Kromp-Kolb: Klimakrise verlangt nach Kulturwandel
Die Klimakrise ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nicht nur nach einer Transformation im Bereich des CO2-Verbrauchs verlangt, sondern nach einem "Kulturwandel", der alle Bereiche des Lebens umfasst: Das hat die Klimaforscherin Prof. Helga Kromp-Kolb bei einem Vortrag am Dienstag in Salzburg betont. Neben großen politischen Entscheidungen liege es auch an jedem einzelnen, einen Beitrag zu leisten und das Leben ökologisch umzustellen. Der Verzicht auf energieintensive Lebensweisen könne dabei die persönliche Lebensqualität durchaus heben. Die Wissenschaft könne diesen Kulturwandel nur begleiten, der Diskurs darüber, wie ein gutes Leben für alle auch in Zeiten ökologischer Krise gelingen kann, müsse jedoch in der Demokratie geführt werden, zeigte sich Kromp-Kolb überzeugt.
Kromp-Kolbs Vortrag fand im Rahmen der heurigen Salzburger Hochschulwochen statt, die am 29. Juli zum Thema "Fragiles Vertrauen - Über eine kostbare Ressource" eröffnet wurden und noch bis 4. August dauern.
Auch wenn die Klimadaten beunruhigend seien und ein globales Handeln unbedingt erforderlich machten, so sei die Situation dennoch nicht hoffnungslos, erklärte die Wissenschaftlerin. Klimaaktivistische Bewegungen wie "Fridays for Future" oder auch die "Letzte Generation" hätten dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Dramatik der Situation zu schaffen und auf Dauer zu stellen. Wissenschaftler seien heute vielfach engagiert und würden sich nicht mehr scheuen, Position zu beziehen. Außerdem würden immer mehr Menschen erkennen, dass die Umwelt ein "kollektives Gut, ein Erbe der gesamten Menschheit und eine Verantwortung für alle" darstelle, für das sich zu kämpfen lohne.
Dass sich politisch etwas bewege, könne man etwa am Streit und der letztendlichen Annahme des Renaturierungsgesetzes sehen. Daran könne man auch lernen: "Aufgeben ist nie eine gute Lösung. Wir müssen immer weiterkämpfen. Dann tun sich auch Möglichkeiten auf, von denen man anfangs vielleicht noch gar nichts geahnt hat." Hoffnung würden ihr auch entsprechend überraschende Kooperationen und Koalitionen im Ringen um eine ökologische Wende machen, so Kromp-Kolb. Dazu würden letztlich auch die Religionsgemeinschaften und christlichen Kirchen zählen. Dies alles gebe ihr Hoffnung und Vertrauen, dass es gelingen werde, "dass wir uns neu erfinden und das Notwendige möglich machen".
Dietz: "Gott traut Menschen viel zu"
Neben Kromp-Kolb setzte auch der evangelische Theologe Prof. Thorsten Dietz am Dienstag seinen Vortrag bei den Salzburger Hochschulwochen über "Gründe und Abgründe des Vertrauens" fort. Dietz verfolgte darin die Frage, wie es gelingen könne, "Wege im Glauben zu öffnen, die nicht auf ein verabsolutiertes Vertrauen setzen, sondern auf die Kraft des schwachen Zeugnisses". Die Theologiegeschichte kenne diese Durchkreuzung des Vertrauens in Gott durchaus, zeigte Dietz am Beispiel Martin Luthers und der theologischen Figur der "Anfechtung" auf.
Es brauche heute mehr und neuen Mut, offen zu "Glaubensverunsicherungen" zu stehen und diese nicht als Schwäche, sondern als Stärke zu sehen. Dann würden sich auch neue Gesprächsmöglichkeiten und Allianzen mit nicht-religiösen Menschen ergeben: "Religiöse Menschen könnten entdecken, dass nicht-religiöse in ihrem Vertrauen auf die Menschheit eine quasi-religiöse Haltung einnehmen. Und umgekehrt können säkulare Menschen erkennen, dass das, was religiöse Menschen glauben, einen humanen Kern hat."
Aus christlicher Sicht indes gelte es festzuhalten, dass der Glaube an die Auferstehung einen vertrauensstärkenden Charakter habe: "Die Versöhnung, die Gott im Tode Jesu anbietet, ist für mich eine große Erzählung davon, dass es im absoluten Nullpunkt, dem Tod, selbst noch Neuanfänge des Vertrauens geben kann." Gott, so Dietz abschließend, traue den Menschen "offenbar verdammt viel zu." Und dieses Vertrauen Gottes in den Menschen mache wiederum Gott selber "vertrauenswürdig". (Infos: www.salzburger-hochschulwochen.at)
Quelle: kathpress