Ökumene-Empfang in Linz: Positives Zeichen des Miteinanders
Die Bedeutung des gelebten Engagements und Zeugnisses der christlichen Kirchen in Oberösterreich hat der katholische Bischof Manfred Scheuer betont. Kirche dürfe nie zum Selbstzweck werden, sondern müsse für die Menschen da sein und ein Ort des ehrlichen Ringens um die Wahrheit sein, sagte Scheuer laut Mitteilung der Diözese Linz am Dienstagabend beim traditionellen Ökumenischen Empfang im Linzer Bischofshaus. "Die Lasten gemeinsam tragen, aber auch die Freuden gemeinsam leben - nur in diesem Sinne kann kirchliches Miteinander gelingen", sagte der Bischof vor mehr als 60 Vertreterinnen und Vertreter der christlichen Kirchen. Ein von Empathie füreinander geprägtes Miteinander erfordere von allen Seiten auch ein Bewusstsein der eigenen Korrekturfähigkeit und -bedürftigkeit.
Der von Scheuer gemeinsam mit der Stiftung "Pro Oriente" ausgerichtete Ökumene-Empfang sei ein positives Zeichen des christlichen Miteinanders, unterstrich der Vorsitzende der Linzer "Pro Oriente"-Sektion, Josef Pühringer. "In Oberösterreich begegnen sich die Kirchen auf Augenhöhe. Niemand lebt eine Haltung der Herabsetzung, das zeichnet unser Bundesland auch aus", sagte der frühere Landeshauptmann. Pühringer erklärte, dass er zwar wie viele andere auf mehr Fortschritt in der Ökumene hoffe. Derzeit scheine aber die Zeit der Kunst der kleinen Schritte in der Ökumene zu sein - und diese würden unermüdlich täglich gesetzt.
Dem pflichtete "Pro Oriente"-Präsident Alfons Kloss bei. Er betonte zugleich, dass Ökumene kein Projekt der raschen Resultate sei, sondern der stetigen Beziehungspflege. Kloss nannte Initiativen wie das Projekt "Healing of Wounded Memories", das unter anderem in Südosteuropa und im Nahen Osten zur Aussöhnung beitragen soll. Mit Blick auch auf die Situation in Österreich unterstrich Kloss die Bedeutung einer "Ökumene der Tat" als ein christliches Zeichen in der Gesellschaft.
Der evangelische Superintendent Gerold Lehner sprach laut Mitteilung über die Situation der evangelischen Kirche in Oberösterreich und erwähnte in seiner Analyse, dass der Schein entstehen könne, dass es bei der katholischen und evangelischen Kirche im Moment nicht rund laufe. Lehner wies aber zugleich auf zahlreiche Initiativen hin, die sich zwar in den vergangenen Jahren verändert hätten, aber stets vom Impuls des christlichen Zeugnisses getragen seien. Es würden neue Partnerschaften entstehen und das Miteinander verstärkt gesucht. Auch übernehme die Jugend bewusst Verantwortung. Das bringe Hoffnung mit sich, dass am Ende nicht der Schmerz über den Verlust bleibe, sondern die Freude über Neuentstandenes.
Die Ökumene-Referentin der Diözese Linz, Gudrun Becker, stellte zwei Ökumene-Projekte aus oberösterreichischen Pfarren vor. Ein gemischtkonfessionelles Ehepaar aus Bad Ischl berichtete über die Anfänge und ökumenischen Schwierigkeiten seiner Beziehung vor 50 Jahren und darüber, wie viel sich seit damals zum Positiven verändert habe. Präsentiert wurden auch Initiativen aus Marchtrenk, bei denen die evangelische, katholische und rumänisch-orthodoxe Kirche sich gegenseitig unterstützen.
Quelle: kathpress