Kirche leistete im Vorjahr 136 Millionen Euro Entwicklungshilfe
Fast 136 Millionen Euro für 3.300 Projekte in 125 Ländern: So lautet die am Montag vorgelegte Bilanz des Jahres 2023 für die Entwicklungshilfe der Katholischen Kirche Österreich. Der für die internationale Zusammenarbeit zuständige Bischof Werner Freistetter präsentierte diese in Graz zusammen mit Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, der unlängst von Projektbesuchen in Afrika zurückkam. Der mit 17 Millionen Euro größte Anteil der kirchlichen Hilfe ging im Vorjahr demnach an insgesamt 121 Projekte der Ukrainehilfe.
In Österreich gebe es "sehr viele Menschen, die sich für die Würde und die ganzheitliche Entwicklung für Menschen weltweit engagieren", würdigte Bischof Freistetter die hohe Spendenbereitschaft der Österreicherinnen und Österreicher. Rund 40 Prozent des nationalen Spendenaufkommens für Menschen im Globalen Süden würden über die Kirche abgewickelt. Gleichzeitig liege jedoch der Bedarf weit über dem, was gebraucht würde, machten doch vor allem die Klimakrise und der Verlust der Artenvielfalt immer mehr Ländern massiv zu schaffen. Damit menschliches Leben in einer lebensfreundlichen Umwelt möglich werde, sei das "Mitwirken der globalen Menschheitsfamilie" tagtäglich gefordert. Eine Verbesserung der Bedingungen vor Ort sei das "Geheimrezept gegen Wirtschaftsmigration".
Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl war im August 2024 in Ruanda und Burundi unterwegs, um Projekte der Caritas, des Welthauses der Diözese Graz-Seckau, der päpstlichen Missionswerke und von einigen Pfarren zu besuchen. "Ich versuche, jedes Jahr ausgewählte Schwerpunktländer aufzusuchen und den Menschen dort zu zeigen, dass sie Menschen sind - und nicht nur Spendenempfänger", so der Bischof der Diözese Graz-Seckau. In beiden Ländern gebe es das Christentum erst seit etwa 125 Jahren, die "Begeisterung am Glauben" sei enorm. In vielen Orten gebe es "Kapellen", in denen 1.000 Menschen Platz finden und die täglich bei den Messen voll seien.
Die Hilfe aus Österreich sei in beiden Ländern wichtig und erfolgreich. In Ruanda etwa habe die Grazer Pfarre Karlau während der Anwesenheit von Bischof Wilhelm das 800. Haus für Witwen und Waisen eröffnet; mit dem Namen "Haus Wilhelm". In der Diözese Gitega (Burundi) gebe es mittlerweile mehr als 70.000 Ziegen, die aus einer Caritas-Aktion hervorgingen. Der Schwerpunkt kirchlicher Hilfe liege jedoch bei der Bildung. So sind etwa Bildungszentren entstanden, in denen Kinder Wissen erlernen und täglich zu essen bekommen. Anderswo kommt die Kirche für das Schulgeld auf. "Unser Einsatz für Bildung, Menschen- und Frauenrechte ist hochpolitisch und hat in vielen Ländern gesellschaftspolitische Auswirkungen", ergänzte Bischof Freistetter.
Hilfe für Kinder
Während "schnelles Geld" aus China und den USA komme - mit allen damit verbundenen Abhängigkeiten - gehe es der Kirche um "langfristige Hilfe zur Selbsthilfe"; mit allen damit verbundenen Schwierigkeiten. "Jemandem, der nicht weiß, was morgen sein wird, kannst Du nicht ein Projekt vermitteln, bei dem man an die Ergebnisse in einigen Jahren denkt", verdeutlichte Krautwaschl.
Besonders fruchtbar sei das Engagement für Kinder. So habe das päpstliche Hilfswerk Missio in Ruandas größtem Flüchtlingslager eine Kinderbetreuung für 500 Kinder eingerichtet, wie der Grazer Missio-Direktor P. Niklas Müller berichtete. Im Lager seien gerade drei Prozent der Menschen katholisch. "Kirchliche Hilfe ist viel mehr als nur Kirchen zu bauen", betonte Bischof Krautwaschl.
Die Hilfe in Afrika komme auch zurück in die Diözese Graz-Seckau, wo derzeit neun Priester aus Ruanda und Burundi in der Pfarrseelsorge tätig seien. "Abschauen" könne man sich etwas in Sachen Versöhnung, so der Bischof: Nach dem Genozid in Ruanda im Jahr 1994 mit 1,2 Millionen Toten seien Aussöhnung und Erinnerung derzeit "allgegenwärtig".
Entwicklungshilfe der Diözese Graz-Seckau
Neben österreichweiten Projekten und Initiativen gibt es auch jene der Diözesen, die etwa im Falle von Graz-Seckau über die Caritas, das Welthaus und die päpstliche Hilfsorganisation Missio abgewickelt würden, sowie Projekte verschiedener Pfarren. Das Grazer Welthaus beispielsweise ist in der Ukraine, Slowakei, Argentinien, Brasilien, Guatemala, Laos, Senegal und Tansania aktiv und betreute im Vorjahr 27 Projekte mit einem Projektbudget rund 700.000 Euro. Die Caritas arbeitet in Bulgarien, Rumänien, Bosnien-Herzegowina und Ungarn im Rahmen der Ukraine-Hilfe, sowie Burundi, Südsudan und Ägypten, wo es 50 Projekte mit einem Gesamtbudget von ca. 1,4 Millionen Euro gibt. Insgesamt verwendet die Diözese Graz-Seckau laut Angaben jährlich rund vier Millionen Euro - das sind vier Prozent des Budgets - für Entwicklungshilfe.
Quelle: kathpress