei, die Menschen nach der Registrierung von der Grenze wegzubekommen und sie im Land zu verteilen. Die nächstgrößere Provinzstadt Renk sei komplett überfüllt und die Preise für Grundnahrungsmittel seien bereits stark angestiegen. Unter den Einheimischen herrsche "Solidarität, aber auch starke Besorgung", so Fritz, aber "sie sehen die Rückkehrer nicht als Feinde".
Die Arbeit der Caritas Österreich in der Krisenregion fokussiere auf drei Schwerpunkte, erklärte der Experte: Nahrungsmittel, Medikamente und Hygieneartikel; die Schaffung von rudimentären Schutzeinrichtungen vor Sonne und Regen und letztlich die Organisation des Weitertransports der Menschen mit einem Boot über den Nil.
Die Flüchtlingskatastrophe "trifft ein armes Land im Dauer-Krisenzustand". Anzeichen der Besserung der Situation und das Abschwellen des Konflikts gebe es nicht, so Fritz. Die Menschen nähmen die Situation aber mit einer gewissen Gelassenheit. "Die Flüchtlinge warten geduldig, bis sie registriert sind, dann warten sie auf den Bootstransfer." Das Boot brauche drei Tage pro Fahrt, 500 Menschen finden auf ihm Platz.
Die Caritas Österreich ist seit vielen Jahren im Sudan, wie auch im Südsudan tätig. Aktuell gehe es um die Versorgung mit dem Nötigsten, das für das Überleben benötigt werde, so die Hilfsorganisation, die um Spenden für die Menschen in der Krisenregion bittet. (Spenden: www.caritas.at und wirhelfen.shop)
Quelle: kathpress