Multimedia-Kunstprojekt interpretiert Linzer Goldhaube neu
Unter dem Titel "Unter die Haube" präsentiert die Textilkünstlerin Franziska Pruckner am 13. und 14. September ihr multimediales Kunstprojekt im "Haus der Frau" in der Linzer Volksgartenstraße. Das Projekt rund um Themen wie Tracht, Tradition und Textil widmet sich der goldbestickten Linzer Goldhaube. Pruckner, die seit Oktober 2023 im Rahmen eines "Artist in Residence"-Aufenthalts in dem kirchlichen Bildungs- und Begegnungszentrum arbeitet und wohnt, hat die Goldhaube künstlerisch neu interpretiert und sich ihr in einem emanzipatorisch-feministischen Prozess angenähert, wie die Diözese Linz mitteilte. Die neu interpretierte Goldhaube besteht nun etwa aus Schürzenresten von Mutter, Groß- und Urgroßmutter der Künstlerin.
Die in zahlreichen Arbeitsstunden hergestellte, traditionell goldbestickte Kopfbedeckung gilt als wertvollster Teil der oberösterreichischen Tracht und erreichte im 19. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Verbreitung. Wie so vieles im textilen Raum ist auch die Goldhaube mit ihren dekorativen Stickereien und dem feinen handwerklichen Aufwand weiblich behaftet und "wird symbolisch und traditionell mit dem 'Unter-die-Haube-Kommen' bei einer Hochzeit verbunden", informierte die Diözese Linz.
Die Künstlerin habe sich für das Projekt das als weiblich angesehene Handwerk der Weberei, Stickerei und Näherei angeeignet und mittels Grafik und digitaler Manipulation verfremdet, hieß es.
Kitsch und Kulturgut
Das Kunstprojekt entstand in mehreren Schritten: Der Stoff und Grundbaustein der Haube wurden aus Schürzenresten von Mutter, Groß- und Urgroßmutter am Webrahmen handgewebt und anschließend im surrealistischen Stil der Künstlerin aufwändig bestickt. Als Anspielung auf die Floskel "unter die Haube kommen" wurde das Ensemble durch ein an die 1830er Linzer Tracht angelehntes Kostüm ergänzt - die "Hochzeit der traditionellen Goldhaube", wie die Diözese informierte.
Im letzten Schritt wurde die gesamte Montur im niederösterreichischen Heimatort der Künstlerin "idyllisch" fotografisch inszeniert und mittels Fotomanipulation mit Zeichnungen in surrealistische Fantasiebilder verwandelt, um die "oft als kitschig und ideologisch wahrgenommenen Aspekte der Tracht hervorzuheben".
Dennoch betont die Künstlerin, die sich als Absolventin eines Textilkunst- und Design-Studiums an der Kunstuniversität in Linz mit modegeschichtlichen Themen beschäftigt, die Wichtigkeit der Erhaltung der Goldhauben als Kulturgut. Über ihre künstlerische Auseinandersetzung mit der oberösterreichischen Tracht erklärte Pruckner, sie wolle einen Diskurs auslösen, "inwiefern sich damalige Tracht von der heutigen Mode unterscheidet, und auch in Bezug auf die Wertigkeit, die wir ihr als Gesellschaft beimessen. Besonders im Mittelpunkt steht der Kontrast zwischen 'unvergänglichem Werkstoff' bzw. dem Objekt, das über Generationen weitervererbt wird, und der heutigen Wegwerfgesellschaft."
Die Initiative "Artist in Residence" ist eine Kooperation des "Haus der Frau" mit dem Diözesankunstverein Linz, der seit 1996 jährlich einen Preis für herausragende Abschlussarbeiten an der Linzer Kunstuniversität vergibt. Mit beiden Initiativen werden junge Kunstschaffende und der Dialog zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst gefördert.
(Info: https://www.dioezese-linz.at/institution/8063/aktuelles/article/275771.html)
Quelle: kathpress