
Bischof Scheuer: Zuwendung zu Kranken ist christlicher Identitätsmarker
Zuwendung zu Kranken und Hilfe in der Krankheit sind christliche Identitätsmarker: Das hat Bischof Manfred Scheuer bei einer Pressekonferenz in Linz hervorgehoben. Er dankte haupt- und ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern in Krankenhäusern sowie Menschen in den Pfarren, die Krankenbesuchsdienste leisten. Sie seien "Botschafterinnen und Botschafter der christlichen Nächstenliebe", sagte der Linzer Diözesanbischof bei einer Pressekonferenz aus Anlass des kirchlichen "Welttags der Kranken" am 11. Februar.
Gesundheit und Krankheit seien existenzielle Themen, die tief in das Selbstverständnis eingreifen, so Scheuer. Gesundheit stehe an oberster Stelle persönlicher Wünsche und Hoffnungen. Gerade schwere Krankheit mache die Bedrohtheit des Lebens erfahrbar. Dabei sei die Gesundheit jedoch nicht nur körperliches Funktionieren oder seelische Harmonie, sondern die Fähigkeit, Lebensaufgaben auch unter Belastungen zu erfüllen. Selbst die Stabilisierung eines chronischen Leidens könne als Mindestmaß an Gesundheit erlebt werden, sagte der Bischof. Es brauche ein "gesundes Verhältnis zur Krankheit", das bedeutet, sie als Teil des Lebens anzunehmen.
Der Kampf gegen Krankheit und der Wille zur Genesung seien natürliche Prozesse, die den Heilungsprozess unterstützten, betonte Scheuer. Ernsthafte Erkrankungen müssten jedoch in die Lebensführung integriert werden, was ein Weiterleben unter veränderten Bedingungen erfordere. Krankheit könne zu einer Grenzsituation werden, die ein Umdenken und eine Neuorientierung anstoße. Begleiter in diesem Prozess seien Ärztinnen, Ärzte, Gesundheitspersonal und insbesondere "Menschen, die beistehen, die ansprechbar und berührbar sind". Diese liebende Aufmerksamkeit für Kranke sei auch ein Wesensmerkmal Jesu. "Zuwendung und Hilfe in der Krankheit wird zum christlichen Identitätsmarker - in der Krankheit kann die Nähe Gottes erfahrbar gemacht werden", unterstrich Scheuer.
Ressourcen stärken
Daniel Neuböck, Leiter des Bereichs Seelsorge & Liturgie der Diözese Linz, betonte die hohe Qualität der Krankenhausseelsorge durch regelmäßige Weiterbildung. Seelsorgende seien rund um die Uhr erreichbar, unabhängig von Religion oder Weltanschauung. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag im System der Krankenhäuser, indem sie als Teil eines multiprofessionellen Teams agierten.
Doris Wierzbicki, diözesane Leiterin der Krankenhauspastoral, bezeichnete Krankheit als existenzielle Erfahrung, die Schock, Überforderung und Verzweiflung auslösen könne. Patienten und Angehörige müssten das bisherige Leben loslassen und sich auf ein Leben mit Krankheit einlassen - ein Prozess, der Zeit und Begleitung brauche. Hier setze die Krankenhausseelsorge an, besonders wenn medizinisches und pflegerisches Personal an Grenzen stoße.
Zuhören, Aushalten und Dasein seien oft entscheidend. Es könne bedeuten, einem sterbenden Patienten schweigend die Hand zu halten oder in schwierigen Momenten einfach präsent zu sein, ohne "kluge" Worte zu suchen. Auch kleine Gesten wie ein Segen oder die Zusage "Ich bete für Sie" hätten für Betroffene große Bedeutung. Seelsorgende böten auf Wunsch spirituelle Stärkung durch Rituale, Segnungen oder Wortgottesfeiern. Sie begleiteten Sterbende und unterstützten Angehörige mit Abschiedsritualen, so Wierzbicki.
Allein in Oberösterreich gibt es seelsorgliche Begleitung an 22 Krankenhäusern sowie in Palliativ- und Rehaeinrichtungen. Die 65 hauptamtlichen Seelsorgenden leisten jährlich etwa 80.455 Stunden Arbeit, koordiniert von einem vierköpfigen Team. Zusätzlich engagieren sich in der Diözese Linz auch rund 60 Ehrenamtliche mit etwa 9.500 Stunden pro Jahr in der Krankenhausseelsorge.
Quelle: kathpress