"Tag des Judentums" in Linz: Interreligiöser Dialog als Verpflichtung
Als religiöse Verpflichtung und Heiligung des Namens Gottes sowie als gesellschaftliches Zeichen sieht der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister den Dialog zwischen Christen- und Judentum. Hofmeister diskutierte am Dienstag bei einer Veranstaltung an der katholischen Privat-Universität Linz anlässlich des "Tag Judentums" (17. Jänner) unter dem Titel "Alles Koscher? Essen als Glaubens- und Identitätsfrage" mit dem Moraltheologen Michael Rosenberger zu spirituellen Fragen von Ernährung.
Der Einladung des christlich-jüdischen Komitees OÖ und der Katholischen Privat-Universität Linz gefolgt waren u.a. die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Charlotte Herman, Diözesanbischof Manfred Scheuer, Senior Pfarrer Martin Eickhoff von der Evangelischen Kirche OÖ und Landeshauptmann a.D. Josef Pühringer als Vorsitzender von Pro Oriente Sektion Linz gefolgt.
"Was schert sich der liebe Gott darum, was wir essen?", stellte Rabbiner Hofmeister als rhetorische Frage an den Beginn seiner Ausführungen. Die Antwort beginne mit der Tora, die die Grundlage aller Vorschriften im Judentum darstellt, führte er aus. Die Heilige Schrift habe viele verschiedene Bedeutungsebenen und existiert nach jüdischem Verständnis als eine Art "Bauplan", "DNA" oder "Filmrolle" schon seit jeher bei Gott, führte er aus.
Die Auserwählung des Volkes Israel am Berg Sinai bedeutet Verantwortung und den Auftrag, Licht für die Völker zu sein. So gebe es für Jüdinnen und Juden zahlreiche rituelle, spirituelle Gebote, die den "Gesundheitszustand der Seele" betreffen, so Rabbiner Hofmeister. Diese machten aber Jüdinnen und Juden zu "keinen besseren Menschen oder das Judentum zu einer besseren Religion", hielt er fest. Vielmehr gibt es verschiedene "Betriebssysteme".
Der katholische, in Linz lehrende Moraltheologe Universitätsprofessor Michael Rosenberger ging in seinem Eingangsstatement auf die strukturierende und ordnende Funktion von Speisevorschriften ein. Als verbindendes Element von Judentum und Christentum in Bezug auf Ernährung sieht er das Tischgebet, den Dank für Nahrung, also das Bewusstsein, sich Gott zu verdanken.
Quelle: kathpress